"Es fing mit Videos an"

"Die Videos aus dem Schlachthaus waren so schrecklich, dass ich ab dem nächsten Tag aufgehört habe, Fleisch zu essen", erzählt die 16-Jährige Schülerin Cathi aus Hamburg. Sie verzichtet seit drei Jahren auf Fleisch und seit zwei Jahren schon ganz auf tierische Nahrungsmittel. "Es fing nachts mit Videos auf YouTube über die Herstellung von Fleisch an", sagt sie. Pro Sekunde werden mehr als 3000 Tiere überall auf der Welt für das Luxusnahrungsmittel Fleisch brutal getötet.

Zum Beispiel brütet eine Henne ihre Eier von Natur aus selbst aus. Doch das würde sich für die Industrie nicht lohnen. Stattdessen werden die Eier in Plastikkisten verpackt und in eine riesige Brüterei verfrachtet, wo die Küken dann fernab ihrer Mutter schlüpfen.

Nach dem Schlüpfen folgt das Sexen. Hier werden Küken nach ihrem Geschlecht sortiert. Die männlichen Küken werden vergast oder lebendig in einen Schredder geworfen, da diese keine Eier legen und von der Fleischindustrie auch nicht genutzt werden. Den weiblichen Küken wird die empfindliche Schnabelspitze abgetrennt. Danach wird entschieden, ob die Henne in einen Biobetrieb oder in einen konventionellen Betrieb kommt. Heißt, dass auch in Bioeiern viel Tierleid steckt. Vor dem Schlachten werden die Hennen in viel zu engen Käfigen gehalten und auf das Doppelte ihres natürlichen Körpergewichts gemästet.

"Nach einem Jahr ohne Fleisch hab ich mich angefangen zu fragen, warum so viele Menschen überhaupt keine tierischen Produkte essen, weil ich dachte, dass beispielsweise die Kuh ja eh Milch geben muss. Was ich dann dazu gelesen habe, kam mir nicht gerade harmloser als eine Schlachtung vor, und ich habe langsam begonnen auf vegane Produkte wie zum Beispiel Sojamilch umzusteigen", so Cathi. Es ist nicht nur gesund, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren, sondern auch gut für die Umwelt. In den vergangenen vier Jahrzehnten wurden 40 Prozent des Regenwalds für Futtermittel gerodet oder gefällt.

Die Herstellung von Fleisch ist auch noch ziemlich ineffizient, da ein Vielfaches der pflanzlichen Energie an die Tiere verfüttert wird. Und wohin kommt der Mist der Tiere? Der wird einfach in den Boden gesetzt. Es ist ja in Ordnung, da das auch als Dünger benutzt wird, nur kann der Boden die Nährstoffe der Gülle nicht mehr richtig aufnehmen.

Also sollte jeder Mensch Vegetarier oder Veganer werden? "Ja, schon, aber das ist natürlich echt utopisch, da viele Menschen ja gar nicht ohne Fleisch auskommen können", sagt Cathi. "Finde ich total in Ordnung, aber Alternativen sollte jeder Mensch mal probiert haben. Viele wissen ja gar nicht, was da alles möglich ist."

u 8a des Pro-Gymnasiums in Rosenfeld.