In Aktion: das "Woodside Saxophone Quartet". Foto: Baumann Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: "Bluescollected" und "Woodside Saxophone Quartet" sorgen im Balinger Zollernschloss für eine gelungene Premiere

Balingen. Eine Premiere hat es im Balinger Jazz-Club gegeben – einen Konzertabend mit zwei sehr unterschiedlichen Formationen, die sich nacheinander mit je zwei Sets die Bühne teilten: "Bluescollected" und das "Woodside Saxophone Quartet". Das war einerseits einfacher Country-Blues, andererseits der komplexe Klang von vier Saxofonen. Musikalische Vielfalt war also angesagt.

"Bluescollected" eröffneten den Konzertabend. Jochen Lanius und Carlheinz Nisi bespielten – mit profunder Fingerstyle-Gitarre sowie virtuos geblasener Bluesharp – und besangen, auch auf Schwäbisch, vor allem die andere Seite des Blues, nämlich die mit Ironie, Wortwitz und Humor: "Hau, Hau, Hau – des muaß i hau" (ich kaufe, also bin ich), "Blei in de Schua" (die Tücken des Alkohols), "Mei heilix Rädle" (seit dem Pedelec-Hype glaubt jeder, Rad fahren zu müssen), "Jeder Seggel kennt dih und macht dih von dr Seide a" (der Facebook-Wahn der Selbstdarstellung), "Denk Positiv" (die Kunst des Älterwerdens).

Den zweiten Set der beiden "Blues Brothers" prägten Klassiker des Genres: "I’m In The Mood For Love" (John Lee Hooker), "The Letter" (The Box Tops) oder "If Walls Could Talk" (Little Milton). Lanius und Nisi erwiesen sich nicht nur als hervorragende Musiker, sondern auch als großartige Kommunikatoren, so dass der Funke zum Publikum schnell übersprang.

Das "Woodside Saxophone Quartet" zelebrierte die beeindruckende Klangfülle, die das Zusammenspiel ihrer unterschiedlichen Saxofone hergibt. Ihr Auftritt war ein Tour-de-force-Ritt: kraftvoll, präzise und intensiv.

Besonders beeindruckend die Titelmusik aus "The Magnificant Seven", "November Spring" von Andre Cimiotti, "Ulla in Afrika" (Heiner Wiberny), "Night In Tunesia" (Dizzy Gillespie), "Pick Up The Pieces" (Average White Band) und "I Feel Good" von James Brown. Das Quartett erwies sich als homogener Klangkörper, zu dem sich dann auch noch Gast-Schlagzeuger Maik Merle gesellte.

Faszinierend waren die bunt schillernden Klangfarben der Saxofone: das knorrige Bariton, das ununterbrochen den Rhythmus vorgab und von Daniel Tillinger mit bewundernswerter Gelassenheit gespielt wurde; der jubilierende und schmelzende Klang der Altsaxofone von Frank Eger und Frieder Welsch; der sonore und kraftvolle Ton des Tenors von Marian Potyka; schließlich das Sopransaxofon, wiederum von Welsch gespielt, mal keck tänzelnd, mal lyrisch leicht.

Das begeisterte Publikum erklatschte sich noch die Zugabe "How Deep Is Your Love", im Original von den Bee Gees. Eigentlich eine heftige Schnulze, hier aber von dem Quartett mit einer Musikalität und Beseeltheit gespielt, dass man den Eindruck gewinnen konnte, dass die Saxofone tatsächlich singen, gleich einem Vokal-Ensemble. Am Ende konnten sich die Jazz-Club-Macher sicher sein: Experiment geglückt!