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Ortschaftsrat und Schulgremien erneut mit klarem Votum. Umbau-Varianten "völlig unzureichend".

Balingen-Frommern - Anbau oder Umbau am Schulzentrum Frommern? Diese Frage haben der Ortschaftsrat und die Gremien der Schule erneut und wiederum mit großem Nachdruck beantwortet. Die von der Stadtverwaltung vorgelegten Umbauvarianten seien "völlig unzureichend" – und würden die ohnehin schon prekäre Situation sogar noch verschlimmern.

Dementsprechend hat der Ortschaftsrat am Donnerstag gefordert, dass der Gemeinderat schnell einen Grundsatzbeschluss in der Sache treffen müsse, damit 2017 mit den Planungen für den Anbau beginnen können. Das dafür notwendige Geld solle im Haushalt bereitgestellt werden. Ebenso seien die Zuschussanträge für das Vorhaben zu stellen.

Grundsätzlich sind die Ortschaftsräte, die Schulleitung, die Lehrerkonferenz sowie der Gesamtelternbeirat der Meinung, dass ein Umbau, in welcher Art auch immer, auf Dauer keine Lösung ist. Vielmehr müsse dringend mehr Raum her, sagte der neue stellvertretende Schulleiter Hans-Peter Abt im Ortschaftsrat. Abt ist seit Beginn des Schuljahrs am Frommerner Schulverbund tätig, die große Raumnot sei deutlich spürbar, sagte er. Durch einen Umbau würde diese Not noch größer.

Genau das haben mittlerweile auch die aktualisierten Berechnungen des Regierungspräsidiums Tübingen (RP) ergeben. Die Balinger Stadtverwaltung hatte, sehr zum Ärger in Frommern, zunächst falsche Angaben zum Schulraum gemacht, der zur Verfügung steht: Mit in die Kalkulation einbezogen und als "Schulraum" angegeben wurden etwa das Foyer der Festhalle, Flure oder der Fahrradkeller. So hatte das RP den zur Verfügung stehenden Raum zunächst als "ausreichend" bewertet. Mittlerweile aber haben die Tübinger die Enge registriert, Ergebnis: 450 Quadratmeter Um- oder Anbau würden mit einem Drittel der Kosten durch Landesmittel bezuschusst.

300 Quadratmeter hätten sie am Frommerner Schulzentrum gerne – für den Anbau, in dem das gemeinsame Lehrerzimmer der beiden früher getrennten Schulen nahe dem Ehrenmal (Foto) untergebracht würde. Dieses gemeinsame Lehrerzimmer bezeichnen Schulleiter Martin Kettner und Ortsvorsteher Hans Uhl unisono als unverzichtbares "Herzstück" des Schulverbunds. Dort, wo die insgesamt 80 Lehrer des Schulverbunds derzeit untergebracht sind – zwei Zimmer mit jeweils 70 Quadratmetern – könnten dringend notwendige neue Unterrichtsräume entstehen. 800 Schüler pauken am Schulzentrum Frommern. Es ist die zweitgrößte Schule der Stadt. Für sie stehen 35 Klassenzimmer zur Verfügung. Dringend benötigt werden auch Technik-. Gruppen- und Nebenräume.

Warum die Stadtverwaltung unbedingt auf einem Umbau besteht, ist für die Frommerner unerklärlich. Drei Umbauvarianten hat das Hochbauamt der Stadt mittlerweile vorgelegt, allesamt werden sie von den Frommernern als "Unsinn" bewertet, schlimmer noch: Die jüngste Variante, die einen umfassenden Umbau des Realschul-Erdgeschosses vorsieht, bringe sogar die Gefahr mit sich, den Schulbetrieb massiv zu gefährden, weil weite Teile des Gebäudes über eine lange Zeit nicht Verfügung stehen.

Ob diese Variante kostengünstiger ist als ein Anbau, ist unklar – die Stadtverwaltung habe weiterhin keinerlei Kalkulationen vorgelegt, sagte Ortsvorsteher Uhl. Ortschaftsrätin Angela Godawa bezeichnete das als "respektlosen Vorgang": Ohne Kalkulation könne das Gremium, könne auch der Gemeinderat keine Entscheidung treffen.

Günther Meinhold wertete dies als einen "Versuch, das auszusitzen" – davon sei er "maßlos enttäuscht": "Wenn man den Schulverbund kaputt machen will, dann muss man genau so weitermachen", sagte Meinhold. Auch Ulrich Teufel äußerte den Verdacht, die Stadtverwaltung wolle das Vorhaben angesichts der derzeit laufenden Haushaltsberatungen hinauszögern.

Die Kalkulation für den Anbau, erstellt vom Architekturbüro Schairer, steht: 770 000 Euro würde dieser kosten. Uhl vermutet, dass es am Ende wohl 900 000 werden könnten. Abzüglich des Zuschusses müsste die Stadt also 600 000 Euro aus eigener Tasche bezahlen. Ein Umbau wäre – optimistisch gerechnet – laut Uhl für die Stadt wohl nur etwa 100 000 Euro günstiger. Für diesen "Streitwert" gehe man angesichts der vielen Vorteile, die ein Anbau biete, gerne in den Kampf.

Dies auch im persönlichen Gespräch: Zur nächsten Ortschaftsratssitzung soll Oberbürgermeister Helmut Reitemann eingeladen werden – verbunden mit der Bitte um Erklärungen.