Nicht nur über seine unzähligen Blutspenden könnte Wolfgang Kaufmann­ einen Roman schreiben, sondern auch über sein abenteuerliches Leben. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder-Bote

Porträt: Wolfgang Kaufmann gibt gern Blut

Seine Armbeuge will er mir nicht zeigen, versichert aber, dass da nichts zu sehen sei: Der Dürrwanger Wolfgang Kaufmann hat bereits 125-mal Blut gespendet. Das sind etwa 70 Liter von dem kostbaren Lebenssaft, eine halbe Badewanne voll.

Balingen-Dürrwangen. Angefangen habe es, als er in Weilstetten Handball gespiel habe, erzählt der heute 62-Jährige. Damals sei er gerade mal 18 gewesen. Nach dem Training sei das mit den Spielern besprochen worden: "Wir wurden in eine Liste eingetragen, alle Spieler sind zum Spenden gegangen", erinnert er sich.

Seither sei er regelmäßig zu den Blutspendeterminen gegangen, sagt Wolfgang Kaufmann. Zunächst sei das zweimal im Jahr erlaubt gewesen, danach alle drei Monate. Derzeit seien Pausen von 57 Tagen vorgeschrieben, man dürfe sechsmal im Jahr spenden. Nur einmal habe er diese Schonfrist unterschritten: "Da hat es dann geheißen: ›Sie dürfen nicht spenden‹", sagt er.

Geld habe er nie dafür bekommen. Nur einmal, bei der Bundeswehr, habe es geheißen, wer spenden gehe, dürfe danach heim. "Damals gab es 40 D-Mark für einen halben Liter Blut. Aber die hat der Spieß kassiert, als Spende für die Kompaniekasse."

Allein in der Zeit, als er im Ausland gearbeitet habe, sei er nicht zu Blutspenden gegangen, sagt er. Gut zehn Jahre seines Lebens war der Vermessungsingenieur in anderen Ländern tätig. Dabei hatte er sich ursprünglich vorgenommen, für maximal zwei Jahre wegzugehen. Sein Leben hört sich abenteuerlich an: Unter anderem hat er zwei Jahre in den Ölfeldern in Libyen gearbeitet, in den 1980ern, als die USA nach einem Anschlag in einer Berliner Disco Luftschläge gegen Gaddafi flog. "Wir waren mitten in der Wüste, man konnte nicht eben mal kurz zur nächsten Oase, um daheim anzurufen."

Ein paar Jahre war er in Österreich tätig, ein paar Monate lang in Rumänien. Und 1982 war er im Salzstock in Gorleben unterwegs: "Auch das war damals fast wie Ausland." Er erinnert sich noch gut daran, wie er damals hingefahren war: mit dem Campingbus. Das hatte er am Abend auf einen Parkplatz gestellt und sich schlafen gelegt. "Zuerst kam die Polizei, später der Grenzschutz", sagt er. In jener Nacht habe es geschneit, und am Morgen habe er rings um sein Wohnmobil Spuren von Hunden und Stiefeln entdeckt. "Ich wusste nicht, dass es der Parkplatz des Castor-Zwischenlagers war", sagt er grinsend. "Die haben das BL-Kennzeichen gesehen und dachten sofort, dass ich ein Demonstrant bin."

Vorübergehend hatte er sich nach der Zeit im Ausland in Schleswig-Holstein selbstständig gemacht. Dort lernte er auch seine jetzige Lebensgefährtin kennen. Sie folgte ihm in seine Heimatgemeinde Dürrwangen. Als er arbeitslos wurde, versuchte er es zunächst mit einem Bürojob. Aber die strengen Arbeitszeiten sagten ihm nicht zu. "Nach sechs Wochen war mir klar, dass das nichts für mich ist. Ich muss draußen sein." Er bewarb sich bei einer Gartenbaufirma, für die er heute noch arbeitet.

Eine besondere Blutgruppe? Nein, die habe er nicht, sagt er. Eine Weile muss er überlegen: "A positiv, glaub’ ich", sagt er dann. Warum er immer wieder spende? Er grinst: Er wisse ja, dass das Blut verkauft werde, sagt er. "Aber es ist beruhigend, zu wissen, dass es da ist, wenn man es braucht."