Organist Ingo Bredenbach und Flötistin Karin Kuhner begeistern bei "Orgel plus" in der Stadtkirche. Foto: Meinert Foto: Schwarzwälder-Bote

Organist Ingo Bredenbach und Flötistin Karin Kuhner sorgen für hochkarätigen Auftakt der Reihe "Orgel plus"

Von Thomas Meinert

Balingen. Ingo Bredenbach hat am Sonntag in der Stadtkirche den Anfang bei der Konzertreihe "Orgel plus" gemacht – und was für einen.

Bredenbach war von 1998 bis 2009 Orgelprofessor und Rektor der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen. Seit 2010 ist er Kantor der Stiftskirche Tübingen und Bezirkskantor der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Tübingen. Das "Plus" an seiner Seite war Flötistin Karin Kuhner aus Rottweil, die nach ihrem Studium an der Musikhochschule Trossingen als Musiklehrerin am Gymnasium in Hechingen arbeitet und neben ihrem Beruf regelmäßig konzertiert.

Für "Orgel Plus" verbanden sich beide zu einem Duo; ihre Spielfreude in der gut besetzten Balinger Stadtkirche war vom ersten bis zum letzten Ton hörbar.

Den Anfang machte Ingo Bredenbach mit Johann Sebastian Bachs Choralbearbeitung zu "Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist", bei der der cantus firmus unvermittelt einsetzt, figural umspielt wird, dann ins Pedal wandert und ebenso unvermittelt endet. Die anschließenden Sätze aus der "Hamburger Sonate" von Carl Phillipp Emanuel Bach setzten die Flöte mit langen und schnellen Läufen in Szene, hinter denen die Orgel dezent im Hintergrund verschwand. Karin Kuhner spielte ihr Instrument mit großem Elan und beeindruckender Virtuosität.

Einen zeitgenössischen Akzent setzte das vor 20 Jahren komponierte Orgelstück "Mozart Changes" des 1946 geborenen Zsolt Gárdonyi, das mit Mozart-typischen Melodiefolgen und Akkorden beginnt, die dann im weiteren Verlauf im Jazz-Stil rhythmisiert und deren Harmonik durch Zusatztöne verjazzt wird, um anschließend wieder zum Anfangsthema zurückzukehren.

Auf dieses moderne Kabinettstück für Orgel folgte ein nicht weniger überraschendes "Piéce pour flute seule" des 1962 verstorbenen Jaques François Antoine Ibert. Hier entwickelt sich aus einem "Zentralton", der mit immer wieder neuen Läufen und Intervallen umspielt wird, eine Tonfolge mit immer neuen Wendungen, die keinen Grundton zu finden scheint. Auch das Ende des Stücks bleibt harmonisch offen. Mit dem "Adagio ma non tanto", dem "Allegro assai" und – als Zugabe – dem "Siziliano" aus der E-Dur-Sontae für Flöte und Orgel von Johann Sebastian Bach schloss sich der Kreis zum Beginn des Konzerts und machte aus "Orgel plus" eine runde Sache.

Das begeisterte Publikum sparte nicht mit Beifall, den die Ausführenden mit zahlreichen Verbeugungen dankbar entgegennahmen – nicht ohne augenzwinkernd auf die Möglichkeit der Kollekte zu verweisen.

u Die Reihe wird an den vier kommenden Sonntagen im August fortgesetzt; Beginn ist um 18 Uhr in der Stadtkirche.