Handball: An den Planungen des HBW für eine weitere Erstliga-Saison ändert das nichts.

Der taumelnde Handball-Bundesligist HSV Hamburg kämpft weiter um die Lizenz für die kommende Saison und lässt damit den sportlichen Absteiger und potenziellen Nachrücker HBW Balingen-Weilstetten im Unklaren.

Nachdem die Handball-Bundesliga (HBL) den Hanseaten die Spielberechtigung sowohl im ersten als auch im zweiten Anlauf verweigert hatte, greift der Champions-League-Sieger 2013 nun auch nach dem letzten Strohhalm. Wie das Hamburger Abendblatt berichtete, beschloss die Klubführung am Donnerstagabend nach vierstündiger Sitzung vor das Schiedsgericht der Bundesliga zu ziehen. Allerdings soll zuvor ein Sportrechtler die Chancen des HSV einschätzen. "Wir haben beschlossen, den Gang vor das Schiedsgericht intensiv zu prüfen. Wir haben einen Externen identifiziert, von dem wir überzeugt sind, dass er uns eine zuverlässige Einschätzung geben kann", so HSV-Präsident Frank Spillner gestern. Eine Entscheidung, ob der HSV dann tatsächlich vor dem Schiedsgericht vorstellig wird, entscheidet sich nicht vor dem kommenden Dienstag.

Eine mögliche Verhandlung würde zwischen dem 25. und dem 30. Juni stattfinden. Dabei wird allerdings nur das bisherige Verfahren auf eventuelle Fehler oder falsche Bewertungen geprüft. Den Lizenzantrag mit neuen Bürgschaften oder Kalkulationen aufbessern, ist nicht mehr möglich. Sollte das Schiedsgericht die Entscheidung bestätigen, steht der HSV als Zwangsabsteiger fest, der HBW würde dessen Platz im Oberhaus einnehmen.

Trotz noch ausstehender Spielergehälter für April und Mai haben die Verantwortlichen die Hoffnung nicht aufgegeben. "Der HSV ist noch nicht insolvent. Aber in dieser Frage rechnen wir von Tag zu Tag", so Spillner gegenüber der Bild-Zeitung. Laut Abendblatt beschloss der Champions-League-Sieger des vergangenen Jahres am Donnerstag, die Mannschaft sowohl für den EHF-Pokal als auch für die 3. Liga zu melden.

Klar, dass die Entwicklung beim Tabellenvierten der zu Ende gegangenen Runde beim HBW Balingen-Weilstetten auf großes Interesse stoßen. "Natürlich beschäftigt mich das, weil immer ein Restrisiko besteht. Ich gehe aber nicht davon aus, dass vor dem Schiedsgericht noch etwas Überraschendes passiert. Ich habe Vertrauen, dass bisher nichts leichtfertig entschieden wurde. Allerdings haben wir erst dann eine endgültige Sicherheit, wenn der Schiedsspruch gefallen ist", sagt HBW-Geschäftsführer Bernd Karrer, der auch in der kommenden Spielzeit die wirtschaftlichen Geschicke bei den Schwaben leitet. Und so ändert ein Einspruch des HSV an den Planung des HBW für eine weitere Erstliga-Saison nichts. "Wir haben lange genug gewartet und sind jetzt voll auf Kurs 1. Liga. Wir können nun nicht mehr zweigleisig fahren", so Karrer weiter.

Um einen konkurrenzfähigen Kader für die 1. Liga zu haben, ist noch etwas zu etwas tun. Bislang lautet die Formel, mit der Trainer Markus Gaugisch planen kann, 12 Feldspieler + 1 Torwart. Vakant ist noch die Zweitbesetzung neben Niklas Ruß – er kommt von der SG Leutershausen – auf Linksaußen. Außerdem steht mit Radivoje Ristanovic erst ein Keeper unter Vertrag. Gut möglich, dass sich Nikolas Katsigiannis nun doch für eine weitere Saison in Balingen entscheidet. Nachholbedarf besteht zudem im rechten Rückraum. Zwar hat der HBW für diese Position mit dem Franzosen Yann Polydore und dem Schweizer Gianluca Lima schon zwei Spieler verpflichtet. Das aber war zu jener Zeit, in der die Planungen noch auf Liga 2 angelegt waren und birgt nun ein hohes Risiko – beide spielten zuletzt nur in den zweiten Ligen ihrer Heimatländer. Ein wurfstarker, routinierter Linkshänder, wie etwa Adrian Pfahl (HSV), würde dem HBW gut zu Gesicht stehen. Ein weitere Ungewissheit besteht im linken Rückraum nach dem Abgang von Roland Schlinger zum österreichischen Meister HC Alpla Hard. Wann Fabian Böhm nach seiner Schulter-OP wieder voll Leistungsfähig ist, steht noch in den Sternen. Und so wäre Sascha Ilitsch vorübergehend auf sich allein gestellt.

Doch was passiert, wenn der HSV Hamburg doch noch die Lizenz bekommt? "Dann würden wir prüfen, welche Rechtsmittel uns zur Verfügung stehen, um uns einzuklagen. Schließlich ist bei uns alles auf die 1. Liga ausgerichtet", sagt Karrer