Auf dem Tisch liegt das, woraus Keisuke Teramoto seine böhmische Volksharfe bauen wird. Seine Frau Tomoko Nakai schaut ihm bei der Arbeit über die Schulter. Foto: Schwarzwälder-Bote

Eric Kleinmann leitet Harfenbau-Workshop im Haus der Volkskunst / Teilnehmer kommen aus der ganzen Welt

Von Gert Ungureanu

Balingen-Dürrwangen. Keisuke Teramoto ist Musikwissenschaftler aus Tokio, Claire ist studierte Harfenistin aus Frankreich, Massimo ist Italiener. Auch zwei Profi-Musiker aus Patagonien waren da, und ein paar Laien: Die Teilnehmer am Harfenbau-Workshop mit Eric Kleinmann kommen aus der ganzen Welt.

Eine Woche lang schleifen, leimen, hämmern und streichen sie in der Werkstatt im Haus der Volkskunst – täglich acht Stunden lang. Sie sind im Haus der Volkskunst untergebracht, und an den Abenden sitzen sie noch beisammen. Mal gibt es eine Harfen-Session, mal eine Infoveranstaltung, und es werden Freundschaften geknüpft. Am Ende hat jeder eine spielbare böhmische Volksharfe gebaut.

Eigentlich sei eine Woche zu kurz dafür, meint Kleinmann. Er selbst benötige für zwei Harfen einen ganzen Monat. Harfe sei eben nicht gleich Harfe, erzählt er ganz nebenbei. Die Barockharfe von Händel sei zwei Meter zehn hoch und habe 100 Saiten, die irische Harfe sei hingegen ganz klein.

Damit die Kursteilnehmer am Ende der Woche eine spielbare Harfe nach Hause mitnehmen können, müsse er das Material vorbereiten. "Aber nach einer Woche wissen sie immerhin, warum eine Harfe nicht für’n Appel und’n Ei zu haben ist", meint Kleinmann.

Gerade das Material hat es in sich: Es sind Jahrhunderte alte Fichten, die in 1400 Meter Höhe in der Schweiz wachsen – "sehr engjährig, möglichst Klangholz". Nur der geschwungene Hals werde aus Hartholz gefertigt, erklärt er: "Der ist statisch sehr belastet." Alles in allem ist das fertige Instrument sehr leicht – unter fünf Kilogramm

Der 62-jähriger Harfenbauer aus Rangendingen, der den Sommer-Workshop in Dürrwangen bereits seit fünf Jahren anbietet, hat sich den Beruf selbst beigebracht. "So was kann man nirgendwo lernen", meint er schmunzelnd. 35 Jahre sei es her, dass er bei dem Musiklehrer Tibo Ehlers in der Werkstatt gewesen sei. Hinzu kam, dass er damals mit einer Harfenistin verheiratet war. Für sie habe er seine erste Harfe gebaut. "Eine Bekannte, die sie sah, wollte auch eine haben", erinnert er sich. So kam es, dass der gelernte Textilgrafiker begann, Zupfinstrumente zu bauen.

"Irgendwann war im Textilbereich der Ofen aus, ich hatte mehr Aufträge mit Harfen als mit Textilgrafik." Und manchmal habe er so viele Aufträge, dass er noch zwei, drei Mitarbeiter beschäftigen könnte. "Aber dann hätten die Instrumente nicht mehr die gleiche Qualität wie meine."

Diese Qualität ist es, die weltweit gefragt ist: "Ich habe Kunden von Grönland bis in die Antarktis", sagt er. "Denn wenn ich allein auf die Kunden in Deutschland angewiesen wäre, könnte ich davon nicht leben."

Seine Kontakte knüpft er unter anderem, wenn er als Gastdozent unterwegs ist. Keisuke Teramoto habe beispielsweise für ihn in Tokio gedolmetscht. Als er zum ersten Mal eine böhmische Volksharfe gesehen habe, habe er sich gewünscht, ein solches Instrument auch einmal zu bauen.

Jetzt habe er nicht nur Gelegenheit, dieses bauen, sondern auch, das Instrument öffentlich zu spielen: am 29. August ab 19.30 Uhr in der Altenhoferstraße 3 in Bodelshausen – in einem der ältesten Häuser im Ort, gebaut im Jahr 1480.

Und seine Frau, die Malerin Tomoko Nakai, wird ihre Arbeiten ausstellen – zerriebene Mineralien auf Holz.