SWR-Wortkünstler Andreas Müller spielt in Balinger Stadthalle zwei Mal vor ausverkauftem Haus

Von Renate Deregowski

Balingen. Ein Mann, 1000 Stimmen: Kein Politiker, kein Sportler, kein Promi, den Andreas Müller nicht im Repertoire seines neuen Programms hat.

Mit gekonnten Parodien und frechen Sprüchen bescherte er dem Publikum in der Balinger Stadthalle gleich an zwei Abenden Lachtränen und Bauchkrämpfe.

Andreas Müller kennt man aus dem Radio. In Balingen zeigte der Sprachjongleur Gesicht und feierte am Sonntagabend mit seinem neuen Programm offiziell Premiere. Dem Publikum gönnte er von der ersten Sekunde an keine Verschnaufpause.

Mit einem wahren Buchstabensalat begrüßte er die Zuschauer, sodass diese genauer hinhören mussten. Silben und Buchstaben fanden sich an anderer Stelle wieder, ergaben nach kurzer Eingewöhnungszeit dann aber doch Sinn.

Müllers Erklärung für diese Verschlüsselungstaktik: Die Gesellschaft befinde sich im "Leak-Zeitalter". Ausspähen und Enthüllen sei an der Tagesordnung. In seinem rasanten Programm kannte Andreas Müller weder Punkt noch Komma. Ohne Pause zog er über Fehltritte von Politikern her oder zog ihnen doch gleich die Kleidung aus, indem er sie auf Röntgenbildern in typischer Pose präsentierte. Auch die wirtschaftliche Situation Griechenlands ließ Müller nicht außen vor: Sich selbst am Piano begleitend, kommentierte er die Geschehnisse mit seiner umgetexteten Version des Nana-Mouskouri-Schlagers als "Keine Kohle in Athen".

Doch Andreas Müller setzte noch eins drauf: Als Ein-Mann-Show gab er etwa ein fiktives Gespräch zwischen den Altkanzlern Helmut Kohl und Helmut Schmidt wieder. Oder er vereinte in sich gleich die gesamte deutsche Fußballnationalmannschaft inklusive "Bundescremer" Jogi Löw und ließ "die, wo gwinne wellet", zu Wort kommen.

Außerdem griff Müller immer wieder zu einem der sechs Pianos oder zwei Gitarren und sang bekannte Lieder mit eigenem Text. Auf einer Leinwand flimmerten etliche Male kurze Videoschnipsel, die er kommentierte oder gleich ganz neu vertonte.

Über dieses Feuerwerk an Parodien lachte sich das Balinger Publikum an zwei Abenden schlapp und entließ den Wortkünstler Andreas Müller erst nach viel Beifall.