Aus solchen Behältern sprüht der "Hagelflieger" eine Silberiodid-Aceton-Mischung auf die Gewitterwolken. Foto: Kraufmann

Ein Jahr nach dem Unwetter: Ein Hagelflieger für den Zollernalbkreis steht bislang nicht auf der Startbahn.

Zollernalbkreis - Mehr als 50 Millionen Euro Schaden hat der Hagel am 6. August 2013 im Zollernalbkreis angerichtet. Dennoch ist hier die Vorbeugung gegen ähnliche Unwetter nicht vorangekommen – anders als im Nachbarkreis Reutlingen.

Schäden des schweren Hagels im vergangenen Jahr sind im Zollernalbkreis mancherorts noch immer zu erkennen. Bis zu hühnereigroße Hagelkörner hatten vor einem Jahr unter anderem in Hechingen, Binsdorf, Ostdorf und Owingen schwere Schäden an Dächern und Autos verursacht.

Der Kreis Reutlingen war eine starke Woche zuvor noch schwerer getroffen worden: Am 28. Juli ging dort der – gemessen an den materiellen Schäden – schlimmste Hagelsturm der deutschen Geschichte nieder: Geschätzt mehr als eine Milliarde Euro mussten die Versicherungen bezahlen.

Gegen solche Unwetter will man im Nachbarkreis künftig gewappnet sein. Im Juli dieses Jahres hat sich deshalb der "Verein zur Hagelabwehr im Landkreis Reutlingen" gegründet. Er soll vor allem einen so genannten "Hagelflieger" finanzieren – und bekommt dabei finanzielle Unterstützung, wie der Reutlinger Kreistag unlängst beschlossen hat.

Das "Hagelflieger"-Flugzeug steigt bei drohenden Unwettern auf, um die Wolken mit einer Silberiodid-Aceton-Mischung zu besprühen. Das verhindert, dass die Hagelkörner eine bestimmte Größe überschreiten können.

Im Schwarzwald-Baar- sowie im Rems-Murr-Kreis ist bereits ein solches Flugzeug im Einsatz – und bald auch über Reutlingen. Im Zollernalbkreis fehlt hingegen bislang eine Initiative zur Gründung eines Hagelabwehr-Vereins nach dem Vorbild Donaueschingens oder Reutlingens.

Davon sei der Kreisverwaltung nichts bekannt, heißt es auf Anfrage aus dem Landratsamt. "Im Rems-Murr-Kreis ging unseres Wissens die Initiative beispielsweise von der dort ansässigen Obst- und Wein-Wirtschaft aus und wurde von den Städten und Gemeinden mit unterstützt", berichtet Pressesprecherin Ulrike Geiser.

Das Landratsamt verfolge nach wie vor die Entwicklungen zum Thema "Hagelflieger" und die Erfahrungen in anderen Landkreisen. Ein Vertreter des Kreises habe sich bei einer Veranstaltung im Rems-Murr-Kreis darüber informiert. Konkreter ist dieses Thema noch nicht geworden.

Der Kreis Reutlingen lässt sich die Hagelabwehr dieses Jahr eine einmalige Unterstützung von 40.000 Euro kosten. 10.000 Euro bringt der Verein selbst auf. Für das Haushaltsjahr 2015 muss dann wieder neu verhandelt werden.

Falls, wie derzeit im Gespräch, Versicherungen in die finanzielle Unterstützung des Projekts einsteigen, kann der Reutlinger Hagelflieger im kommenden Jahr aber vielleicht ganz ohne Unterstützung der öffentlichen Hand an den Start rollen. Und im Zollernalbkreis?