Zum Beispiel bei Interstuhl: Die Flüchtlinge lernen mit dem Programm "LAurA" den Arbeitsmarkt kennen. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Integration: Programm "LAurA" im Zollernalbkreis; erste positive Bilanz

Balingen. Das im Oktober 2015 ins Leben gerufene Landesprogramm Arbeitsmarkt und regionale Integration von Asylsuchenden und Flüchtlingen – kurz: "LAurA" – des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums endet Ende September. Anette Weiß und Sanela Beganovic von der BBQ, Leiterinnen des Projekts in Balingen und Albstadt, ziehen eine erste, positive Bilanz.

Das Programm richtet sich an Asylberechtigte, Flüchtlinge und Asylsuchende mit einer hohen Bleibewahrscheinlichkeit, die in der Regel bereits über Arbeitserfahrungen in ihren Heimatländern verfügen und seit mindestens drei Monaten in Deutschland leben. Sie sollen durch intensives individuelles Coaching und die Vermittlung in betriebliche Praktikumsstellen dabei unterstützt werden, schneller auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Schwerpunkte für die Praktika sind Berufe, in denen es Arbeitgebern oft nicht gelingt, Personal zu gewinnen. Angestrebt wird, dass die Teilnehmenden nach dem Abschluss des Programms von den Betrieben in ein reguläres Arbeits- oder Ausbildungsverhältnis übernommen werden. Der Zollernalbkreis ist einer von fünf Projektstandorten im Land. Zwischen der BBQ und Institutionen wie dem Jobcenter, der Agentur für Arbeit, der Diakonie und der Caritas besteht dabei eine enge Zusammenarbeit.

In Balingen und Albstadt startete das Programm mit einem vierwöchigen Seminar. Dabei wurden die Teilnehmer in den Fächern Deutsch, Mathematik, EDV und Sport unterrichtet. Auch lebenspraktische Themen wie die Wohnungssuche oder das deutsche Schulsystem werden behandelt. Bewerbungstraining und Betriebsbesichtigungen von Firmen wie Sternenbäck und Interstuhl sowie in Seniorenheimen und öffentlichen Einrichtungen standen zudem auf dem Programm. Wert wurde auch auf die Vermittlung von kulturellen Gegebenheiten und Werten wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Lernbereitschaft gelegt.

Auf die Seminar- folgte die Praxisphase, die sogenannte Maßnahme beim Arbeitgeber (MAG). Dabei hätten sich die Firmen im Zollernalbkreis als sehr offen erwiesen, wie Weiß und Beganovic sagen. Die Flüchtlinge erhielten die Möglichkeit, sechs Wochen lang in verschiedenen Unternehmen mitzuarbeiten; dabei handelt es sich um eine Testphase, während der sich die Arbeitnehmer und Arbeitgeber näher kennenlernen können. Einige Teilnehmer konnten dadurch eine Anstellung oder eine Ausbildung ergattern. Inzwischen gab es sieben dieser MAG-Durchgänge; der letzte startet am 1. Juni.

Die Motivation der Arbeitssuchenden ist nach Angaben von Weiß und Beganovic sehr hoch. Als eine der größten Schwierigkeiten erweist sich die Sprache. "Es ist nur schade", sagt Weiß, "dass so wenig Frauen an dem Programm LAurA teilnehmen. Sie bleiben meistens Zuhause bei den Kindern."