Zum ersten Mal in Berührung mit Hip-Hop kam "Hasan A", wie er sich heute nennt, in der Schule bei einer Breakdance-Aufführung. Foto: Maier

17-Jähriger seit seiner Kindheit Hip-Hopper. Vom "Gangster-Rapper-Image" distanziert er sich.

Balingen - Im Alter von zehn Jahren hat Hasan Akkiz aus Frommern sein erstes Lied aufgenommen, mit 13 stand er schon im Studio und bekam Probleme mit der Polizei. Als Gangster-Rapper sieht er sich aber nicht.

Angefangen hat alles wie bei vielen talentierten Rappern: Zum ersten Mal in Berührung mit Hip-Hop kam "Hasan A", wie er sich heute nennt, in der Schule bei einer Breakdance-Aufführung. "Ich war acht oder neun Jahre alt, als ich richtig Lust auf Hip-Hop bekam", sagt der heute 17-Jährige.

Sein älterer Bruder habe damals Hip-Hop gehört und Graffiti gesprüht. Über ihn sei er selbst an die ersten Aufnahmen von Künstlern wie Samy Deluxe, Sido oder Bushido gelangt, die ihn bis heute geprägt hätten, wie er sagt. Schreiben habe er schon immer gut gekonnt, in Deutsch sei er ein Zweier-Kandidat gewesen: "Ich war schon immer ein Poet", sagt er.

Im Jugendtreff in Albstadt hätten ihm ältere Freunde mal einen Beat vorgegeben, und er sollte darauf rappen. Die Rückmeldungen seien damals schon gut gewesen, und so fing er mit einem Kumpel an, per Playstation-Mikrofon am Laptop eigene Songs aufzunehmen. "Am Anfang haben wir ein Schnittprogramm und Beats runtergeladen und unsere ersten Songs in einer leeren Halle aufgenommen", erzählt Akkiz.

Doch als er gerade einmal 13 Jahre alt war, wurde es schon professioneller: Er lernte den Produzenten von "Aydin Recordz" kennen, der ihn in sein Studio einlud – und sofort begeistert war: "Der hat gesagt, ich hätte die neue Bushido-Stimme." Sie hätten gleich angefangen, Texte zu schreiben, vieles aufgenommen und auch einiges wieder gelöscht.

"Ich habe aber auch Scheiße gebaut, mit 13 schon Kippen und Shisha geraucht." Die Polizei habe ihn und seine Freunde im Studio observiert, erzählt er. Eines Tages sei er in das Rektorat seiner Schule bestellt worden – "da lagen dann plötzlich Fotos auf dem Tisch, die zeigten, wie ich geraucht habe." Damals habe er ohnehin Probleme in der Schule gehabt, sagt er.

Etwa zur gleichen Zeit nahm Akkiz auch sein erstes Video auf. Bis heute hat keines seiner Videos auf YouTube mehr Klicks: "Was mein Geld angeht" ist eine Parodie auf "Was mein Auto angeht" von MoTrip. Damit habe er sich in Balingen schon einen Namen gemacht. Fast jeder in der Stadt würde es kennen, glaubt er. "Das Feedback von anderen Rappern war echt krass, die haben den Inhalt echt gefeiert."

Weniger gefeiert wurde das Video vom Autohersteller Mercedes: "Wir hatten für den Dreh einige AMGs ohne Nummernschild und am Anfang des Videos wird ein Mercedes-Stern eingeblendet", erzählt er. Da nichts davon angemeldet wurde, sei prompt eine Unterlassungsklage von Mercedes gekommen.

Aber "Hasan A" war mit einem Schlag ein bekannter Name in Balingens Hip-Hop-Szene. "Zwei Tage nach der Veröffentlichung war ich in Balingen unterwegs und es kamen locker 50 ›Kanaken‹ auf mich zu, die mich wiedererkannt haben", so Akkiz. Generell sei es ein wichtiges Ziel für ihn, zumindest lokal bekannt zu werden: "Ich will mal als Balinger Legende sterben."

Inzwischen ist Akkiz gereift, ebenso das Studio von "Aydin Recordz". Über neue Kontakte konnten er und seine Kollegen das Studio ausbauen, mittlerweile habe es einen Wert von 20.000 Euro, allein ein Mikrofon koste 1600 Euro.

Akkiz weiß nun, dass er kein typischer Gangster-Rapper sein will. Er verstehe nicht, warum sich die vielen sogenannten Gangster-Rapper dieses Image geben, obwohl sie in Wahrheit ein anderes Leben führten. Stattdessen verarbeitet er Themen aus dem eigenen Leben, seine Lieder seien oft emotionale Stützen für andere. So hat er zum Beispiel in "Du wolltest gehen" seinen Kummer verarbeitet, den er nach einer schmerzhaften Erfahrung mit einem Mädchen hatte. "Nachdem das Lied raus war, haben mich zig Mädchen angeschrieben, die das Lied in Dauerschleife hörten."

Und bei seinem neuesten Lied, "Zeig wer du bist", das er im vergangenen Sommer aufgenommen hat, erzählt er die Geschichte eines Freundes, der Drogenprobleme hatte. Er habe ihn ins Studio eingeladen und sich alles erzählen lassen. Daraus sei der Text für das Lied entstanden, das heute anderen hilft, sich zu motivieren. Ein Kumpel höre es häufig beim Training, um länger durchzuhalten. In seinen Texten steht Akkiz immer wieder für Toleranz und Durchhaltevermögen ein. "Es ist nie zu spät etwas zu ändern", sagt er.

Für 2017 habe er sich fest vorgenommen, seine erste EP zu veröffentlichen, ein Mini-Album also. Außerdem wolle er eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker anfangen. Gerade jetzt, nachdem er seine erste Ausbildung zum Flaschner krankheitsbedingt abbrechen musste, sei er besonders froh, dass er trotz allem seine Mittlere Reife abgeschlossen hat. Mit dieser Sicherheit sei es sein Traum, "mit Anfang 20 richtig loszulegen" – und am liebsten einen Plattenvertrag abzuschließen.