Im Tailfinger Tierheim leben viele Tiere, die Schreckliches und Grausames erlebt haben und Fürsorge brauchen

Von Monika Paprocki

Das Tailfinger Tierheim, das 1954 neu gegründet wurde, liegt im Schalkental, mitten im Grünen, abgelegen von Straßen, Lärm und Siedlungen. Lena Calic, eine der fünf Mitarbeiterinnen, will es uns zeigen.

Lena selbst wohnt ebenfalls in Tailfingen. Sie war schon immer sehr tierlieb und hat selbst zwei Hunde, die sie mit zur Arbeit nehmen darf, wo sie bei gutem Wetter wie heute in einem umzäuntem Garten spielen dürfen.

Zuerst besuchen wir die Katzen im Katzenhaus, das vor eineinhalb Jahren neu gebaut wurde. Ein leichter Geruch nach Desinfektionsmittel strömt uns entgegen. Ein langer Gang führt zu den zehn Katzenzimmern, die jeweils einen eigenen Außenbereich besitzen. Jeder Raum wirkt wie ein Spielzimmer, das durch die vielen Fenster groß und hell ist. Zurzeit gibt es 25 Katzen im Tierheim, die zwischen einem und 15 Jahren alt sind. Im Frühling werden oft trächtige Katzen gefunden. Die Geburt der Kätzchen findet dann im Tierheim im so genannten Krankenzimmer statt. Die Kätzchen können bereits nach zehn Wochen weitervermittelt werden. Auf die Frage, wie man die Tiere mit gutem Gewissen vermitteln kann, antwortet Lena: "Bei den Katzen und Nagetieren gibt es Vermittlungsgespräche. Bei den Hunden gibt es eine Gewöhnungszeit, die bis zu vier Wochen andauern kann. Doch hauptsächlich suchen die Tiere ihren Besitzer selbst aus. Es ist vergleichbar mit einer Partnerschaft zwischen zwei Menschen, denn wenn man sich für jemanden entscheidet, heißt es noch lange nicht, dass der andere das auch möchte. Die Chemie muss stimmen." Sei dies der Fall, werde ein Vertrag aufgesetzt.

Lena erzählt, dass 90 Prozent der Katzen und Nagetiere Fundtiere sind. Allein letztes Jahr haben sie mehr als 150 Fundtiere aufgenommen, von denen nur 30 Prozent abgeholt wurden. Es werden jegliche Fundtiere aufgenommen, die Fell besitzen.

Die nächste Station ist die der Hunde. Auch hier finden wir wieder ein eigenes Reich der Tiere vor mit auffallend großzügigen Wiesenflächen. Aus den zwei Hundehäusern tönt lautes Gebell. Lena öffnet die Gittertüre und erklärt: "Die Hunde müssen gleich zeigen, dass sie alle da sind."

Viele Hunde dort sind Problemfälle, die vom Veterinäramt eingezogen wurden. Zudem sind sie oft schwer vermittelbar, weil sie den Wesenstest, bei dem bestimmt wird, ob der Hund einen Maulkorb tragen muss, nicht bestehen. Doch die Hunde springen gegen die Gitterstäbe und freuen sich – richtige "Knutschkugeln", meint Lena.

Das Tierheim bietet Hundebesitzern auch die Möglichkeit, ihre Vierbeiner in Pension zugeben. Auffällig: hauptsächlich große Hunde und vor allem Schäferhunde haben dort ein Zuhause gefunden.

Weiter geht es zu den Nagetieren und Schildkröten. Früher waren in dem Bereich die Katzen untergebracht. Ganz schön klein für so viele Katzen, aber für Hasen und Meerschweinchen ein Paradies. Die Schildkröten haben einen eigenen Außenbereich mit Teich, in dem sie im Sommer schwimmen können.

Nach der Führung erzählt Lena von den Patenschaften und Sponsoren: Jeder ab 16 Jahren kann Pate von Hunden oder Katzen werden. Dazu gehört es, die Tiere auszuführen, zu schmusen oder einfach nur Abwechslung in ihren Tagesablauf zu bringen. Viele ehrenamtliche Mitarbeiter helfen morgens, die Ställe auszumisten und das Tierheim auf Hochglanz zu bringen.

Spenden kann man beispielsweise in Supermärkten, wo Futter gesammelt wird. Zudem kann jeder Betrieb Kooperationspartner werden und eine Spendendose für das Tierheim aufstellen. Eine große Unterstützung sei das Fahrzeug mit aufgedruckter Werbung, das verschiedene Firmen finanziert haben.

Als wir uns nach zwei Stunden verabschieden, sind wir begeistert von der Größe und der Atmosphäre des Tierheims. Doch ein kleiner bitterer Nebengeschmack bleibt, denn im Tierheim sind viele Tiere, die Zuneigung und Liebe verdient haben, zumal sie oft Schreckliches und Grausames erlebt haben. Hier liegen Glück und Leid sehr nah beieinander. Wer sich ein Tier zulegt, muss sich im Klaren sein, dass es sich um ein Lebewesen handelt, das Fürsorge genauso wie Pflege benötigt. Nur so ist ein harmonisches Miteinander möglich.

u Die Autorin ist Schülerin der Klasse 9c am Gymnasium Ebingen.