Nach Grundsatzbeschluss im Gemeinderat: Stadthallen-Chef geht mit Leiterin des Brücke-Museums ans Feintuning

Von Gert Ungureanu

Balingen. Die Balinger Kunstausstellungen gehen weiter: In der Stadthalle sollen 2016 Arbeiten des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner zu sehen sein. So der Grundsatzbeschluss des Balinger Gemeinderats (wir haben berichtet). Jetzt geht es, wie Stadthallen-Chef Ulrich Klingler sagt, ans "Feintuning".

Eine "gute Diskussion" habe es im Gremium gegeben, sagt Klingler rückblickend. Er selbst halte es für "außerordentlich gut und wichtig", in Balingen weiterhin mit großer Kunst unterwegs zu sein: "Es ist ein Pfund dieser Stadt. Es aufzugeben wäre schade gewesen." Mit Künstlern wie Miro und Picasso habe sich Balingen schließlich einen Namen als Kunststadt gemacht.

Keine ganz gewöhnliche Ausstellung soll diese letzte sein, die er in seiner Amtszeit als Stadthallen-Chef organisiert, versichert Klingler. Am 11. Februar will er in Berlin mit der Leiterin des Brücke-Museums, Magdalena Moeller, die Sache "festzurren". Das schließe auch den finanziellen Aspekt und eine genaue Kalkulation ein. Mit einem endgültigen Beschluss im Balinger Gemeinderat rechnet Klingler Ende Februar oder Anfang März.

Zum Gesamtkonzept verrät er vorab nur so viel: "So wurde Kirchner noch nie gezeigt." Kirchner (1880 bis 1938) gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Expressionismus. Er war Gründungsmitglied der Dresdner Künstlergemeinschaft "Brücke" (1905), und seine Arbeiten waren 1937 von den Nazis als "entartet" eingestuft worden. Viele wurden zerstört, andere verkauft. Im Mittelpunkt seines Schaffens stand die Darstellung des weiblichen Aktes in der freien Natur, ausgedrückt in farbkräftigen, impulsiven, teils kantigen Bildern.

Der große Expressionist Kirchner soll – sofern die Verträge zustandekommen und der Gemeinderat grünes Licht gibt – im Mittelpunkt des Balinger Kunstsommers 2016 stehen. Schwerpunktmäßig sollen Akte in der Landschaft zu sehen sein, erklärt Klingler. Vorläufiger Arbeitstitel der Schau: "Ernst Ludwig Kirchner – Modelle, Akte und Kokotten". Etwa zehn bis zwölf große Ölgemälde sollen in die Stadthalle kommen, dazu weitere 80 bis 100 Arbeiten auf Papier, "und vielleicht noch ein paar Grafiken".

Parallel zur Kirchner-Ausstellung soll es weitere Ausstellungen in der Rathausgalerie und in der Zehntscheuer geben, und eventuell auch einen Skulpturenpfad, der sie verbindet. Als Gegenpol zu den Arbeiten Kirchners könnte sich Klingler im Kleinen Saal eine Ausstellung mit rätselhaft-allegorischen Bildern des Leipziger Künstlers Neo Rauch vorstellen, die den Betrachter in eine befremdliche Traumwelt hineinziehen. Rauch, Jahrgang 1960, gilt als Wegbereiter der "Neuen Leipziger Schule" und ist einer der gefragtesten zeitgenössischen Künstler. Kuratorin des Balinger Kunstsommers 2016 soll wie bei den vergangenen Ausstellungen die Münchnerin Annette Vogel sein.

So weit die "Grobplanung". "Ein gewisser Unsicherheitsfaktor ist immer dabei", räumt Klingler ein und fügt hinzu: "Ich bin froh, dass ich dieses Zügle noch unter Dampf setzen kann. Fahren wird es freilich ein Anderer." Fest steht für Klingler vorerst: Vom 1. Juli bis 3. Oktober 2016 soll Balingen wieder zur Kunstmeile werden.