Winterbild, aber kein Wintermärchen: Anstelle des Gebäudes Jakob-Beutter-Straße 9 (rechts) neben der Trattoria "Mio" will ein Geislinger einen großen Neubau errichten – stößt mit seinen Plänen aber auf des Widerstand des Bauamts. Im Gemeinderat wurde über das Vorhaben munter diskutiert. Foto: Maier

Wie soll die Vorstadt aussehen? Gemeinderat äußert sich kritisch zu Vorhaben in Jakob-Beutter-Straße.

Balingen - Eigentlich geht es nur um den Neubau eines Hauses in der Balinger Vorstadt – für Teile des Gemeinderats aber geht es um mehr: Das Vorhaben eines Geislingers, der in der Jakob-Beutter-Straße bauen will, hat gestern Abend viele kritische Stimmen laut werden lassen.

Der Geislinger möchte anstelle des alten Gebäudes an der Jakob-Beutter-Straße 9 zwischen der Trattoria "Mio" und der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule einen ziemlich größeren und massiveren Neubau errichten, drei Geschosse hoch, mit zusätzlichem Staffelgeschoss und Flachdach. Mit diesem Ansinnen ist er vor fast genau einem Jahr an die Stadt herangetreten – mit der Folge, dass das Bauamt, auch weil es von Seiten der Anwohner Bedenken gab, einen Bebauungsplan aufstellen lassen will. Über dessen ersten Entwurf wurde gestern im Gemeinderat munter diskutiert.

So sagte Dietmar Foth (FDP), dass es seit der Anfrage des Geislingers offenbar eine Kehrtwende des Bauplanungsamts gegeben habe: Nachdem sich die Stadt mit den ersten Plänen durchaus einverstanden gezeigt habe, sei nun in dem Bebauungsplan das Flachdach verboten und stattdessen ein Satteldach vorgeschrieben worden. Und das, so Foth weiter, obwohl Flachdächer bei mehreren Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft – dem eben neu errichteten Schwab-Haus, dem ADAC-Gebäude – genehmigt worden seien. Eine klare Linie sei hier nicht erkennbar, für Investoren noch schlimmer, so Foth: Es fehle an Verlässlichkeit. Die Frage sei grundsätzlich, welchen Kurs das Bauamt künftig in der Vorstadt fahren wolle – Flach- oder Satteldach?

Mangelhafte Kommunikation mit möglichem Bauherrn

Überdies, so Foth, sei die Kommunikation mit dem potentiellen Bauherrn und den Anliegern offenbar mangelhaft gewesen; diese seien nicht persönlich informiert und auch nicht angesprochen worden. Dabei seien die Nachbarn von dem Neubau nachhaltig betroffen: Durch die Hochstufung von zwei auf drei Geschosse innerhalb des Plangebiets müssten alle Grundstückseigentümer Anliegerbeiträge nachbezahlen, ohne irgendwelche Vorteile von dem Bebauungsplan zu haben, im Gegenteil: So werde das Gebäude Jakob-Beutter-Straße 11, das hinter dem Grundstück steht, auf dem der Neubau geplant ist, durch diesen wegen dessen großer Bauweise und der absehbaren Verschattung "nahezu entwertet". Offenbar könne der Neubau auch ohne Bebauungsplan genehmigt werden, so Foth – er frage sich, warum ein solcher angesichts dieser Konsequenzen überhaupt aufgestellt werden müsse.

Erwin Feucht (Grüne) sprach sich dafür aus, das Bebauungsplanverfahren auszusetzen und zunächst mit den Betroffenen zu sprechen – auch deshalb, weil der Bauherr, so sein Kenntnisstand, gemäß den Vorgaben des Bebauungsplan – Sattel- statt Flachdach – überhaupt nicht bauen möchte. Der entsprechende Antrag fand indes knapp – 15:16 – keine Mehrheit.

Stattdessen will die Mehrheit im Gemeinderat das Bebauungsplanverfahren nun weiter vorantreiben. Werner Jessen (Freie Wähler) sagte dazu, dass das auch im Interesse des Bauherrn sei – schließlich wolle dieser zügig bauen, entsprechend schnell müsse nun eine Entscheidung her. Klar sei aber auch, so Jessen: "Wenn ich Nachbar wäre, würde ich alle Hebel in Bewegung setzen, um dieses Vorhaben zu verhindern."

Vermutlich richtig ins Gespräch kommen die Stadt, der Bauherr und die Anlieger nun in der nächsten Stufe, die das Bebauungsplanverfahren vorsieht. Der jetzige Entwurf sei dafür quasi die Diskussionsgrundlage, sagten Baudezernent Ernst Steidle und Michael Wagner, Leiter des Stadtplanungsamts.