Ehepaar betreibt seit 25 Jahren die kleinste Jugendherberge Baden-Württembergs / "Immer gut ausgebucht"

Von Nick Leukhardt

Balingen. "Wir haben von März bis Dezember Saison, und währenddessen wirklich immer alle Hände voll zu tun." Wenn Ilona und Harry Baader von ihrer Arbeit als Herbergseltern reden, dann hört sich das indes nicht nach harter Arbeit, sondern eher nach viel Spaß an.

Seit nun schon 25 Jahren betreibt das Ehepaar die Jugendherberge am Balinger Zollernschloss – und sie freuen sich über jeden neuen Gast. Das merken die Besucher.

Im Schnitt haben die beiden Balinger rund 4000 Übernachtungen pro Jahr, Tendenz steigend. Das liegt insbesondere an einem Trend, den Harry Baader in den vergangenen beiden Jahren beobachten konnte: Immer mehr Leute legen bei ihrer Pilgerfahrt auf dem Jakobsweg Zwischenstopps in Balingen ein, außerdem kommen vermehrt Familien, die auf Fahrradtour sind.

"Klar haben wir immer viel um die Ohren, aber eine besonders stressige Jahreszeit gibt es nicht. Außer bei großen Veranstaltungen wie dem Bang-Your-Head-Festival oder anderen Konzerten, da sind wir immer restlos ausgebucht", berichtet Harry Baader. "Aber gut besucht sind wir eigentlich fast immer".

Doch nicht nur Durchreisende oder Kurzurlauber kommen im Haus der Baaders unter, auch viele interessante Gruppen und Persönlichkeiten aus der ganzen Welt gehen dort ein und aus. So waren unlängst zwei Mixed-Martial-Arts-Kämpfer aus Grimmen an der Ostsee in der kleinsten Herberge Baden-Württembergs zu Gast, die ein Trainingslager absolvierten. Auch aus Japan und Thailand befanden sich schon Gäste im Haus.

"Etwas Besonders ist auch die Behindertengruppe aus Lörrach. Diese war zehn Jahre lang Stammgast in unserem Haus, hat jedes Jahr Urlaub bei uns gemacht. Dann ging es zwei Jahre lang aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr – und dieses Jahr war sie wieder da. Das Wiedersehen war wirklich schön", erzählt Ilona Baader.

Und auch für die nächste Saison gibt es schon viele Reservierungen. "Während des Bang-Your-Head-Festivals ist das Haus schon ausgebucht. Das sind alles Stammkunden, die uns während dieser Zeit besuchen. Die sprechen sich teilweise sogar ab, falls einer mal nicht kann", sagt Ilona Baader. So ist die Herbergsmutter auch für die nächste Zeit guter Dinge. Voraussichtlich Ende 2015 will sie in den Ruhestand gehen.

Mit dem absehbaren Ruhestand von Ilona und Harry Baader Ende 2015 stellt sich für die Stadt die Frage, wie es mit der Jugendherberge weitergehen soll. Der Gemeinderat hat sich bereits im Mai dafür ausgesprochen, den Betrieb wie bisher weiterzuführen: Mit einem Pächter, der die Einrichtung in dem im städtischen Eigentum befindlichen Haus als sogenanntes Partnerhaus des Deutschen Jugendherbergwerks (DJH) auf eigene Rechnung betreibt. Dagegen wollte das Werk mit dem Ausscheiden der Baaders erklärtermaßen ein neues Modell etablieren, ein sogenanntes Regiehaus, dessen Betreiber beim DJH fest angestellt sind. Damit einhergehend wollte das DJH umfangreiche Modernisieungsmaßnahmen verwirklichen, mit denen man den steigenden Bedürfnissen der Gäste Rechnung tragen wollte – dafür wollen Stadt und Gemeinderat indes kein Geld in die Hand nehmen, auch weil man der Meinung ist, dass das Haus gut in Schuss sei.