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Pfarrer Ewald Ginter blickt kurz vor seinem Abschied auf 19 Jahre in den katholischen Gemeinden Frommern und Roßwangen zurück

"Die Zeit für den Abschied ist reif": Das sagt Ewald Ginter, der nach 19 Jahren als Pfarrer der katholischen Kirchengemeinden Frommern und Roßwangen verabschiedet wird. In seiner Zeit als Pfarrer war Ginter als Brückenbauer zwischen und in den Gemeinden sowie als Bauherr gefordert.

Balingen-Frommern/Roßwangen. Für Ginter ist es, wie er selbst sagt, ein ungewöhnlicher Abschied. Wo seine nächste Wirkungsstätte ist, weiß er noch nicht. Das entscheidet sich erst im November. Üblicherweise ist es genau andersherum: Pfarrer bewerben sich, erhalten eine neue Stelle – und die Gemeinden, die sie verlassen, müssen auf einen Nachfolger hoffen.

Im Falle der Gemeinden St. Paulus Frommern und St. Johannes Roßwangen kommt nun auch Neues: Die Pfarrerstelle wird nicht wiederbesetzt, vielmehr wird die Seelsorgeeinheit Balingen vollzogen. Der Balinger Pfarrer Wolfgang Braun ist künftig auch für Frommern und Roßwangen zuständig. Es ist ein Einschnitt im doppelten Sinne (wir berichteten).

Ginter wird, vor der Entscheidung über seine weitere Zukunft, vorerst weiter in Frommern bleiben. Seelsorgerisch wird er nicht mehr tätig sein, allerdings will er in den nächsten Wochen alles dafür tun, das Büro ordentlich zu übergeben. Er will, sagt er, einen "sauberen Abschluss".

Beschäftigt war Ginter, der aus Aichhalden stammt, in den vergangenen Jahren vor allem mit dem Wiederaufbau der Frommerner Kirche St. Paulus, die 2011, nur zwei Jahre nach Abschluss der Renovierung, durch Brandstiftung fast vollständig zerstört worden war. Auch daneben musste sich Ginter während seiner Zeit in Frommern und Roßwangen um allerlei Bauangelegenheiten kümmern: Die Kirchplätze, Gemeinde- und Pfarrhäuser, die Kirchen in den beiden Orten – als "Baupfarrer", wie Ginter mit einem Lachen sagt, sei er stark beansprucht worden.

Ebenso war er aber auch Brückenbauer und Aufbauhelfer innerhalb der Gemeinden. Ginter erinnert sich an seine Anfangszeit auf seiner ersten Stelle als Pfarrer zurück, als die beiden Gemeinden sich etwas reserviert gegenübergestanden hätten. Er habe gewissermaßen eine "Seelsorgeeinheit im Kleinen" zwischen Frommern und Roßwangen zusammenführen müssen. Sein Ziel sei es gewesen, Gemeinschaft herzustellen, den Rahmen für Begegnung zu schaffen.

Als Beispiele nennt der 50-Jährige die Fahrten nach Taizé, gemeinsame Freizeiten, die "Frühschichten", aber auch die Krippenausstellungen. Über den Missionsausschuss hätten die Gemeinden zudem Kontakte in viele Länder der Erde geknüpft. Die Gründung des Sozialfonds, mit dem hilfebedürftige Gemeindemitglieder unterstützt werden, oder die der Nachbarschaftshilfe "mobile" hätten den Zusammenhalt innerhalb der Gemeinden ebenso gestärkt wie der Aufbau eines Chors – kein Kirchenchor im engeren Sinne, sondern, betont Ginter, die Möglichkeit, in lockerer Runde gemeinsam zu singen. Auch die Begleitung der Ehrenamtlichen innerhalb der Gemeinden sei ihm wichtig gewesen.

Ginter hat in den vergangenen Jahren in Frommern und Roßwangen vieles in die richtigen Bahnen gelenkt; er hat in den Gemeinden Strukturen geschaffen, auf denen sich aufbauen lässt – wenn man denn will. Spannend wird nun sein zu beobachten, ob diese Gemeinsamkeiten – nicht nur zwischen, auch innerhalb der beiden Gemeinden – nach dem Weggang Ginters fortbestehen. Innerhalb des Frommerner Kirchengemeinderats hatte Ginter, wie man so hört, zuletzt mit einigen Widerständen zu kämpfen – was mit zu seinem Entschluss geführt haben dürfte, die Gemeinde zu verlassen.

Weitere Bauangelegenheiten stehen derweil an, etwa die Sanierung des Roßwanger Kindergartens oder die der Martinshütte. Darum dürfe sich, sagt Ginter mit einem Lächeln, Wolfgang Braun als sein Nachfolger als Pfarrer und Bauherr kümmern.

  Ewald Ginter wird am kommenden Wochenende gleich zwei Mal verabschiedet: Im Rahmen des Gottesdiensts am Samstag, 22. Oktober, um 17 Uhr in Frommern sowie am Sonntag, 23. Oktober, 10 Uhr, im Gottesdienst in Roßwangen.