Das Vermächtnis ihres Vaters beziehungsweise Großvaters Otto Gunsberger bewahren die beiden Australierinnen unter anderem in Gesprächen mit Schülern. Foto: Mayer Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Tochter und Enkelin des KZ-Überlebenden Otto Gunsberger sprechen mit Schülern des TG

Gegen Kriegsende hatte Otto Gunsberger im Konzentrationslager Bisingen Zwangsarbeit leisten müssen, bevor er Anfang Mai 1945 aus dem KZ Dachau befreit wurde. Seine Tochter und seine Enkelin haben über ihn berichtet.

Balingen. Um die Erinnerung an den vor vier Jahren verstorbenen Zeitzeugen zu bewahren und seinen Aufruf zu Menschlichkeit und Toleranz fortzuführen, sprechen seine Tochter Claire Vosk und deren Kinder regelmäßig mit Schülern und Studierenden.

In Balingen berichteten Claire und Danielle Vosk vom Leidensweg ihres Vaters und Großvaters, vom Konzentrationslager Auschwitz über Buchenwald und Bisingen nach Dachau, aber auch über dessen Neubeginn in Australien und ihre eigenen Erfahrungen als Tochter und Enkelin eines Holocaust-Überlebenden. Erstaunlich sei seine positive Grundhaltung gegenüber dem Leben gewesen, die Gunsberger nach dem Krieg entwickelt und bewahrt habe.

Diese Einstellung habe seine Begegnungen mit jungen Menschen geprägt, die ihm ein Anliegen gewesen seien und die der Bisinger Gedenkstättenverein bei seinen Besuchen 1998 bis 2009 organisiert hat. Bewegt von der Verpflichtung, als Überlebender auch für die vielen ermordeten Opfer des Holocaust zu sprechen, verstand er seine Mission immer als einen Aufruf zur Toleranz: "Wenn ich eines in meiner Zeit in den Konzentrationslagern gelernt habe, dann dies, dass man Menschen nie danach beurteilen darf, welcher Gruppe sie angehören. Ich betrachte nicht Nationalität oder Rasse, sondern das Individuum."

Am Ende ihres Vortrags zeigten Claire und Danielle Vosk Schlagzeilen aus Amerika und Australien, in denen gegen Muslime gehetzt wird. "Wiederholt sich die Geschichte?", lautete ihre Frage.

Die 25-jährige Danielle Vosk riet den Schülern der TG-Jahrgangsstufe 13, so oft es gehe in andere Länder zu reisen, fremde Menschen und Kulturen kennenzulernen sowie den eigenen Horizont zu erweitern.

Es entspann sich ein offener und intensiver Dialog, in dem die angehenden Abiturienten unter anderem Unverständnis und Sorge über den Einzug einer rechtsextremen Partei in den Bundestag äußerten. Um so wichtiger sei es, aus der eigenen Geschichte zu lernen und gegen rassistische Tendenzen anzugehen, fanden die angehenden Abiturienten. An aktuellen Entwicklungen in anderen Ländern sehe man, wie schnell Freiheit und Demokratie verspielt seien.