Auch wenn er fast nie auf der B 27 unterwegs ist und sein Golf sich zum Rasen nicht eignet – die 120-Schilder sind Silvano Palladino ein Dorn im Auge. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder-Bote

Der 29-jährige Albstädter Silvano Palladino will das durchgängige Tempolimit auf der B 27 kippen / 3604 Unterschriften gesammelt

Von Gert Ungureanu

Zollernalbkreis. Er ist kein Raser. Im Gegenteil: Er fährt einen älteren Golf 3 und ist damit so gut wie nie auf der B 27 unterwegs. Er wohnt mit seiner Freundin in Onstmettingen und arbeitet in Ebingen. Dennoch hat Silvano Palladino eine Petition gegen das Tempolimit auf der Bundesstraße organisiert und 3604 Unterschriften gesammelt.

Er habe sich vorgenommen, das Tempolimit auf der Bundesstraße zu kippen, denn er habe nun mal "ein Problem mit den Begründungen", sagt der 29-jährige Italiener, der in Albstadt geboren und aufgewachsen ist. "Ich habe mich gegängelt gefühlt", sagt er und zählt auf: Erst habe es geheißen, dass es wegen der Lärmbelästigung in Engstlatt sei. "Aber dort gibt es Schallschutzwände, die Bundesstraße geht nur durch ein Gewerbegebiet, der meiste Lärm kommt bekanntlich vom Schwerverkehr, und die fahren eh nur 80 oder 100", sagt er. Lärmmessungen hätten ergeben, dass eine Begrenzung auf Tempo 120 kaum was bringe, weiß er.

Dann habe es geheißen, es fehle der Standstreifen. Aber dort, wo er fehle, auf Höhe der Domäne, habe es schon davor eine Geschwindigkeitsbegrenzung gegeben. Dann habe es geheißen, die Unfälle hätten sich gehäuft. Auch das stimme nicht, argumentiert der gelernte Industriemechaniker mit Hauptschulabschluss: "Das Polizeipräsidium Tuttlingen hat die Unfallstatistik veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Zahl der Unfälle zurückgegangen ist." Und das Argument, die unterschiedlichen Schilder entlang der Bundesstraße seien für die Autofahrer verwirrend, zieht bei ihm erst recht nicht: "In ganz Deutschland gilt die Richtgeschwindigkeit von 130, und wenn es keine akuten Gefahrenstellen gibt, kann niemand die Geschwindigkeit aus Spaß an der Freud’ auf 120 begrenzen", sagt er.

Insgesamt sei die Angelegenheit falsch kommuniziert worden, und bei der Pressekonferenz, die das Landratsamt zur Klärung organisiert habe, habe es auch keine Begründung gegeben. Das sei auch der Grundtenor bei den ganzen Facebook-Einträgen von Tempolimit-Gegnern. Dass rund 1300 Unterzeichner der Petition gar nicht aus dem Zollernalbkreis kommen, wertet Palladino als Zeichen dafür, dass manch einer sich nicht gerne diktieren lasse, wie schnell er zu fahren hat: "Es geht ihnen um das Prinzip", sagt er. "Die Leute werden nicht gerne verarscht."

Dass Tempo 120 nicht den erhofften Erfolg bringe, zeige sich auch daran, dass es immer noch Woche für Woche schwere Unfälle auf der Bundesstraße gebe. "Manches kann man eben nicht verhindern", meint er. "Denn wer gerne 200 fährt, der tut das trotz Tempolimit", meint er, "und wenn er seinen Lappen abgeben muss, fährt er eben ohne."

Ziel der Petition, deren Eingang der baden-württembergische Landtag dem Albstädter bestätigt hat, ist es, das durchgängige Tempolimit zwischen Balingen und Tübingen zu kippen – und prüfen zu lassen, "ob die Entscheidung, die Tempo-120-Schilder aufzustellen, überhaupt rechtens war".

Derweil hat der Petitionsausschuss des Landtags die Angelegenheit ans Ministerium für Verkehr und Infrastruktur weitergegeben – zur Prüfung.

Das wird von Seiten des Ministeriums auch bestätigt. Wie die Empfehlung an den Landtag lautet, und welche Chancen die Unterzeichner haben, ihr Ziel zu erreichen? Dazu will die Stuttgarter Behörde keine Angaben machen. Das Ministerium habe nichts zu entscheiden, denn: "Der Landtag hat den Hut auf."