Rektor Thomas Jerg zeigt einen der wenigen Plätze, an dem das Telefonieren mit dem Handy erlaubt ist: den Pausenhof im B-Bau des Balinger Gymnasiums. Foto: Ungureanu

Neue Medienordnung tritt in Kraft. Telefonieren nur noch im Aufenthaltsraum oder Pausenhof möglich.

Balingen - Seit Juli ist es beschlossen, seit Montag umgesetzt: Handys, Tablets & Co. sind am Balinger Gymnasium verboten – mit wenigen Ausnahmen. Eine Medienordnung, die von Rektor Thomas Jerg und dem Elternbeiratsvorsitzenden Holger Schumacher unterzeichnet ist, regelt unter anderem auch das Vorgehen bei Zuwiderhandlung.

Ab diesem Schuljahr gilt: Wer mit dem Handy telefonieren will, muss in den Aufenthaltsraum, in den Innenhof im B-Bau oder an die Bushaltestelle gehen. Alles andere ist verboten. Das gilt übrigens auch für Lehrer: Sie dürfen ihre Handys nur im Lehrerzimmer benutzen. "Dass ein Kollege auf dem Korridor mit dem Handy telefoniert, geht gar nicht. Wir haben eine Vorbildfunktion", sagt Thomas Jerg im Gespräch mit unserer Zeitung. Verstöße werden laut Medienordnung geahndet: Das digitale Gerät wird bis Unterrichtsende eingezogen, im Wiederholungsfall droht ein Verweis. In besonders schweren Fällen kann eine Schulstrafe verhängt werden.

Aber wie wird das Verbot in dem weitläufigen Schulgebäude umgesetzt? "Wir setzen bei Schülern und Eltern auf Verständnis", erklärt Jerg. Verstöße habe es bislang nicht gegeben, denn "schließlich ist der Anstoß dazu von den Eltern und den Schülern selbst gekommen".

Er selbst habe bereits vor drei Jahren etwas Ähnliches versucht, "aber damals waren noch viele dagegen". Gute Erfahrungen habe man im Schullandheim gemacht: "Dort gab’s schon immer Handyverbot." Mit dem Programm "Bewegte Pause" wolle das Balinger Gymnasium Alternativen bieten. "Es gibt verschiedene Hüpfspiele, und der Förderverein hat Spielgeräte angeschafft, die über Mittag ausgeliehen werden können." Schülermentoren geben in den Pausen die Geräte aus, das Angebot werde gut angenommen. Schließlich habe das Balinger Gymnasium eine Tradition im sportlichen Bereich, sagt Jerg: "Wir sind eins von wenigen Gymnasien im Regierungsbezirk mit dem Neigungsfach Sport."

Hintergrund für die Neuregelung sei, dass der Missbrauch überhandgenommen habe. In der Medienordnung ist von "Beleidigungen" und vom "Austausch unerlaubter Bilder oder Filme" die Rede. "Wir setzen auf direkte Kommunikation", sagt Jerg, "wir wollen, dass die Schüler miteinander reden und nicht per SMS kommunizieren." In der Medienordnung werden noch weitere Ziele formuliert: "dass das direkte Gespräch wieder mehr Wertschätzung erfährt" und "...dass die Würde des Einzelnen wieder mehr Beachtung findet".

"Wir wollen, dass man auf den Korridoren und im Pausenhof wieder grüßt", fügt Jerg hinzu. Mit der Medienordnung wolle die Schule ein Zeichen setzen: "Wir haben einen Bildungs- und Erziehungsauftrag. Es war ein langes demokratisches Verfahren, es hat auch Gegenstimmen gegeben. Aber die Gesamtlehrer- und Schulkonfe- renz hat die Medienordnung mit großer Mehrheit beschlossen." Gleichzeitig macht Jerg deutlich, dass das Lehrerkollegium und er selbst "keine Gegner von digitalen Geräten" seien. Schließlich würden die auch im Unterricht eingesetzt – "wenn dies vom Lehrer erlaubt ist und einen didaktischen Nutzen hat".

Das Balinger Gymnasium ist übrigens nicht das einzige im Zollernalbkreis, das ein Handyverbot verhängt hat – auch ohne Medienordnung: Am Gymnasium Hechingen gibt es schon seit Jahren ein generelles Handyverbot, und die Schulordnung am Gymnasium Ebingen sieht vor, dass Handys in der Schule generell ausgeschaltet sein müssen. Ausnahmen müssten vom Lehrer genehmigt werden, "und nur mit triftigem Grund", sagt Rektor Christian Schenk. Er räumt freilich auch ein, dass es "ein Kampf gegen Windmühlenflügel" sei. Denn das Smartphone sei für viele Schüler ein Statussymbol.