Stolzer Obermeister: Reinhard Konzelmann zeichnete die Gesellinnen Michele Wäschle (Mitte) und Cäcilia Jetter samt Kameramann Felix Scherer (Auszubildender Holzmechaniker) für den zweiten Platz beim Thalhoferpreis aus. Foto: Thiercy Foto: Schwarzwälder-Bote

Handwerk: Obermeister zeichnet zwei Junggesellinnen aus

Von Silke Thiercy

Zollernalbkreis. Pumps so hoch wie Waffen, Lipgloss – typisch Mädchen eben. Und dann: ein Hobel, schweres Gerät, festes Zupacken mit beiden Händen. Typisch Mädchen eben auch – wie Michele Wäschle und Cäcilia Jetter in einem Videoclip zeigen. Der Film der beiden Schreiner-Geselinnen heimste beim Thalhofer-Preis den zweiten Platz ein. Was auch Obermeister Reinhard Konzelmann freut: Er überreichte den beiden Filmemacherinnen und ihrem Kameramann Felix Scherer bei der Herbstaktion der Innung Zollernalb Urkunden und ein Preisgeld.

"Ich will am Schluss sehen, was ich gemacht habe", sagt die 20-jährige Michele Wäschle über ihre für Frauen noch immer eher ungewöhnliche Berufswahl. Dass sie kann, was sie macht, beweist sie seit zwei Jahren beim Ausbildungsbetrieb Motzer in Balingen. Und gibt zu, dass sie einige Absagen bekommen habe, weil sie ein Mädchen ist.

Umso wichtiger sind Initiativen wie die des Holzulieferers Thalhofer, der jedes Jahr einen fünfstelligen Betrag für Innungsbetriebe auslobt und der seinen Preis 2015 unter das Motto "Faktor Frau" gestellt hatte. Für Cäcilia Jetter ist die Arbeit mit Holz selbstverständlich seit sie groß genug war, bei Vater Frank Jetter im Betrieb dabei zu sein. Heute macht sie ihre Ausbildung bei Ernst Bitzer in Tailfingen. Und kennt keine Berührungsängste, wenn es um das Treffen mit gestandenen Kolegen wie am Dienstag in den Räumen von Akoba in Weilstetten geht.

Inhaber Reinhard Konzelmann, seines Zeichens Obermeister der Schreinerinnung, ist sichtlich stolz auf "seine" Mädchen. Und räumt lachend ein, dass er als Mann gut damit leben könne, dass Frauen im Handwerk seien: "Sie machen manchmal wirklich die filigranere Arbeit." Mehr als 30 Kollegen applaudierten dem jungen Duo, das den Film in der Werkstatt der Balinger Berufsschule gedreht hatte. Und standen gleichzeitig dafür, zu zeigen, dass das Schreinerhandwerk modern ist.

Die Nachwuchshandwerkerinnen beweisen es in ihrem sechsminütigen Film, der aus mehr als zwei Stunden Material geschnitten wurde: Am Ende halten sie einen Hocker in Händen. Es könnte auch ein Schminkkästchen sein. Oder eine Bank. Typisch oder untypisch Mädchen eben.