Oberbürgermeister Helmut Reitemann, Tiefbauamtsleiter Eduard Köhler und Baudezernent Michael Wagner (von links) lassen sich von Johann Senner im Oktober 2015 die grundsätzlichen Überlegungen für die Gartenschau in Balingen erläutern. Die Planungen sind nun weiter gediehen, der Gemeinderat entscheidet am Samstag in einer Sondersitzung über wichtige Eckpunkte. Foto: Maier

Bauhof bleibt, Jugendhaus an Eyach, kein Bebelt-Turm: Balinger Gemeinderat steht vor ersten Entscheidungen.

Balingen - Noch sechs Jahre sind es bis zur Gartenschau in Balingen – nach Bürgerspaziergang, Jugendworkshop und Ideensammlungen steht der Balinger Gemeinderat nun vor ersten grundsätzlichen Entscheidungen. Dafür findet am Samstag, 11. Februar, 9 Uhr, in der Stadthalle eine Sondersitzung statt.

Insbesondere soll das Gremium über Eckpunkte entscheiden sowie die bisherigen Planungen für das städtebauliche Großprojekt verfeinern, das Balingen im Jahr 2023 erblühen lassen und für die nächsten Jahrzehnte maßgeblich prägen soll.

Grundsätzlich halten die Stadtverwaltung sowie das mit der Planung beauftragte Büro von Johann Senner an dem Konzept der "Grünen Schnittstellen" fest. Allerdings haben sich die Planungen, wie sie Ende 2015 im Rahmen des Bürgerspaziergangs vorgestellt wurden, mittlerweile zum Teil deutlich geändert.

So ist beispielsweise die Verlagerung des Bauhofs nun – aus finanziellen Gründen – kein Thema mehr (wir berichteten); ebenso wenig die ursprünglich angedachte Umnutzung des Areals rund um den Bauhof samt der dortigen Flächen in Privateigentum in das zentrale Veranstaltungsgelände der Gartenschau. Der Bauhof soll vielmehr bleiben, wo er ist – allerdings soll er möglicherweise über einen neuen Kreisverkehr besser an die Landesstraße und damit auch an die B 27 angebunden werden. Das wiederum würde die Hindenburgstraße an der Eyach entlasten, sodass dort im grünen Sinne insbesondere für Anlieger und Fußgänger einiges schöner gestaltet werden könnte.

Strasser-Areal soll Schlüsselrolle spielen

Statt dem gesamten Areal rund um den Bauhof bis hin zur Kesselmühlenstraße soll nun nur das nördlich des Bauhofs gelegene Gelände der ehemaligen Bauunternehmung Hahn und Schneckenburger im Gartenschaujahr 2023 zu einer Ausstellungsfläche werden. Dort wäre etwa Platz für eine Bühne und Großgastronomie. Zudem könnte, so die Überlegung, der Bereich rund um die Stadtmühle mit Erlebnis- und Ausflugsgastronomie aufgewertet werden; gegenüber, im Anschluss an die Bizerba-Arena, wäre Platz für sogenannte Themengärten.

Weiterhin fester Bestandteil der Überlegungen ist der Aktivpark in den Eyach-Auen mit Freizeitangeboten für alle Generationen. Platz dafür wird geschaffen durch die Verlagerung der Tennisflächen ans Hobbyland, die bis 2020 vollzogen werden soll, sowie durch den Umzug der DRK-Garagen in Gewerbegebiet Bangraben. Neu gebaut werden soll nahe der Eyach das Jugendhaus als Ersatz für die "Insel" in der Kernstadt: Dieses Gebäude ist nach Darstellung des Stadtplanungsamts "substanziell marode" und "nicht mehr sanierungsfähig".

Ebenfalls eine Neuerung, wenn auch bereits seit einiger Zeit diskutiert: Das Strasser-Areal soll auf der sogenannten Kulturachse zwischen der Stadthalle und der Innenstadt als Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche etwa mit einer Kleinkunstbühne, einem Gartenmarkt sowie mit Gastronomie eine zentrale Rolle spielen. Im Rahmen der Bürgerworkshops, die im März beginnen, sollen die Möglichkeiten für dieses Gelände im Gartenschaujahr sowie für die Zeit danach diskutiert werden.

In jedem Fall angelegt werden sollen gegenüber von Klein-Venedig die Eyach-Terassen sowie der Fußweg entlang der Eyach bis hin zum heutigen Freibadparkplatz – dessen Gesicht sich wohl ebenfalls deutlich verändern wird: Laut den Plänen, über die die Gemeinderäte am Samstag beraten, soll dort die Eyach zu einem "Stadtsee" aufgeweitet werden, zudem ist der Bau eines Parkhauses geplant, vom dem aus Fußgänger über einen ebenfalls noch anzulegenden neuen Weg an Bizerba vorbei ins idyllische Wolfental gelangen können. Eine weitere neue Fußgängerverbindung ist vom Rappenturm entlang der Steinach hin zum Messegelände vorgesehen.

Nicht in die Gartenschau integriert werden soll nach Meinung der Stadtplaner der Bebelt. Dort hatte Johann Senner einen Aussichtsturm mit Blick auf die Stadt sowie die "Balinger Berge" angeregt. Stattdessen ist nun vorgesehen, den Heuberg besser an die City anzubinden und dort Aussichtsmöglichkeiten zu schaffen – möglicherweise mit einem Turm, der über Sponsorengelder finanziert werden könnte.

Überhaupt, das Geld: Nach derzeitigem Stand geht die Stadtverwaltung von Kosten in Höhe von rund 20 Millionen Euro aus; etwa die Hälfte davon muss sie aus eigener Tasche bezahlen, der andere Teil wird über Zuschüsse finanziert.

Ortsteile bleiben außen vor

Fast keine Rolle spielen in den derzeitigen Überlegungen die Ortsteile: Wie es scheint, wird die Gartenschau ein fast reines Kernstadt-Projekt. Zwar sollen, wie die Stadtplaner schreiben, auch die Ortsteile von dem Vorhaben profitieren, allerdings sind konkrete Projekte – außer die bessere Erreichbarkeit durch einen Ausbau des Radwegenetzes – in den Ortsteilen nicht vorgesehen.

Diese hätten aber die "Möglichkeit, sich auf dem Ausstellungsgelände oder auch vor Ort zu präsentieren", etwa in eigenen Pavillons. Ziel sei es, Gäste der Gartenschau auch für einen Ausflug in die Ortsteile zu gewinnen.