Rewe konnte die ihm zugedachte Funktion eines "Ankermieters", der Kundschaft ins CityCenter lockt, nicht erfüllen, obwohl auf den ersten Blick alle Voraussetzungen dafür da sind. Foto: Maier

Lebensmittelhändler zieht sich aus CityCenter zurück. Wie weiter mit Lebensmittelversorgung in der Innenstadt?

Balingen - Aus der "Wahrscheinlichkeit", die Rewe im vergangenen Jahr andeutete, ist nun Gewissheit geworden: Der Lebensmittelhändler schließt den Markt im Balinger CityCenter. Die ohnehin aktuelle Frage nach der Zukunft der Nahversorgung mit Lebensmitteln in der Innenstadt wird damit brennender denn je.

Bereits Ende Oktober werde der Markt an der Wilhelmstraße geschlossen, teilte eine Rewe-Sprecherin am Mittwoch auf Anfrage unserer Zeitung mit. Grund für den Rückzug: "Die wirtschaftliche Rentabilität ist leider nicht mehr gegeben."

Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen bereits erklärt, dass es seit einiger Zeit – insbesondere aufgrund der Großbaustelle mit dem Bau des Kreisverkehrs sowie der Neugestaltung des Hinteren Kirchplatzes – schwierig gewesen sei, den Markt an der Wilhelmstraße wirtschaftlich zu betreiben. Grundsätzlich aber bleibe, so die Rewe-Sprecherin, Balingen für das Unternehmen ein interessanter Standort; sofern es anderswo Objekte für die Öffnung eines Lebensmittelmarkts geben sollte, prüfe man diese gerne. Den derzeitigen Mitarbeitern in Balingen, teilte Rewe im vergangenen Jahr mit, würden im Fall der Schließung Arbeitsplatzangebote in umliegenden Märkten angeboten.

Baudezernent Wagner bedauert Rückzug

Das Aus für den Rewe-Markt bedeutet, dass sich nun auch der mittlerweile zweite Lebensmittelhändler aus dem CityCenter zurückzieht. Vor Rewe war Real dort ansässig; allerdings nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch mit einem breiten sogenannten Non-Food-Sortiment.

Für die Zukunft der rund 1500 Quadratmeter großen Fläche, die Rewe derzeit noch belegt, als Standort für einen Lebensmittelmarkts könnte das, meinen Handelsexperten, nichts Gutes bedeuten: Wenn nicht einmal Rewe, ein ausgewiesener Experte für Innenstadtlagen, es schafft, den Lebensmittelmarkt profitabel zu betreiben – wer dann?

Rein rechnerisch bedeutet die Schließung des Rewe-Markts, dass die statistisch ohnehin schon bestehende Unterversorgung mit Lebensmittelmärkten in Balingen sich weiter verschlechtert, insbesondere in der Innenstadt. Die anderen Märkte in der City – insbesondere Lidl sowie der Biomarkt B2 an der Bahnhofstraße sowie im erweiterten Radius der Edeka-Markt und Aldi an der Albrechtstraße – werden damit für die Nahversorgung der Menschen in der Innenstadt wichtiger denn je.

Der Balinger Baudezernent Michael Wagner sagte am Mittwoch, dass die Stadtverwaltung den Rückzug von Rewe immens bedauere. Der Markt habe für die Versorgung der Innenstadtbewohner samt Binsenbol eine wichtige Funktion gehabt. Die Stadtverwaltung wolle sich nun "intensiv auf die Suche begeben", um die Nahversorgung der City-Bewohner zu sichern.

Mit Rewe als Lebensmittel-Vollsortimenter sowie dem Modepark Röther war die Hoffnung auf eine Stärkung des CityCenters verbunden. Nun zeigt sich, dass der Rewe-Markt deutlich schlechter angenommen wurde als gedacht. Der Markt konnte die ihm zugedachte Funktion eines "Ankermieters", der Kundschaft ins CityCenter lockt, nicht erfüllen, obwohl auf den ersten Blick alle Voraussetzungen dafür da sind. Der Markt mit einem umfassenden Lebensmittelangebot liegt zentral, Parkplätze sind im darüberliegenden Parkhaus des CityCenters genügend vorhanden, mit Aufzügen kann man bequem zwischen den Etagen hin- und herfahren – und den Einkauf im CityCenter zudem mit einem Abstecher in die Fußgängerzone verbinden.

"Standort mit Kirchplatz noch attraktiver"

Auf den zweiten Blick werden indes auch Nachteile des Standorts deutlich: Der Rewe-Markt liegt vom Haupteingang des Centers aus gesehen ganz hinten in der Mall, der Nebeneingang von der Dammstraße her ist wenig attraktiv. Und für viele ist der Weg vom Parkhaus durch die Mall bis zum Markt offenbar schon zu weit.

Bedeutet der Rewe-Rückzug nun eine Schwächung des CityCenters ingesamt? Baudezernent Wagner meint: nein. Er sei zuversichtlich, dass für die leer werdende Fläche schnell ein Nachmieter gefunden werde. Das Center sei aufgrund des breiten Sortiment-Mix’ als Standort attraktiv – und werde nun, da der Hintere Kirchplatz fertiggestellt ist, wohl noch attraktiver.