"Nightline Blue" freuen sich am Ende des Konzerts über die Standing Ovations. Foto: Baumann Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Gänsehautmusik beim Konzert von "Nightline Blue" im Balinger Zollernschloss / Jazz-Club freut sich über volles Haus

Es ist ein magischer Abend geworden, das Konzert mit "Nightline Blue" am Samstag im Balinger Zollernschloss. Der Jazz-Club hatte dazu eingeladen.

Balingen. "Es macht Spaß, für euch zu spielen! Ihr seid super!", kam es von einer strahlenden Lynette Funk, der charismatischen Sängerin von "Nightline Blue", während des zweiten Sets im restlos ausverkauften Zollernschloss. "Ihr seid auch super!", war die begeisterte Antwort aus dem Publikum. "Call And Response" als Ausdruck eines wirklich magischen Abends.

Am Ende "standing ovations" des Publikums. Die Zugabe "Mack The Knife" war der Schlusspunkt einer Reise durch die verschiedenen Facetten des Jazz, zu der "Nightline Blue" eingeladen hatten: zeitgenössischer Mainstream-Jazz, der sich aus den Stilen der vergangenen Dekaden speist – Swing, Cool, Hardbop, Latin, Soul und Modal. Wie sehr der Jazz seine Strahlkraft und Lebendigkeit, seine Vitalität und Spannung aus der Improvisation und Spontanität schöpft, wurde insbesondere an diesem Abend deutlich.

Und auch wie leicht dann der Funke auf das Publikum übersprang. Die Musiker Michael Döller (Schlagzeug), Wolfgang Heinzelmann (E-Bass), Jerzy Cielecki (Trompete und Flügelhorn), Hans-Peter Ertle (Klavier), Hendrik Büsche (Tenorsax) und Sängerin Lynette Funk, verzauberten sich selbst und das Publikum durch ihre ausgelassene Spielfreude und gegenseitige Sympathie und Wertschätzung. Die Combo klang wie aus einem Guss, ob sie nun altehrwürdige Standards ("Ain’t Misbehavin’", "Darn That Dream", "Summertime") interpretierte oder Klassiker des Modern Jazz ("Moanin’", "Nostalgia In Times-Square"). Darüber hinaus fügten sich die eindrucksvollen Eigenkompositionen ("Ice Hotel", "Little Wave", "Insadong") nahtlos ins Programm.

Michael Döller und Wolfgang Hanselmann sorgten unermüdlich für den Groove, trieben an, kommentierten die leidenschaftlichen und fantasievollen Improvisationen der beiden Bläser und variierten die Rhythmen. Hans-Peter Ertle glänzte mit kristallklaren Akkordfolgen und Soli am Klavier. Schwer, die Höhepunkte zu nennen, denn es gab so viele: In dem wundervoll lyrischen "One For Annie" brillierte Jerzy Cielecki auf dem Flügelhorn und rührte beinahe zu Tränen. In "Lullabye Of Birdland" traten Sängerin Lynette Funk und Saxofonist Hendrik Büsche in einen ausgelassenen Dialog.

Überhaupt: Lynette Funk. Sie singt keine Songs, sondern sie inszeniert und lebt sie aus mit "Heart and Soul" und einer Stimme, der sich niemand entziehen kann. Bei "Autumn Leaves" sah man die Herbstblätter fallen, in "The Nearness Of You" war die ganze Sehnsucht zu spüren, genauso wie der Blues in "Good Morning Heartache" – Gänsehautmusik an einem fürwahr magischen Abend.