Zweige mit saftigen Äpfeln sind in den Obstanlagen dieses Jahr nicht viele zu finden. Foto: Schnurr

Befürchtungen haben sich nach Frost im Frühjahr bewahrheitet: Totalausfall der Apfelernte.

Zollernalbkreis - Christian Kugler blutet das Herz. Wenn der Vorsitzende des Kreisobstverbands durch die Obstanlagen und über die Streuobstwiesen geht, sieht er zwar Apfelbäume – aber ohne Äpfel.

Damit haben sich die schlimmsten Befürchtungen vom Frühjahr bewahrheitet. Anfang April waren durch das warme, trockene Wetter die Bedingungen für die Obstbäume nahezu ideal. Die Blüten hatten sich nahezu zwei Wochen früher als im vergangenen Jahr geöffnet, der Bienenflug und damit die Bestäubungsverhältnisse waren gut. Dann kam es aber zu einem Kälteeinbruch mit Minusgraden und Schnee.

"Das hat fast zu einem Totalausfall der Apfelernte geführt", bedauert Kugler. Auf einzelnen Grundstücken habe er bei seinen Kontrollgängen gar keine Äpfel mehr angetroffen. Nur in wenigen Anlagen könne geerntet werden, zum Beispiel in Tailfingen, Bitz oder Winterlingen, auch bei Bietenhausen." Vor allem die Bäume seien verschont geblieben, die einen windgeschützten Standort hätten.

Auch Kreis-Obstfachberater Markus Zehnder spricht zwar von vereinzelten Erträgen an verschiedenen Standorten, weil dort die Bäume später geblüht hätten und die Blüten vom Frost verschont geblieben seien. Der Wermutstropfen: Zum Teil sei das vorhandene Obst aber wurmig, weshalb es vorzeitig von den Bäumen falle.

Laut Zehnder gibt es aber nicht nur bei den Äpfeln große Ernteausfälle, sondern beim Steinobst ganz allgemein. So seien die Kirschbäume nahezu komplett leer, ebenso die Zwetschgen- und Mirabellenbäume. Deshalb müssten die Haushalte in diesem Jahr auf frische Marmelade verzichten, und die Brennereien müssten ihren Bedarf aus anderen Quellen decken.

"Das fehlende Obst wirkt sich auch bei den Annahmestellen aus", teilt Zehnder mit. Die Anlieferung sei schleppend. Er geht auch davon aus, dass dies bei "ebbes Guad’s" auch nicht anders sein wird. Im Rahmen der vom Zollernalbkreis, Regionalverband und dem Kreisobst- und Gartenbauverband initiierten Aktion kann wieder ab Mittwoch, 4. Oktober, Obst von Streuobstwiesen gegen einen Aufpreis bei der Kelterei Stingel in Weilstetten abgegeben werden.

Für das kommende Jahr zeigt sich Zehnder aber optimistisch. Weil es in diesem Jahr keine Blüten gegeben habe, erhöhten die Bäume die Kraft, neue anzusetzen. "Es ist mit einem erhöhten Blütenansatz zu rechnen", so der Kreis-Obstfachberater. Im Normalfall gebe es auch eine gute Ernte – wenn die Bäume von Blütenfrost oder Hagel verschont blieben, womit Zehnder auf eine alte Bauernweisheit abzielt: "Der Herrgott mostet zuletzt!"

 Die Annahme des "ebbes Guad’s"-Obstes ist ab Mittwoch, 4. Oktober, von Dienstag bis Freitag in der Zeit von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr möglich sowie samstags von 9 bis 12 Uhr.