In der Enzyklopädie "Margarita Philosophica" hat Gregor Reisch das gesamte menschliche Wissen des späten Mittelalters aufgenommen. Ein Porträt des Gelehrten gibt es nicht. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Hilmar Hahn will an die Bedeutung von Gregor Reisch im späten Mittelalter erinnern

Von Detlef Hauser

Er war Prior des Freiburger Kartäuser-Klosters, er hat die Wissenschaft maßgeblich beeinflusst, und er ist in Balingen geboren: Gregor Reisch. Dass er in Balingen in Vergessenheit geraten ist, kann Hilmar Hahn nicht verstehen. Er hat sich vorgenommen, dies zu ändern.

Balingen. Reisch, der um das Jahr 1470 in Balingen geboren wurde und seine Kindheit verbrachte, war für Hahn auch lange Zeit kein Begriff. Das änderte sich, als ihn der Freund seiner Tochter, ein promovierter Kunsthistoriker, auf die Bedeutung des Humanisten und Zeitgenossen Luthers aufmerksam machte.

Nach Recherchen im Internet und in Bibliotheken war der 76-jährige Balinger geradezu fasziniert von der Person Reisch. Hahn weiß nun, dass Gregor Reisch einer der bekanntesten Exponenten der Freiburger Kartäuser und sogar Beichtvater von Kaiser Maximilian I. war. Der Hobby-Historiker erfuhr zudem, dass Reisch als Hochschullehrer einen ungeheuren Einfluss auf die Wissenschaft hatte, und zwar mit seiner "Margarita Philosophica", eine Enzyklopädie, in der er das gesamte menschliche Wissen des späten Mittelalters aufnahm und damit die Wissenschaft neu strukturierte.

In zwölf Büchern wurden die sieben freien Künste ebenso behandelt wie die Prinzipien und die Entstehung der Naturdinge, Physiologie, Psychologie und Moralphilosophie. Alexander von Humboldt soll gesagt haben, dass die "Margarita" einen großen Einfluss auf die Verbreitung mathematischer und physikalischer Kenntnisse gehabt habe.

Die Bedeutung Reischs macht Hahn auch an dessen Schülern deutlich: Zu ihnen gehörten unter anderem Johannes Eck, der Gegenspieler Luthers, und Martin Waldseemüller, auf den der Name "Amerika" zurückgeht. Und zu Erasmus von Rotterdam unterhielt er freundschaftliche Kontakte.

All diese Fakten sollen auch bei einem Vortrag zur Sprache kommen, den die Heimatkundliche Vereinigung Zollernalb, auch auf Hahns ständiges Drängen hin, am 21. April im Lautlinger Stauffenbergschloss veranstaltet. Privatdozent Christian Jörg wird dabei zum Thema "Der Balinger Gelehrte Gregor Reisch – Kartäuser, Humanist und Zeitgenosse Luthers" reden.

Hahn kann sich vorstellen, dass er danach weitere Mitstreiter bekommt bei seinem Anliegen, den einstmals berühmten Balinger Gregor Reisch aus der Vergessenheit und dessen Namen wieder ins Bewusstsein zu holen. So kann sich Hahn sehr gut vorstellen, dass das Gymnasium Balingen nach Reisch benannt wird oder auch eine Straße. Sein konkreter Vorschlag: Aus der Neuen Straße könnte gut eine Gregor-Reisch-Straße werden.