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Volksbank hat Interessenten für Steinle-Areal an der Hand und beantragt Änderung des Regionalplans.

Balingen - Das Steinle-Areal an der Wilhelm-Kraut-Straße in Balingen liegt seit vielen Jahren brach – geht es nach der Eigentümerin, der Volksbank Hohenzollern-Balingen, aber nicht mehr lange: Sie will dort einen Lebensmitteldiscounter ansiedeln und hat nun einen Vorstoß beim Regionalverband unternommen.

Für die Volksbank ist es der nächste Versuch, für das Gelände schräg gegenüber von Bizerba eine gute Lösung zu zimmern. Ursprünglich hatte die damals noch eigenständige Volksbank Balingen das Areal in den 1990er-Jahren mit dem Hintergedanken gekauft, dort womöglich einmal die neue Unternehmenszentrale zu errichten. Diese Pläne sind spätestens seit der Fusion mit der Volksbank Hohenzollern vom Tisch. Statt für eigene Zwecke soll das Gelände nun für großflächigen Handel genutzt werden – dabei indes gerät die Volksbank regelmäßig mit den Bestimmungen des Regionalplans sowie jenen des Balinger Marktgutachtens in Konflikt.

Konkret geht es derzeit um die Ansiedlung eines Lebensmitteldiscounters. Einen Interessenten, der großes Interesse habe, an der Wilhelm-Kraut-Straße einen Markt zu erreichten, habe man an der Hand, sagt Volksbank-Vorstandsmitglied Franz Steinhart im Gespräch mit unserer Zeitung. Allein: Die Vorgaben der Raumordnung machen diesen Plan derzeit unmöglich.

Laut der derzeitig gültigen Raumnutzungskarte ist das Steinle-Areal als eine sogenannte Siedlungsfläche Wohnen und Mischgebiet ausgewiesen – in direkter Nachbarschaft zu zwei Siedlungsflächen Industrie und Gewerbe (Bizerba, Goethe-/Schillerstraße). In etwas weiterer Entfernung liegen die Balinger Innenstadt und damit laut Raumplanung der Zentralörtliche Versorgungskern sowie das Gewerbegebiet Gehrn als sogenannter Ergänzungsstandort für großflächigen Einzelhandel.

Laut dem derzeit gültigen Recht wäre auf dem Steinle-Areal Einzelhandel mit nicht innenstadtrelevanten Sortimenten – etwa ein Möbel- oder ein Baumarkt, aber auch ein Handel mit KfZ-Zubehör – bis zu einer Größe von jeweils 800 Quadratmetern möglich, nicht aber, wie es die Volksbank wünscht, ein großer Lebensmitteldiscounter.

Genau das nennt Volksbank-Vorstand Steinhart "ärgerlich". In Balingen gebe es laut Gutachten eine deutlich unterdurchschnittliche Versorgung mit Lebensmitteldiscountern. Für die Ansiedlung eines solchen sei das Steinle-Areal ideal: verfügbar, groß genug, verkehrsgünstig gelegen und damit für jedermann gut erreichbar. Ein Discounter an dieser Stelle würde die Versorgungs- und damit die Lebsnsqualität in Balingen deutlich steigern, so Steinhart.

Um dort den Weg für einen großen Lebensmittelmarkt frei zu machen, hat die Volksbank nun einen Vorstoß beim Regionalverband Neckar-Alb unternommen: Dem Gremium liegt der Antrag auf Änderung des Regionalplans zur Prüfung vor. Entweder, so das Ansinnen der Volksbank, solle das Gewerbegebiet Gehrn nach Norden oder aber der Zentralörtliche Versorgungskern nach Süden hin ausgedehnt werden, so dass das Steinle-Areal in einem der beiden liegen würde.

Gegen dieses Anliegen bestehen bei der Balinger Stadtverwaltung Bedenken – insbesondere, was die planungsrechtliche Erweiterung der Innenstadt anbelangt. Die Grenze für den Zentralörtlichen Versorgungskern verläuft derzeit an der Spitalstraße; bis hinaus zum Steinle-Areal wäre es ein "Riesenschritt", sagt Baudezernent Michael Wagner, der "raumordnerisch wohl nicht darstellbar" und "fachlich nicht zu rechtfertigen" wäre.

Anderen Einzelhandel gebe es in diesem Bereich entlang der Wilhelm-Kraut-Straße nicht. Und die engen Grenzen, die die Balinger Stadtverwaltung mit dem Marktgutachten für den Versorgungskern gezogen habe, hätte gerade dazu beigetragen, dass sich die Balinger City zu einem attraktiven Einkaufsort entwickelt habe.

Dass ein großer Lebensmitteldiscounter an dieser Stelle für Kunden attraktiv wäre bezweifelt Wagner nicht. Er fürchtet indes um die Auswirkungen: weniger Kunden in der City. Anders wäre das mit einem Lebensmittelmarkt auf dem Strasser-Areal gewesen: Dieser hätte den Innenstadthandel gestärkt. Hätte, hätte: Die Pläne dort haben sich bekanntlich zerschlagen.

Wie es mit dem Anliegen der Volksbank weitergeht, entscheidet sich in den nächsten Wochen und Monaten in den Ausschüssen und Versammlungen des Regionalverbands. Wird der Antrag dort abgelehnt, will die Volksbank gleichwohl nicht aufgeben: Dann werde man eine Ausnahmegenehmigung für den Lebensmittelmarkt beantragen, sagt Franz Steinhart: Laut der geplanten Fortschreibung des Regionalplans sollen Einzelhandelsgroßprojekte, die der Grundversorgung dienen, auch außerhalb der Zentralörtlichen Versorgungskerne möglich sein. Für die "attrraktive Lösung für Balingen" wolle man kämpfen, betont Franz Steinhart.