Foto: Steffen Maier

Update: Auf gefährlicher Strecke kracht es erneut. Vier Verletzte. Autofahrer behindern Einsatzkräfte.

Balingen-Weilstetten - Auf der Bundesstraße 463 nahe Weilstetten ist am Freitag zur Mittagszeit ein schwerer Unfall passiert. Eine Frau verlor ihr Leben auf dem Streckenabschnitt, der als besonders gefährlich gilt. Fünf Menschen wurden verletzt.

Sechs  Autos waren in den Unfall verwickelt. Am Ort des Unglücks bietet sich ein Bild der Verwüstung: Über die gesamte Bundesstraße verteilt liegen Autoteile, ein Film aus Öl und Benzin bedeckt den Asphalt, ein Wagen hängt total zerstört in der Böschung, der Motorblock eines Autos wurde  aufgrund des heftigen Aufpralls komplett herausgerissen. "So etwas habe ich selten gesehen", sagt einer der Feuerwehrleute vor Ort.

57-Jährige erliegt in Klinik ihren schweren Verletzungen

Drei Menschen sind bei dem Unfall leicht, zwei weitere schwer verletzt worden. Sie wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Eine 57 Jahre alte Frau aus Albstadt wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen aus  ihrem Chevrolet geschnitten.  Nach der Erstversorgung flog ein Rettungshubschrauber sie ins Schwarzwald-Baar-Klinikum in Villingen-Schwenningen. Dort erlag sie am Nachmittag ihren schweren Verletzungen.

Ursache des Unfalls war wohl eine Verkettung unglücklicher Umstände: Laut Polizei war der 27-jährige Fahrer eines PS-starken Golf R in Richtung Albstadt unterwegs, setzte auf der bergauf führenden zweispurigen Strecke zum Überholen an – und verlor in diesem Moment, vermutlich aufgrund der wegen des Regens schwierigen Straßenverhältnisse, die Kontrolle  über seinen Wagen. So geriet er auf die Gegenfahrbahn, wo er frontal mit dem Chevrolet der Frau zusammenstieß.

Kollision mit vier weiteren Fahrzeugen

Durch die Aufprallwucht schleuderte es den Kleinwagen zurück und neben die Fahnbahn in eine leichte Böschung. Der VW Golf verlor seinen Motor, der auf dem rechten Fahrstreifen der Doppelspur liegen blieb. In Folge des Frontalzusammenstoßes kam es unmittelbar zu weiteren Kollisionen, an denen vier Autos beteiligt waren.

An den sechs beteiligten Fahrzeugen entstand ein Gesamtschaden in Höhe von etwa 70.000 Euro. Die Bundesstraße blieb für mehrere Stunden voll gesperrt. Der Verkehr wurde umgeleitet. Zur Klärung der Unfallursache haben Polizei und Staatsanwaltschaft einen Unfall-Sachverständigen hinzugezogen. Der VW Golf des Unfallverursachers und der Chevrolet wurden für weitere Unfalluntersuchungen sichergestellt.

Am Unfallort im Einsatz waren die Feuerwehr Balingen, Weilstetten und Frommern, vier Notärzte, fünf Rettungswagen sowie die Schnelleinsatzgruppe Erstversorgung. Überhaupt zum Unfallort zu gelangen war für Teile der Rettungskräfte ein schwieriges Unterfangen: Viele Autofahrer, die im Stau standen, drehten auf der Bundesstraße einfach um – und behinderten dadurch das Anfahren der Feuerwehr und des DRK. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich  selbst auch in Gefahr brachten. Als "unverantwortlich" bezeichnete ein Feuerwehrmann dieses Verhalten. Auf den Umleitungsstrecken, vor allem durch Frommern, bildeten sich lange Staus.

Lange Staus auf Umleitungsstrecken

Den Unfallort kennen die Rettungskräfte mittlerweile aus dem Effeff. Regelmäßig kommt es auf dem Abschnitt zwischen  den  Ausfahrten Weilstetten und Balingen  zu Zusammenstößen. Erst Ende Juli war genau an der Stelle, an der sich am Freitag der Crash ereignete,  ein Mann gestorben.

Als Grund für die Unfallhäufung werten viele die neu ausgebaute Strecke – insbesondere deren angebliche Mängel.  Ende 2014 war das Großprojekt fertig. Statt auf einer kann man seitdem  auf zwei Spuren in Richtung Albstadt fahren; aus Weilstetten kommend kann man über die neu angelegte Einfädelspur nach Balingen gelangen. Das Problem, das viele sehen: Die Fahrstreifen, auch im Bereich der Auffahrt, sind nicht durch Leitplanken voneinander getrennt. Vor allem beim Auffahren in Richtung Balingen auf der sehr kurzen Einfädelspur  kommt es so regelmäßig zu gefährlichen Situationen, von denen auch Fußgänger und Radfahrer nebenan  betroffen sind, mitunter auch zu schweren Unfällen. Dazu kommt, dass  viele auf der ausgebauten Strecke ordentlich aufs Gas treten.

Die Frage, ob eine Verlängerung der Leitplanke helfen könnte, wurde im Balinger Gemeinderat bereits diskutiert; ebenso das Thema der Sicherheit für den neben der B 463 verlaufenden Radweg.  Diese Fragen werden   wohl wieder gestellt – nachdem etwas Schweres passiert ist.