Wahlen im Mai: Schwarzwälder Bote stellt die fünf reifsten Bewerber vor / Engagement auch nach dem Berufsleben

Von Andreas Hennings

Balingen. Für Kommunalpolitik ist man nie zu alt – im Gegenteil. Oft genug fließen in wichtige Entscheidungen gerade die Lebens- und Berufserfahrungen der "reifen" Stadträte mit ein. Fünf Wochen vor der Kommunalwahl am 25. Mai stellt der Schwarzwälder Bote die ältesten Kandidaten der Listen vor, die um die Gunst der Wähler werben.

u Elmar Weis (CDU):Die Stadtplanung und die Kultur in Balingen liegen Elmar Weis besonders am Herzen. "Ich bin kein Freund von Einkaufsläden in der Peripherie", sagt der 70-Jährige. Stärken möchte er das Balinger Zentrum: Attraktive Geschäfte sollten gewonnen und gehalten werden. Zudem würde er eine Verlängerung der Fußgängerzone gutheißen. "Ebingen hat’s vorgemacht", sagt er.

Das kulturelle Angebot mit Theater und Musikveranstaltungen in der Region schätzt Weis als ausreichend, in Balingen als gut ein: "Wichtig ist, dies auch nachhaltig zu unterstützen."

Weis war leitender Oberarzt am Balinger Krankenhaus. Seit 30 Jahren ist er CDU-Mitglied, da sich seine politische Meinung in "vielen, aber nicht allen Bereichen" mit der der Partei decke. "Das politische Geschehen in der Stadt interessiert mich einfach. Da bin ich auch familiär vorbelastet", so Weis. Sein Vater war einst Stadtrat.

u Kurt Haigis (SPD): Auch der amtierende Stadtrat Kurt Haigis ist durch seinen Vater zur Politik gekommen. Dieser war Gemeinderat im eigenständigen Weilstetten. Sein Amt als Ortsvorsteher von Weilstetten und Roßwangen gibt Kurt Haigis in diesem Jahr nach 26 Jahren ab. Dennoch hat sich der 70-Jährige noch einmal bereit erklärt, bei den Kommunalwahlen im Mai anzutreten: "Es hören bereits drei SPD-Stadträte auf. So ist der Einschnitt nicht noch tiefer."

Ein wachsames Auge hat der Industriekaufmann in Ruhestand besonders auf den Haushalt und die Schuldenentwicklung. "Die Stadt muss in der Lage sein, Vorhaben für mindestens die nächsten 20 Jahre stemmen zu können. Daran sind die Ziele auszurichten", macht er deutlich.

Auch ist es dem langjährigen Betriebsratsvorsitzenden von Bizerba wichtig, dass "die einzelnen Stadtteile an der positiven Entwicklung der Stadt Balingen teilhaben".

u Bernd Knoll (FW): Für die Freien Wähler tritt Bernd Knoll an. "Auch wenn ich für diese Partei wegen ihres Wirken in kommunalen Parlamenten eine Grundsympathie habe, bin ich parteilich nicht gebunden", erklärt der 69-Jährige.

Als ehemaliger Dezernent der Kreisverwaltung für Hauptverwaltung und Finanzwesen ist Knoll mit dem Haushalts- und Finanzrecht vertraut. Entsprechend läge im Falle einer Wahl sein Interesse: "Sparsamkeit ist das erste große Gebot", sagt er. Finanzmittel und Ressourcen sollten in Bezug auf Folgekosten vernünftig eingesetzt werden. "Die werden nämlich oft übersehen", so Knoll.

Einen weiteren Schwerpunkt legt der Pensionär auf die Jugendarbeit und speziell die Schulen: "Das ist nicht zuletzt wegen meiner Enkel der Fall. Generell kann man gar nicht genug ins Schulwesen reinstecken." Es sei ihm daher ein Anliegen, die Arbeit der Schulen zu unterstützen. u Karl-Heinz Reichert (FDP): Parteilich ungebunden ist auch der amtierende Stadtrat Karl-Heinz Reichert. "Ich bin kein FDP-Mitglied. Es sollte bei der Wahl auch nicht um die Partei sondern die Persönlichkeiten gehen", sagt der 74-Jährige. Auf der Liste der Liberalen steht er, da ihn ein Bekannter darum gebeten hatte. Reichert: "Ich fühle mich rüstig, habe viel Zeit und bin immer gerne für andere da."

Obwohl er bis 2006 zwölf Jahre lang Ortsvorsteher von Endingen war, hat Reichert vor allem die Zusammengehörigkeit innerhalb der Stadt im Blick. "Es ist wichtig, dass Balingen mit allen Teilorten als eine gemeinsame Stadt angesehen wird", erklärt der ehemalige Prokurist.

Als wichtigen Punkt auf der Agenda sieht Reichert die Planungen für das Strasser-Areal. Dabei müsse die Bevölkerung eingebunden und ein gemeinsamer Nenner gefunden werden: "Auch wenn der dann natürlich nicht jedem gefallen kann."

u Hilla von Falkenstein (Grüne) Für mehr Bürgerbeteiligung setzt sich Hilla von Falkenstein ein. Die 77-Jährige – sie ist damit die älteste Kandidaten in Balingen, die sich um ein Mandat bemüht – befürwortet nach Herrenberger Vorbild eine Stabsstelle, in der Bürger Ideen zu Planungsvorhaben vortragen können: "So werden die Bürger direkt eingebunden."

Zur Politik ist von Falkenstein durch einen Infoabend von Susanne Kieckbusch gekommen, als diese Themen des Gemeinderats vorstellte: "So wurde mein Interesse geweckt. Und generell vertreten die Grünen bei wichtigen Zukunftsthemen wie dem Umweltschutz und der Energiewende meine Meinung."

Als ehemalige Architektin liegt ihr die Stadtentwicklung am Herzen. "Die entzündet sich natürlich an bestimmten Projekten", sagt sie. Sprich: am Strasser-Areal und am hinteren Kirchplatz: "Ich war empört darüber, dass Bilder vom geplanten Aussehen der Eyach-Arkaden veröffentlicht wurden, die nichts mit der Realität zu tun hatten." Als Beispiel nennt sie die gezeigte Liegewiese an der Eyach.