Alle Steine in einer Richtung: An der Eyach gibt es für die Teilnehmer der Exkursion viel zu entdecken. Der Geologe Norbert Wannenmacher führt die Interessierten in die Welt der Balinger Steine ein. Foto: Wahl Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Interessante Exkursion mit Geologe Norbert Wannenmacher durch die Innenstadt

"Alten Steinen auf der Spur": Unter diesem Motto fand anlässlich der bundesweiten Aktion "Steine in der Stadt" in Balingen eine besondere Exkursion statt. Der Geologe Norbert Wannenmacher führte 25 Interessierte in die Welt der Steine in der Innenstadt ein.

Balingen. Wannenmacher, der auch im Fossilienmuseum der Firma Holcim in Dotternhausen mitwirkt, hatte für die Teilnehmer eine interessante Tour vorbereitet, die vom Naturfreundehaus startete und die Eyach entlang bis zur Zehntscheuer führte. Wo wurde welcher Stein genutzt? Wo kommen die diversen Steine her? Wie alt sind sie? Zu diesen Fragen gab es viele Informationen. Dabei ging es nicht nur um Steine, die für den Bau von Gebäuden verwendet werden, sondern auch um hinterlassene Spuren wichtiger historischer Persönlichkeiten wie Goethe, Quenstedt, Fraas und Engel bei deren Durchreise oder Aufenthalt in Balingen. Ebenso ging Wannenmacher auf die einstige Rohstoffnutzung und die Balinger Flussgeschichte ein.

Schon Dichterfürst Johann Wolfgang Goethe war während seiner Durchreise im Jahr 1797 begeistert von der Schwäbischen Alb und deren Vorland. Große Steinbänke mit Versteinerungen seien ihm in Balingen aufgefallen. Norbert Wannenmacher gab Aufschluss darüber, wie sich die geologischen Schichten aufgliedern, aber auch wie die zeitliche Einordnung des Gesteins erfolgt, bei der der Fossilienreichtum eine wichtige Rolle spielt.

Entlang dem Eyachufer konnten hier und da einige Versteinerungen begutachtet werden. Die Verfestigung des Gesteins sei ähnlich wie die Aushärtung bei Zement, so Wannenmacher. Ebenso interessant: Die Steine in der Eyach zeigen allesamt in eine Richtung, was mit der Wasserströmung zu tun hat. An der Balinger Friedhofsmauer erklärte der Thanheimer Geologe, was es mit dem Angulatensandstein (auch Pyrit oder im Volksmund Katzengold genannt) auf sich hat. Vor etwa 100 Jahren wurde die Mauer mit Steinen aus dem Endinger Steinbruch gebaut.

Die Außenbesichtigung der Balinger Friedhofskirche, des ältesten erhaltenen Bauwerks der Stadt, durfte bei der Exkursion nicht ausgelassen werden. Die Kirche stand früher außerhalb der Stadtmauern. Der untere Teil des Turms stammt aus dem 11. Jahrhundert, der Chor und das Kirchenschiff aus hochgotischer Zeit. Für den Bau der Friedhofskirche wurden Steine aus der Region verwendet, so Lettenkeuper- und Stubensandstein aus Ostdorf. Überhaupt seien Bausteine früher als edles Gut angesehen worden, sagte Wannenmacher. Sie mussten abgebaut, behauen und geschliffen werden. Deshalb auch die Wiederverwendung von abgebrochenen Bauwerken – gemäß einer Überlieferung ist der alte Teil des Turms der Friedhofskirche aus den Resten einer Burg oder eines Schlosses recycelt worden.

Nach kurzem Fußmarsch erreichte die interessierte Schar die Heilig-Geist Kirche, entstanden Ende des 19. Jahrhunderts. Der dort verwendete rote, feinkörnige Buntsandstein stamme aus dem Schwarzwald, so Wannenmacher.

Der ebenfalls verwendete Kalkstuffstein hat viele durch Wasser entstandene Löcher. Das Gestein stamme aus der Steinzeit und wurde einst in Urach und Gönningen abgebaut. Schön aussehende Sandsteine fanden auch beim Bau der evangelischen Stadtkirche Verwendung. Ein Hingucker für Kenner ist das an der Außenwand angebrachte versteinerte Hirschgeweih als Symbol für die gute Seite.

Der Besuch der Zehntscheuer mitsamt einer Großzahl an Erklärungen in der dortigen Ausstellung bildete den Abschluss dieser lehrreichen und informativen Führung.