Zusammen mit seinem Enkel marschierte der Weilstetter Karlheinz Raisch zum Berg Belukha in der Altai-Region

Von Nick Leukhardt

Balingen-Weilstetten. Einfach einmal rauskommen. Etwas über sich selbst und über andere erfahren. Seine Grenzen kennen lernen und Gemeinschaft erleben. Das beabsichtigten Karlheinz Raisch und sein Enkel Pascal mit ihrer Reise nach Sibirien.

Die beiden Weilstettener hatten sich einer Gruppe unter der Führung von Schamane Ahamkara angeschlossen. Ziel war der Belukha, der höchste Berg Sibiriens. Dieser soll Überlieferungen nach eine besonders starke Energie ausstrahlen und ist daher eine Art Pilgerstädte für Menschen verschiedenster Abstammung und Herkunft. Für Raisch, der sich seit rund fünf Jahren als Schamane betätigt, hatte die Reise deshalb neben den "touristischen" Gründen auch spirituelle. "Jeder in unserer Gruppe hatte eine andere Intension, den Berg zu erreichen. Manche wollten sich von einer schweren Krankheit heilen lassen, und wieder andere gingen mit, um mit ihrer Vergangenheit klar zu kommen."

Die Gruppe war bunt zusammengewürfelt. "Die Mitglieder verstanden sich trotzdem schon nach wenigen Stunden richtig gut. Es ist wirklich erstaunlich, wie wildfremde Menschen nach kürzester Zeit zu Freunden werden können", erzählt der ehemalige Polizist begeistert.

Begonnen hat die Reise in der russischen Stadt Barnaul in der Region Altai. Von dort aus ging es mit Kleinbussen nach Tjungur und anschließend mit schweren Geländewägen ins Basislager in einen unbewohnten Teil Altais. In den folgenden zwei Tagen legte die Gruppe die 50 Kilometer bis zu ihrem nächsten Ziel am Fuß des Berges Belukha zurück. Dort verbrachten die Wanderer einen Tag mit Meditation und Erholung, um anschließend wieder zwei Tage lang zurück zum Basislager zu marschieren.

Raisch und seinen Begleitern kam es nicht auf die Besteigung des 4506 Meter hohen Bergs an. "Bei dieser Reise war eigentlich der Weg das Ziel. Ich habe noch nie etwas so Beeindruckendes gesehen wie dieses Land. Vollkommen menschenleer und naturbelassen. Es gibt tatsächlich Orte, an denen noch nie ein Mensch gewesen ist", erzählt Karlheinz Raisch immer noch begeistert. Für ihn waren aber neben der unberührten Natur auch die Menschen dort von Bedeutung. "Sie haben eine unglaublich freundliche und zuvorkommende Art. Jeder, den man auf dem Weg trifft grüßt einen mit Handschlag. Trifft man am Wegesrand auf Händler, wird man nicht bedrängt. Dort geht alles einen ruhigen, gemäßigten Gang."

Von anderen Erfahrungen spricht sein 18-jähriger Enkel Pascal: "Dort ist es wärmer als gedacht. Doch beim Waschen und Baden verursacht das kalte Wasser Kopfschmerzen. Und man sollte nicht zu viel von dem fremdem Essen zu sich nehmen."

Die schwierige und teilweise steinige Strecke bereitete dem 63-jährigen Karlheinz Raisch keine Probleme. Er war zwar der Älteste in der Gruppe, doch er gehörte meist zu den Schnellsten, wie er nicht ohne Stolz erwähnt: "Das lag nicht nur an meiner Fitness, sondern auch an der starken Energie des Berges."

Diese Pilgerreise war für den pensionierten Polizisten ein einmaliges Erlebnis. Sie reiht sich ein in eine lange Liste von Unternehmungen, die er bereits hinter sich hat. So hat er bereits den Berg Sinai bestiegen. Und für die Zukunft hat er noch weitere Pläne: "Ich würde gerne einmal nach Neuseeland reisen oder Schamanenkollegen in Südamerika besuchen – und irgendwann Stonehenge besichtigen."

Sibirien