Wurzeln des Star-Kabarettisten liegen in der Eyachstadt / Zu Hause legt er das Hochdeutsch sofort ab

Von Claudius J. Erb Balingen. Das badische Niedereschach sonnt sich im Glanz des derzeit wohl berühmtesten Sohnes der Gemeinde. Dabei ist der Star-Kabarettist Christoph Sieber erstens Schwabe und zweitens ein waschechter Balinger.Die Geschichtsbücher oder zumindest die meisten Rezensionen müssen umgeschrieben werden. Balingen kann darauf pochen: Der preisgekrönte Kabarettist Christoph Sieber, der seit Beginn dieses Monats seine eigene Sendung im SWR-Fernsehen hat, ist im Wortsinn ein Kind der Eyachstadt. Am 19. Januar 1970 wurde er in Balingen geboren.

Es sei höchste Zeit, die "große Niedereschach-Lüge" aus der Welt zu räumen, gesteht der mit unseren Recherchen konfrontierte 30-Jährige schmunzelnd. Zugegeben: Sieber hat "nur" sein allererstes Lebensjahr in Balingen verbracht. Aber das erste Jahr sei "gerade für einen Kabarettisten das wichtigste Jahr im Leben", scherzt er. Und tatsächlich verbindet den zunächst nach Niedereschach und dann in die bundesdeutsche Kabarett-Welt ausgezogenen Spaßmacher noch einiges mit seinen Zollernälbler Ursprüngen.

Sein Vater, der bis vor kurzem als Bürgermeister die Geschicke Niedereschachs bestimmte, ist Binsdorfer. Christoph Siebers Oma hat lange Jahre in Binsdorf gewohnt, wo er noch "entfernte Verwandtschaft" hat. Solche Verbindungen bestehen auch zur gleichnamige Metzgerei in Geislingen, wo der junge Balinger früher "Saitenwürstle" geknabbert hat. Christoph Siebers Gastspiel im September hätten viele dieser Verwandten miterlebt.

Auch nach Balingen gibt es Bande: Die Großeltern mütterlicherseits, die lange hier lebten, hat Sieber regelmäßig besucht. Und zu seiner Zivildienstausbildung in Bodelshausen gehörte ein Rollstuhl-Testschieben durch die Balinger Innenstadt. Heute bleibt dem vielbeschäftigten Kabarettisten wenig Zeit für Trips in die Heimat. Allerdings führt er Freunde regelmäßig auf die Zollernburg, weil die "einfach super liegt".

Muss, wer zwischen Alb und Baar aufwächst, zum Komiker werden? Zumindest spreche einiges dafür, dass die "ländliche Provinz" Kabarettisten hervorbringe, meint Sieber. Mathias Richling und Harald Schmidt seien weitere Beispiele für einen solchen Werdegang. Wie Richling und Schmidt war übrigens auch Sieber im katholischen Niedereschach Ministrant.

"Viel Zeit, viel Langeweile", betreibt Christoph Sieber Ursachenforschung für seine Hinwendung zur Spaßmacherei: "Bis zum 18. Lebensjahr kam ich nicht raus. Da kommst du dann auf dumme Gedanken." Auch die berufliche Laufbahn seines Vaters habe sicher Einfluss auf seine Berufswahl gehabt und darauf, dass Sieber kein kabarettistischer Haudrauf ist. Er habe Verständnis für die oft harsch kritisierte Berufsgruppe Anders als Bundespolitiker müssten Lokalpolitiker "dafür geradestehen, was sie machen."

Als Newcomer und Shootingstar wird Christoph Sieber derzeit gefeiert. Dabei steht der Mann, der an der renommierten Folkwang-Hochschule in Essen Pantomime studiert hat, bereits seit zehn Jahren auf der Bühne. Am Fließband hat er Auszeichnungen eingeheimst, darunter das "Fohlen von Niedersachsen", den deutschen Fachmedienpreis, den Rostocker Kabarettpreis, den nordrhein-westfälischen Kleinkunstpreis sowie in diesem Jahr den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg.

Weiterer Meilenstein seiner Karriere ist nun die "Spätschicht" im SWR-Fernsehen, die einmal im Monat nach Wieland Backes’ "Nachtcafé" läuft. Der Start der Sendung, die komödiantische Gäste bereichern, sei vielversprechend, aber auch noch "ausbaufähig" gewesen: "Man muss sich eine Seher-Gemeinde erarbeiten."

Vor der Kamera und auf der Bühne spricht Sieber übrigens lupenreines Hochdeutsch, das er aber sofort abgelegt, wenn er auf Heimatbesuch ist. Sonst giltscht du als abgehoben", sagt Sieber, der nach eigenen Angaben ein "Badisch-Schwäbisch-Gemisch schwätzt". Schließlich sei er angesichts seiner Vita die "gelebte Wiedervereinigung" von Baden und Württemberg.