Von 2019 an soll sich die Balinger Kernstadt kräftig verändern. Foto: Maier

"Mehr als nur Blümelesschau": Gemeinderat verabschiedet Rahmenplan für Großveranstaltung.

Balingen - Grünes Licht: Der Balinger Gemeinderat hat am Dienstagabend den Rahmenplan für die Gartenschau im Jahr 2023 mit einem Volumen von 16,6 Millionen Euro verabschiedet. Geht alles glatt, dann wird sich die Kernstadt von 2019 an zwischen der Stadtmühle und dem Wolfental kräftig verändern.

Entlang von Eyach und Steinach sollen die sogenannten Daueranlagen – etwa der Aktivpark, neue Zugänge zu den Wasserläufen oder die Aufweitung der Eyach nahe dem Zollernschloss – entstehen, mit denen bisher aus stadtplanerischer Sicht eher vernachlässigte Bereiche reaktiviert werden sollen. Johann Senner vom gleichnamigen Planungsbüro, das die Stadt bei der Erstellung des Rahmenplans maßgeblich begleitet hat, sprach von einer "runden Sache". Bis zum Start der Gartenschau sei indes noch enorme planerische Feinarbeit notwendig. Auch dafür hat der Gemeinderat den Weg freigemacht: Die Wettbewerbe sollen im nächsten Jahr ausgeschrieben werden. Vor der Realisierung sollen, bisher schon bewährte Praxis der Gartenschauplanung, die Balinger wieder mitreden, ebenso wie beim Konzept für die Ausstellungsflächen, die nahe der Stadtmühle sowie im Bereich Stadthalle/Strasser-Areal angesiedelt werden.

Sprecher aller Fraktionen lobten das Konzept und den Rahmenplan. Klaus Hahn (CDU) sagte, dass Balingen von der Gartenschau enorm profitieren werde. Anders als oft geäußert, handele es sich nicht um eine "Kernstadt-Gartenschau", vielmehr bringe diese auch für die Ortsteile einen Mehrwert. Ulrich Teufel (SPD) lobte insbesondere die Bürgerbeteiligung: Diese sei auch künftig wesentlich, damit es ein Projekt "von Balingern für Balingen" werde. Sorgen bereitet Teufel die finanzielle Seite des Großvorhabens: Die geplanten Investitionen seien für die Stadt ein "erklecklicher Betrag".

Werner Jessen (Freie Wähler) zeigte sich überzeugt, dass Balingen mit der Gartenschau "fit für die nächsten Generationen" gemacht werde. Die Kosten wertet Jessen als "machbar". Dietmar Foth bezeichnete die Rahmenplanung als "gut"; vor allem gefalle ihm, dass historische Ansatzpunkte wie der Rappenturm, die Seilerbahn und die Stadtmauer berücksichtigt werden. Erwin Feucht (Grüne) sagte, die Gartenschau sei eine gute Möglichkeit, Balingen nach vorn zu bringen. Klar sei, dass dafür Schulden aufgenommen werden müssten. Die Grünen wollen zudem bei den Planungen und der Realisierung der Bauvorhaben den Aspekt der Artenvielfalt besonders berücksichtigt sehen.

Neben dem Rahmenplan hat der Gemeinderat auch die Gründung des Eigenbetriebs Gartenschau beschlossen; dieser kümmert sich um die finanzielle und organisatorische Abwicklung der Großveranstaltung. Wie bei den Stadtwerken, ebenso ein Eigenbetrieb, wird ein eigener Betriebsausschuss gegründet, bestehend aus elf Mitgliedern des Gemeinderats und Oberbürgermeister Helmut Reitemann.

Bereits am Nachmittag hatten Reitemann, Baudezernent Michael Wagner, Sabine Stengel, Leiterin des Stadtplanungsamts, und Annette Stiehle, die die Gartenschauplanung betreut, das Konzept ausführlich vorgestellt. "Eine Gartenschau ist nicht mehr nur eine Blümelesschau", unterstrich Reitemann. Diese sei in ein komplettes Stadtentwicklungsprogramm eingebettet.

Das zeigt sich auch an den Ausgaben für die beiden "Bausteine": Für das Ausstellungskonzept sind rund vier Millionen Euro eingeplant; der OB hofft, dass diese Kosten zu einem großen Teil durch Kartenverkäufe getragen werden, auch Sponsoring ist denkbar. Deutlich mehr, nämlich gut 16,6 Millionen Euro, sollen jene Anlagen kosten, die den Balingern auch nach 2023 zur Verfügung stehen; diese sollen bis zu 50 Prozent aus Fördertöpfen bezahlt werden.

Der Nutzen, den die Stadt und ihre Einwohner durch die Veranstaltung haben sollen, ist mehrschichtig. Balingens Rathauschef sieht diesen insbesondere in der Bereitstellung öffentlich nutzbarer Infrastruktur wie Aktivpark, Grünflächen oder Spazierwegen. Nicht nur während der Schau, sondern auch danach solle Balingen als attraktive Stadt im Bewusstsein bleiben. Und Baudezernent Wagner ergänzt: Die Innenstadt solle für die Einwohner als "grünes Wohnzimmer" dienen.

Um innerstädtische Flächen aufzuwerten und die Anbindung zu verbessern, sind nicht zuletzt Fuß- und Radwege geplant. Dabei gibt es für die Stadtverwaltung noch (Ver-)Handlungsbedarf: Mit Grundstückseigentümern in der Heinzlenstraße und Im Roßnägele will man eine Einigung suchen, denn östlich der Eyach soll ein fünf Meter breiter Streifen zu einem Uferweg gestaltet werden.

Mit der Tennisgemeinschaft sei man sich zumindest hinsichtlich des Vorgehens einig, wie man ausloten will, wie es mit deren Plätzen in der Hindenburgstraße weitergehen soll, sagt der OB. Es müsse auf jeden Fall eine einvernehmliche Lösung gefunden werden, betont Wagner. An Zwist sei niemandem gelegen.

Dieses Bekenntnis zur Konsensfindung kann man als programmatisch für die weiteren Planungen betrachten: Man wolle eine positive Stimmung für die und mit der Veranstaltung schaffen – und diese dann konstant hoch halten, hofft Balingens Baudezernent.