Die Fahnen weisen die Figuren den verschiedenen taktischen Einheiten zu. Foto: Feuerwehr Balingen

Neues Ausbildungssystem der Balinger Jugendfeuerwehr verbreitet sich in ganz Deutschland.

Balingen - Kleine gelbe Figuren und ein Koffer voller Einzelteile ziehen von Balingen hinaus in die weite Welt: Das neue Ausbildungssystem der Balinger Jugendfeuerwehr soll das Lernen erleichtern und wird von immer mehr Feuerwehren bundesweit übernommen.

Wer hätte das gedacht: In Zeiten von Smartphones und Apps sind es ausgerechnet ein paar Legomännchen, die eine kleine Revolution anstoßen. "BalFeu" nennt sich das neue Ausbildungssystem der Balinger Jugendfeuerwehr, das seit einigen Monaten bundesweit immer häufiger übernommen wird.

"Ich weiß von mindestens 50 Wachen in Deutschland, die sich das System anschaffen wollen oder es schon nutzen", sagt der stellvertretende Stadtjugendwart der Balinger Feuerwehr, Markus Häusel.

Erstmals hätten er und seine Kollegen vor rund eineinhalb Jahren die Idee gehabt, dass sie die Ausbildung für den Feuerwehrnachwuchs im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren gerne praxisnäher gestalten würden. "Bisher wurden die Jugendlichen im Theorieteil mit Powerpoint-Präsentationen oder Magnetbildern geschult." Dabei habe aber immer eine große Lücke zwischen Theorie und Praxis geklafft, da es gerade den Jugendlichen schwerfalle, das theoretisch Gelernte ins Praktische zu übertragen.

Irgendwann kam dann die Idee, diese Lücke mit Legofiguren und -teilen zu füllen. Im Sommer des vergangenen Jahres wurde "BalFeu" zum ersten Mal bei einem Lehrgang der Jugendfeuerwehr, der gemeinsam mit der Kinderfeuerwehr rund 100 Kinder und Jugendliche angehören, benutzt. Häusel begann damals gleich, Idee und Aufbau des Systems in einem Bericht festzuhalten, um ihn kostenlos auf der Internetseite der Feuerwehr zur Verfügung zu stellen: "Wir wollten keinen Kommerz, sondern was Neues, Cooles schaffen."

Neben neun Feuerwehr-Legofiguren, neun Fähnchen mit den taktischen Zeichen der verschiedenen Gruppen und zehn Lego-Schnüren, die Schläuche darstellen, werden weitere Einzelteile von Lego, laminierte Magnetkarten mit Bildern und Zeichnungen von Einsatzorten und Fahrzeugen sowie ein Koffer benötigt, in dem das gesamte System verstaut wird.

Auf rund 150 bis 200 Euro schätzt Häusel die reinen Anschaffungskosten. Hinzu kämen einige Stunden an Bastelarbeit, um beispielsweise die Fähnchen mit den richtigen Zeichen zu versehen oder um Magnete an den Legoteilen zu befestigen.

Mit "BalFeu" sollen die Jugendlichen nicht nur auf spielerisch-anschaulichem Weg den Ablauf von Einsätzen lernen. Das System soll auch "multifunktional" sein, wie Häusel betont: Dank der Magnete ist kein Tisch für den Aufbau nötig. Zum Beispiel kann die Tür eines Feuerwehrautos gleich im Anschluss an eine Übung als Magnettafel dienen. "So ist auch eine spontane Zwischenbesprechung direkt vor Ort möglich."

Welche taktische Einheit nimmt welchen Platz im Wagen ein? Wer ist am Einsatzort für welchen Teil des Aufbaus mit Hydrant, Verteiler und Schläuchen zuständig? Diese und weitere Fragen lernen die Jugendlichen im ersten Theorieteil zu beantworten. "Dazu gibt es Arbeitsblätter, die Jeder mit nach Hause nimmt, damit er sich nicht an zweifelhafte Internetquellen wendet", erklärt Häusel.

Im zweiten Schritt findet die Übung draußen mit dem echten Einsatzfahrzeug statt, die Theorie wird aber noch miteinbezogen. Erst im dritten Teil der Ausbildung sollten die Legomännchen nicht mehr nötig sein, denn dann geht es an die reine Praxis.

In den letzten Monaten seien viele positive Rückmeldungen und Anfragen von anderen Feuerwehren im ganzen Land gekommen, berichtet Häusel stolz. Seit einer Woche läuft eine besondere Aktion im Zusammenhang mit "BalFeu": "Wir haben zweien unserer Männchen für ein Jahr Urlaub gegeben und schicken sie raus nach Deutschland und in die Welt", sagt Häusel. Andere Feuerwehren sind aufgerufen, die Figuren für ein paar Tage zu beherbergen, ein Foto von ihnen zu machen und es per Mail nach Balingen zu schicken. "Wir laden es dann auf unserem Blog hoch, und in einem Jahr küren wir den Gewinner." In der Jury sitzt unter anderem OB Helmut Reitemann.

 Weitere Informationen: http://www.diereise.balfeu.de; http://www.jugendfeuerwehrbalin gen.de