Hotel oder Pflegeheim? Die Nutzung der »Krone« in Schömberg (Kreis Calw) ist laut Gemeinde noch ungewiss. Foto: Stocker

Angeklagte Chefin eines Balinger Pflegediensts macht anscheinend im Schwarzwald weiter.

Balingen/Schömberg - Sie kann das "Pflegen" offenbar nicht lassen: Die 45-jährige ehemalige Geschäftsführerin eines Balinger Pflegediensts, die seit einem halben Jahr wegen gewerbsmäßigen Betrugs vor dem Hechinger Schöffengericht steht, macht im Schwarzwald munter weiter.

Seit gut einem halben Jahr läuft vor dem Schöffengericht des Hechinger Amtsgerichts das Verfahren: Wie mehrfach berichtet, sollen die Geschäftsführerin und drei Mitarbeiterinnen eines Balinger Pflegediensts, der zeitweilig die Pflegeeinrichtung in der Biberacher Straße gepachtet hatte, konsequent Abrechnungen gefälscht und die Kassen geprellt haben. Laut Anklage geht der Schaden, der den Kassen entstanden ist, in die Hunderttausende.

Das laufende Gerichtsverfahren konnte die Hauptangeklagte nicht bremsen: Die 45-Jährige, die seit Jahren unter unterschiedlichen Namen und nach dem gleichen Muster Pflegeeinrichtungen in der Region an- und nach einiger Zeit wieder abgemeldet hat, hat ihre Geschäfte jetzt in den Schwarzwald verlegt. In dem malerischen Luftkurort Schömberg im Kreis Calw hat sie das ehemalige Hotel "Krone" gekauft. Früher war es die erste Adresse im Ort, danach stand es längere Zeit leer.

Die neuen Besitzer hielten sich, was die künftige Nutzung angeht, zunächst bedeckt. Allmählich wird klar, warum: Sie hatten wohl von Anfang an vor, ihre Aktivitäten dort unerkannt weiterzuführen. Und obwohl sie bei der Gemeinde Schömberg noch keinen Antrag auf eine Nutzungsänderung gestellt haben, wurde das ehemalige Hotel Nachbarn zufolge bereits als Pflegeheim genutzt. Unter anderem sollen junge Frauen "osteuropäischer Herkunft" sich in mehreren Fällen erkundigt haben, wie man zur "Krone" kommt, und auf Nachfrage gesagt haben, sie würden dort alte Menschen pflegen.

Die Gerüchte, dass Patienten des ins Zwielicht geratenen Pflegediensts aus Balingen "verschwunden", mit anderen Worten in die neue Einrichtung verlegt worden seien, bestätigen zwei Zeugen, die bereits vor Gericht ausgesagt hatten: Einige Patienten seien "verschwunden", in einem Fall sei eine betagte Dame auch ohne das Wissen der Angehörigen verlegt worden, sagen sie am Rand der Verhandlung. Von einer Einrichtung im Kreis Freudenstadt sei die Rede gewesen, in einem Fall auch von Schömberg bei Calw.

Schömbergs Bürgermeister Matthias Leyn sagt auf Anfrage unserer Zeitung, dass die neue Eigentümerin des Hotels die Absicht geäußert habe, dort ein Pflegeheim einzurichten. Der letzte Stand sei aber, dass das Hotel weiterbestehen solle. Das bestätigt auch das Landratsamt in Calw: "Nach unseren Informationen soll das Hotel in der bisherigen Nutzungsform weiterbetrieben werden", sagt Pressesprecherin Anja Härtel.

Derweil geht das Verfahren gegen die vier Frauen weiter. Die Plädoyers, die längst hätten gehalten werden sollen, und das Urteil verschieben sich aber, denn zwei der vier Angeklagten sind seit längerer Zeit krank. Eine davon ist die 45-Jährige.

Der Vorsitzende Richter am Hechinger Amtsgericht, Ernst Wührl, hat den Termin für die Plädoyers auf den 3., das Urteil auf den 8. Juni verschoben – sofern die Angeklagten bis dahin wieder gesund sein sollten.