Die Frauen und Männer von der LEA feuerten die Balinger Oberliga-Kicker auf der Tribüne kräftig an. Foto: Hauschel

Frauen und Männer aus Afghanistan, Syrien, dem Iran und Irak, Eritrea oder auch Serbien feuern Oberliga-Kicker im Au-Stadion an.

500 Zuschauer feuerten am Samstag die Oberliga-Fußballer der TSG Balingen bei ihrem 4:1 (0:1)-Erfolg gegen den SV Kickers Pforzheim an. 50 von ihnen waren auf der Tribüne besonders gut zu hören, als sie "Ba – li -ngen, Ba – li-ngen" skandierten – Flüchtlinge aus der Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Meßstetten, die von der TSG Balingen eigens zu diesem Spiel und einem kleinen Imbiss eingeladen worden waren.

Die Frauen und Männer, die aus Afghanistan, Syrien, dem Iran und Irak, Eritrea oder auch Serbien kommen, haben in ihren Heimatländern bewegende Schicksale hinter sich, die sie zum Entschluss brachten, ihre Heimat zu verlassen und in Deutschland Schutz zu suchen.

So wie der 17-jährige Farzin Javadi, der mit seiner Familie aus dem Iran geflohen ist und seit drei Monaten in Deutschland weilt. "Wir sind so froh, dass wir hier sind", sagt Farzin, "denn im Iran hatten wir viele Probleme. Zudem ist meine Mutter sehr krank, und hier in Deutschland kann ihr geholfen werden."

Der 17-Jährige hat den Ausflug ins Au-Stadion ebenso genossen, wie die anderen 49 Flüchtlinge, die in einem eigens von der Firma Maas gesponsorten Bus von LEA in Meßstetten nach Balingen gebracht wurden. Mit viel Begeisterung feuerten sie die Balinger Kicker an und freuten sich über die Tore, die die Eyachstädter im zweiten Durchgang erzielten.

"Das war ein tolles Spiel. Ich spiele zwar nicht selbst Fußball, sondern Basketball, interessiere aber mich aber schon seit frühester Kindheit für den Fußball, da mein Vater selbst gespielt hat", freut sich Farzin Javadi über die gelungene Abwechslung. Denn in der LEA befinden sich zwar außer den Unterkünften und neben sozialen Einrichtungen wie Kantine, Sanitäts-Station, Kleiderkammer und Kindergarten auch ein Café sowie im Außenbereich ein Kinderspielplatz. Dennoch gestaltet sich die Freizeitgestaltung für die Menschen nicht immer leicht, und so richtig raus kommen die Asylsuchenden in der Regel nicht.

Zu den Höhepunkten in der LEA zählt für viele der Flüchtlinge das Fußballtraining, das immer am Mittwochnachmittag von Alfred Sauter geleitet wird. Der ehemalige Bundeswehrsoldat fungiert als ehrenamtlicher Helfer in der LEA und verfügt über große Erfahrung in Sachen Fußball; schließlich fungiert er schon seit vielen Jahren als Stützpunkt-, Auswahl- und Vereinstrainer. "Da sind viele gute Kicker unter den Asylsuchenden, die mittwochs zum Fußball kommen. Einige könnten hier gut mitspielen", weiß Sauter, "Und als es hieß, es geht nach Balingen zum Fußball, waren viele gleich begeistert. Wir hätten noch 20, 30 Leute mehr mitnehmen können."

Sauter war im Oktober vergangenen Jahres vom stellvertretenden TSG-Abteilungsleiter Ralph Conzelmann angesprochen worden, ob denn daran Interesse bestünde, dass die Asylsuchenden ein Fußballspiel der TSG besuchen. "Wir wollten ein Zeichen in Sachen Integration setzten", sagt Conzelmann, "Fußball eignet sich doch bestens dafür." Der TSG-Funktionär rannte mit seinem Ansinnen offene Türen bei Sauter ein, und so wurde das Projekt nun im Spiel gegen Pforzheim in die Tat umgesetzt.

Auch die Spieler, die nach der Partie den Asylsuchenden noch einige Trikotsätze schenkten und mit den Frauen und Männern gemeinsam für Fotos posierten, zeigten sich begeistert von der Aktion. "Das war eine coole Sache mit den Flüchtlingen", sagt Tim Wissmann, "Sie haben uns toll angefeuert und uns Glück gebracht. Sie können gerne öfters kommen." Und auch Conzelmann und Sauter bekräftigen: "Die Wiederholung einer solchen Aktion ist nicht ausgeschlossen."