Die "Marcella" war eines der bedeutendsten Werke der Kirchner-Ausstellung in Balingen. Insgesamt sind deutlich weniger Besucher gekommen als erwartet – was sich auch in der finanziellen Abrechnung niederschlägt. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Endgültige Abrechnung für die Kirchner-Ausstellung liegt vor / Nur wenige Balinger sind gekommen

Noch einmal mit der Kirchner-Ausstellung im vergangenen Sommer in der Balinger Stadthalle beschäftigt sich nun der Gemeinderat. Anlass: Die endgültige Abrechnung liegt vor.

Balingen. Nach Darstellung von Stadthallen-Geschäftsführer Matthias Klein schließt die große Sommerausstellung 2016 mit einem Verlust von rund 299 000 Euro. Das sind etwa 49 000 Euro mehr, als der Gemeinderat vorab genehmigt hatte. Zwar lagen die Kosten leicht unter dem Planungsansatz (584 800 statt 600 000 Euro). Demgegenüber stehen indes deutlich geringere Einnahmen als gedacht: 285 900 statt 360 000 Euro).

Ein Teil des Verlusts – rund 135 000 Euro – kann durch Einsparungen im Etat der Zehntscheuer und der Rathausgalerie gedeckt werden. Der Rest muss außerplanmäßig finanziert werden.

Wichtigster Grund für die magere Bilanz ist, wie berichtet, der mangelnde Besucherzustrom gewesen.

Insgesamt 20108 Kunstfreunde kamen zwischen Juli und Anfang Oktober in die Stadthalle, um die Ausstellung "Modelle, Akte und Kokotten" zu sehen – deutlich weniger als erwartet und kalkuliert worden waren.

Besonders bitter: Eine Befragung von rund 4400 Besuchern hat ergeben, dass davon nur sechs Prozent aus Balingen selbst kamen – hochgerechnet auf die Gesamtzahl der Besucher haben nach Rechnung von Matthias Klein 1244 Balinger die Ausstellung angeschaut. Gleichwohl, so Klein, habe die Sommerausstellung dazu beigetragen, "dass unsere Stadt wieder überregional als Kunststadt wahrgenommen wurde". Die Kritiken in den Medien und die von Besuchern im Gästebuch hinterlassenen Bewertungen seien "sehr positiv".

Die Besucherzahlen in der Stadthalle lägen zudem im Trend: Auch andere Häuser hätten zuletzt einen ähnlichen Zuspruch wie die Balinger Stadthalle erfahren. Zum Vergleiche nennt Matthias Klein das Kirchner-Museum in Davos, das rund 20 000 Besucher pro Jahr verzeichnet, und das Kunstmuseum Ravensburg: Anfang Februar sei dort eine dreimonatige Schau mit Werken von Emil Nolde zu Ende gegangen – gekommen seien 24 000 Besucher.

Die Abrechnung zur Kirchner-Ausstellung in Balingen ist am gestrigen Dienstag unter anderem im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats vorgestellt worden. Weiter hat sich der Gemeinderat dann auch wieder mit der Frage befasst, ob die Reihe der Balinger Sommerausstellungen fortgesetzt werden soll. Dass Balingen sich als "Kunststadt" neu positionieren will, hatte Oberbürgermeister Helmut Reitemann bereits Anfang Oktober angedeutet.