Franziska Schemel (links) und Heidrun Bucher-Schlichtenberger bei der Vernissage Foto: Tahir Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Balinger Galerie Kunstblick präsentiert Werke von Franziska Schemel / Schau ist bis 9. Dezember zu sehen

Dicht gedrängt standen am Freitagabend die Besucher der Vernissage zur Ausstellung von Werken Franziska Schemels in der Balinger Galerie Kunstblick.

Balingen. Sie warteten gespannt darauf, die Herangehensweise der Künstlerin an ihre Sujets näher kennenzulernen.

Die Galeristin Heidrun Bucher-Schlichtenberger erinnerte daran, dass Franziska Schemels Bruder, der Tütenkünstler "Thitz", bereits mehrmals in Balingen vertreten gewesen sei. Doch beide Geschwister hätten völlig verschiedene, ganz eigene Handschriften.

Franziska Schemel wurde 1961 in Frankfurt am Main geboren. Von 1984 bis 1990 studierte sie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, seit 1990 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in Karlsruhe. Ihre Werke wurden auf zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen und Kunstmessen gezeigt.

Sachkundig und mit großem Einfühlungsvermögen erschloss Heidrun Bucher-Schlichtenberger den Besuchern der Vernissage die Arbeitsweise der Künstlerin. Diese schaffe eine Symbiose von Fotografie und Malerei, zweier an sich unvereinbar erscheinender Medien. Ausgangspunkt sei stets die Fotografie, mit der sie alltägliche Situationen des urbanen Lebens einfange – stets in großen Städten wie Berlin, New York, und Budapest.

An bewusst unwirtlichen Orten, Durchgangsorten, Sinnbildern für das Vergängliche, in Fluren und Unterführungen oder auf Treppen warte Schemel den perfekten Moment ab. Bei ihren Personen gehe es nicht um die individuelle Darstellung, sondern um die Bewegung. Manchmal bilde ein solches Foto nur die Beine ab. Das Foto als Herzstück des Bildes bannt Franziska Schemel auf eine nur millimeterdicke Aludibondplatte und bedeckt diese mit Plexiglas. Das umgebende Medium, Leinwand oder Büttenpapier, dient ihr dazu, das Foto zu ergänzen, zu erweitern, zu verstärken, Dreidimensionalität und geheimnisvolle Lichteffekte zu erzeugen. So setzen sich die Schienen einer U-Bahn oder Stufen vom Foto aus in der Leinwand fort und beziehen den Betrachter ins Bild ein.

Die Künstlerin verwendet verschiedene Materialien wie Pigmente, Graphit, Sand, Steinmehle und Rost, mit denen sie haptische Oberflächen schaffe. Mit ihrem reduzierten Farbkanon – Grau, Anthrazit, ergänzt durch Orange und Aprikot, mitunter Blau – seien diese Bilder von zeitloser Eleganz.

Sie strahlten eine wohltuende Ruhe aus – mit einer Ausnahme, auf die Heidrun Bucher-Schlichtenberger hinwies: In Bildern zum 300. Geburtstag der Stadt Karlsruhe stehen Fotos einer Tanzperformance in den U-Bahnschächten im Zentrum. In "Durch gebaggert" korrespondiert die Armbewegung des Tänzers in frappierender Weise mit dem Arm der Baggerschaufel.

Einen Kontrast hierzu bildet ein rundes Bild, auf dessen Rückseite die Künstlerin Leuchtpigmente aufgetragen hat, deren Widerschein über die Bildränder hinaus strahlt und eine fast sakrale Aura entfaltet – auch dies ein charakteristisches Stilmittel.

 Schemels Werke sind bis zum 9. Dezember 2017 in der Galerie Kunstblick zu sehen.