Impressionen aus Köln: Levin Alin gemeinsam mit Ferris MC und Eko Fresh vor der Kamera bei den Dreharbeiten zu "Blockbustaz" (Bild oben links), mit Darsteller Kida Ramadan (rechts) sowie mit seinen Serieneltern Barbara Bulut (Tina Ruhland) und Herr Bulut (Aykut Kayacik) sowie Eko Fresh (Bild unten links). Fotos: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Schritt in die Schauspielwelt: Levin Alin aus Frommern steht für die ZDFneo-Serie "Blockbustaz" vor der Kamera

Von Steffen Maier

Balingen-Frommern. Levin Alin lümmelt bei sich zuhause auf der Terrasse in einem bequemen Korbstuhl und tippt in einem fort auf seinem Smartphone. "Hier", sagt er und zeigt ein Foto, "das war während der Dreharbeiten mit Ferris MC und Eko Fresh." "Und hier: mit Tina Ruhland." "Und das bin ich auf dem Domplatz in Köln." Dutzende Bilder hat der 15-Jährige auf seinem Handy, noch viele mehr im Kopf. Sie erinnern den jungen Frommerner an die, wie er sagt, "besten Sommerferien meines Lebens".

Levin Alin hat in den vergangenen Wochen einen Schritt getan in die Welt der Schauspielerei. Unter mehr als 500 Bewerbern wurde er für eine Hauptrolle in der Serie "Blockbustaz" ausgewählt, die im Frühjahr 2016 auf ZDFneo ausgestrahlt wird. Zu der Rolle kam Levin Alin per Zufall, oder, wenn man so will: Weil er eine coole Socke ist – und damit genau ins Konzept der Serie passt.

Privat betreibt der 15-Jährige seit einiger Zeit einen Channel auf der Internet-Plattform Youtube. Comedy macht er da, Streiche und Sketche. Die Filme produziert er selbst. So kam er, wie er sagt, mit der Youtuberin Sally in Kontakt, die in der Onlinewelt für ihre "Tortenwelt" bekannt ist. Diese wiederum hat, weil schon bekannt, einen Agenten, Ahmad Ghoul aus Mannheim. Ghoul lud Levin Alin zu einem Konzert des Rappers Eko Fresh ein, der in "Blockbustaz" die Hauptrolle spielt. Das Format gewann im vergangenen Jahr das sogenannte TVLab, damit war klar: Es geht in Serie.

Eko Fresh und Levin Alin trafen sich hinter der Bühne, man unterhielt sich, war auf einer Wellenlänge, und irgendwann sagte der Mann, dessen Fan der junge Frommerner ist: "Im nächsten Film bist du dabei." Er habe das als Scherz aufgenommen, sagt der 15-Jährige, aber kurze Zeit später kam der Anruf von Ahmad Ghoul: Er solle doch bitte ein Casting absolvieren, das sei der ausdrückliche Wunsch von Eko Fresh. Und ja: Es gebe noch etwa 560 weitere Bewerber, also bitte anstrengen. Levin Alin bekam einen Text, setzte sich vor die Kamera seines Computers und schickte die Datei. Kurze Zeit später wieder ein Anruf: "Levin, du bist dabei." "Das war für mich einfach megageil", sagte der junge Frommerner.

"Blockbustaz" handelt vom Leben der Bewohner einer Plattenbausiedlung in Köln-Chorweiler. Auf den ersten Blick und aus der Sicht des so genannten Bürgertums hausen dort perspektivlose Schmarotzer, arbeitsloser Abschaum, kriminelle Ghettokinder. Die "Blockbustaz", wie sich die Bewohner selbst nennen, verstehen sich dagegen als große Familie, die sich von nichts und niemandem unterkriegen lassen, die zusammenhalten, gemeinsam anpacken. Es ist ein junges, ein frisches Format, das mit Klischees spielt. Zahlreiche bekannte Darsteller stehen dafür vor der Kamera. In Gastrollen sind unter anderem Schlagerbarde Jürgen Drews, Moritz Bleibtreu und der Ex-Fußballprofi Hans Sarpei zu sehen.

Und mittendrin: Levin Alin. In Köln absolvierte der 15-Jährige in den vergangenen Wochen zwölf Drehtage, am heutigen Samstag steht der letzte auf dem Plan. Immer mit dabei: Sein Papa Coskun Alin. Zusammen reisten die beiden immer wieder in die Rheinmetropole. Auch der Vater genoss den Ausflug in die Welt des Films, lernte dort am Set, wie er sagt, "tolle Menschen" kennen – besonders schwärmt er von Moritz Bleibtreu, mit dem er sich abseits der Kamera gut unterhalten habe.

In der Serie spielt der junge Frommerner die Rolle des Deniz Bulut; sein Serienvater ist Herr Bulut (ohne Vornamen!, gespielt von Aykut Kayacik), Hausmeister des Plattenbaus, seine Mutter ist Barbara Bulut (Tina Ruhland), eine Deutsche, die zum Islam konvertiert ist und seitdem nur noch vollverschleiert durch die Welt läuft. Deniz Bulut ist zwar erst 14 Jahre alt, möchte aber nur allzugern schon erwachsen sein. Er klaut, er verkloppt Leute, er will stark sein, und er ist auf dem besten Weg, ein Intensivstraftäter zu werden. Seine Eltern haben ihn nicht im Griff.

"So einen Typen zu spielen war wirklich lustig", sagt Levin Alin, der im wirklichen Leben ein ausgesprochen höflicher Junge ist. Und dazu einer, der trotz des spannenden Ausflugs in die neue Welt nun nicht abgehoben ist. Auch wenn ihm "Blockbustaz"-Regisseur Jan Markus Linhof großes Talent bescheinigte und nicht glauben wollte, dass Levin Ain zum ersten Mal vor der Kamera gestanden hat, geht Levin Alin nun nicht davon aus, dass er eine große Karriere als Schauspieler machen wird. Auf Youtube wolle er weiterhin seine Filmchen machen, sagt er, er wolle auch versuchen, mit der Schauspielerei weiterzumachen: "Dieser Beruf ist jetzt mein Traum", sagt er. Und wenn’s nicht klappt, dann wolle er Mediengestalter werden, ganz bodenständig.

Für Bodenhaftung werden wohl auch die nächsten Wochen sorgen: Statt Dreharbeiten in Köln steht die Schule auf dem Programm. Irgendwann sind, leider, auch die besten Sommerferien einmal vorbei.