Dirk Schuster (rechts) – hier mit St. Paulis Trainer Ewald Lienen – führte die "Lilien" aus Liga 3 ins Oberhaus. Foto: Eibner

Fußball: Nach sensationeller Saison schafft Mannschaft tatsächlich den Aufstieg in die Elite-Klasse des deutschen Fußballs.

Es gibt sie doch noch: Die Wunder, die bei jedem Fußball-Romantiker die Herzen höher schlagen lassen. Es ist der 24. Mai 2015 gegen 17.20 Uhr, als alle Dämme am Böllenfalltor brechen. Der SV Darmstadt 98 hat nach einer sensationellen Saison tatsächlich den Aufstieg in die Elite-Klasse des deutschen Fußballs geschafft.

"Unser Aufstieg ist das achte Weltwunder", sagte ein überglücklicher Marco Sailer, einer der Aufstiegshelden. Als der Verein das letzte Mal in der 1. Liga spielte, war noch keiner aktueller Spieler geboren. Doch nicht nur das. Es ist bereits der zweite Aufstieg in Folge für die "Lilien" , nachdem sie bereits in der Vorsaison einen Überraschungserfolg gelandet hatten. Damals war der Aufstieg in die 2. Bundesliga schon eine Überraschung, mit der niemand gerechnet hatte. Und nun der Aufstieg in die Beletage des deutschen Fußballs, mit einem Kader ohne Stars und dem kleinsten Etat der gesamten Liga.

Doch es wehte auch mal ein anderer Wind: Die Angst vor dem Abstieg in die 4. Liga. Das alles war ein großes Thema noch vor zwei Jahren. Der SV stand damals mit dem Rücken zur Wand. Als dann auch noch das entscheidende Spiel gegen die Stuttgarter Kickers nicht gewonnen wurde, waren die Darmstädter sportlich abgestiegen. Aber ausgerechnet die Lokalrivalen von Kickers Offenbach verhalfen den "Lilien" durch ihren Lizenzverlust doch noch zum Klassenerhalt. Von da an ging es steil bergauf. Nach dem Achtungserfolg im DFB-Pokal gegen Bundesligist Mönchengladbach und einer guten Saison, stand die Relegation für die 2. Liga gegen den Zweitligisten Arminia Bielefeld an, die Darmstadt erst in der allerletzten Minute für sich entschied.

Und nun das große Abenteuer Bundesliga. Doch wer nun an luxuriöse Logen im Stadion und Operettenpublikum denkt, der irrt sich. Denn im Stadion am Böllenfalltor scheint die Zeit vor Jahren stehen geblieben zu sein. Eine einzige Tribüne, Stehplätze und wild wuchernde Sträucher. Doch genau das macht den Klub für viele so charmant. Der Verein und sein ganzes Umfeld bildet einen starken Kontrast gegenüber dem Luxus und Glamour, den andere Bundesliga-Klubs ausstrahlen. Natürlich wissen alle im Darmstadt, dass es schwer wird, in der höchsten Spielklasse mitzuhalten. "Wir werden uns mit Haut und Haaren wehren.", sagt Rüdiger Fritsch, der Darmstadt-Boss.

Aber nicht nur die Spielstätte ist rustikal. Erfolgscoach Dirk Schuster steht für Kampf und Einsatz: "Wir gehen in jedem Spiel in den roten Bereich. Mentalität statt Qualität!" Diese Philosophie spiegelt sich auch in der Art Fußball zu spielen wieder. Weder der lange Pass übers gesamte Spielfeld, noch der Befreiungsschlag auf die Tribüne sind verpönt. Resultat war – die "Lilien" stellten die beste Abwehr der Liga.