Gerhard Hinger (links) und Manfred Heinzler bilden künftig die Doppelspitze des Zollernalb-Klinikums. Der 60-jährige Hinger wechselt im August von Baden-Baden in den Zollernalbkreis. Foto: Maier

Gerhard Hinger führt Zollernalb-Krankenhäuser zusammen mit Manfred Heinzler. SRH-Deal geplatzt.

Zollernalbkreis - Neuer Mann, neues Modell: Das Zollernalb-Klinikum wird künftig von einer Doppelspitze geleitet. Gerhard Hinger ist zum neuen Geschäftsführer bestellt worden. Zusammen mit Manfred Heinzler soll er künftig die Geschicke der beiden Krankenhäuser in Albstadt und Balingen lenken. Im Klinikum hofft man nach einem turbulenten Jahr auf ruhigeres Fahrwasser.

Die Verträge mit Hinger und Heinzler sind am Montag unterzeichnet worden. In den beiden Krankenhäusern stellten sich Heinzler und Hinger als neues Führungsduo am Montag in Versammlungen vor. Während Heinzler als stellvertretender Geschäftsführer und derzeit kommisarischer Chef des Klinikums schon gut bekannt ist, richtete sich das Interesse dabei vor allem auf Gerhard Hinger.

Der 60-Jährige, der gebürtig aus Friedrichshafen stammt und in Reutlingen aufgewachsen ist, ist von Haus Mediziner. Sein Studium absolvierte er in Tübingen, dort war er als Anästhesist und Intensivmediziner zunächst für das Universitätsklinikum tätig. Seit 2005 ist er Chefarzt des Klinikums Mittelbaden in Baden-Baden; dort war er zuletzt – auch nach einer entsprechenden Weiterbildung – außer als Mediziner auch als Projektmanager tätig. Maßgeblich hat er in Baden-Baden die Zentrale Notfallaufnahme aufgebaut, die als Modell für die hiesige ZNA diente. Deshalb kennt Hinger bereits viele der Mediziner-Kollegen im Zollernalbkreis.

Die Belegschaft freue sich auf den neuen Chef, sagt Michael Bitzer, Ärztlicher Direktor. Es gebe einen enormen Vertrauensvorschuss. Nicht nur als ärztlicher Kopf, auch als mittlerweile ausgewiesener Verwaltungsfachmann und Organisationstalent sowie aufgrund seiner "menschlichen und offenen kommunikativen Art" genieße Gerhard Hinger in Medizinerkreisen einen sehr guten Ruf. Hinger sei ein "Allroundtalent", so Bitzer, ein "Glücksfall" für den Zollernalbkreis. Sowohl die leitenden Ärzte des Zollernalb-Klinikums wie auch der Aufsichtsrat haben sich einstimmig für das Engagement Hingers sowie für das Modell der Doppelspitze ausgesprochen. Damit sei das Zollernalb-Klinikum nun "stark aufgestellt", sagte Landrat Günther-Martin Pauli, der zugleich Vorsitzendes des Klinikum-Aufsichtsrats ist.

Gerhard Hinger ist in Baden-Baden mit der Familie – er ist verheiratet und hat sechs mittlerweile erwachsene Kinder – heimisch geworden, wie er sagt. Er ist in ungekündigter Stellung tätig, eigentlich hätte er dort die letzten Jahre seines Berufslebens ausklingen lassen können. Was ihn auf die Zollernalb gelockt hat? "Ich wollte noch einmal etwas Neues anpacken", sagte der 60-Jährige am Montag. Auf der neuen Position als Geschäftsführer des Zollernalb-Klinikums könne er sein ärztliches Know-how mit seinem Management-Wissen verbinden. Auch dass die Krankenhäuser in Albstadt und Balingen in kommunaler Trägerschaft sind, sei für ihn ein positives Kriterium bei der Entscheidungsfindung gewesen, sagt Hinger. Für das Zollernalb-Klinikum sehe er mit Blick auf die Zukunft "gute Chancen und Potenzial". Die Arbeit im Zollernalbkreis nimmt er Anfang August auf – bis dahin hat der Kreistag wohl auch weitere Weichen hin zum Zentralklinikum gestellt.

Eigentlich hatte noch vor zwei Monaten alles nach einer ganz anderen Lösung für die Spitze der beiden Krankenhäuser ausgesehen. Nach dem Ausscheiden des früheren Geschäftsführers Josef Weiss im April 2016 und dem schwierig-turbulenten Zwischenspiel von Sybille Ächtler, deren Vertrag im Dezember nicht verlängert wurde, sollte der Geschäftsführungsauftrag an einen externen Dienstleister vergeben werden. Dies auch deshalb, weil der Klinikums-Aufsichtsrat keine allzu große Hoffnung hatte, selbst einen Geschäftsführer zu finden. Im März 2017 wurde der Auftrag an die SRH-Holding übertragen, als Geschäftsführer des Klinikums sollte Andor Toth in den Zollernalbkreis kommen (wir berichteten).

Allerdings zog Toth, auch nach massiven Bedenken gegen seine Person aufgrund seiner früheren Tätigkeit als Chef des Hohenloher Krankenhauses mit Standorten in Künzelsau und Öhringen, seine Bewerbung um den Geschäftsführerposten Anfang April schon wieder zurück. Zudem hätte der Auftrag an die SRH aufgrund seines Umfangs eigentlich europaweit ausgeschrieben werden müssen. Dieses rechtliche Problem ist nun erledigt: Die Übertragung der Geschäftsführungstätigkeit an die SRH ist vom Tisch; die Verträge waren noch nicht unterzeichnet.

Ganz gekappt werden sollen die Bande zur SRH aber nicht, wie Pauli am Montag sagte: Mit deren Kliniken in Sigmaringen und Oberndorf wolle man, ebenso wie mit dem Universitäts-Klinikum Tübingen als bisher schon bewährtem Partner, weitere Kooperationsmöglichkeiten sondieren und anstreben, um im hiesigen ländlichen Raum eine bestmögliche medizinische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten.