Olivier Nyokas im Anflug – der französische Rückraumspieler will den HBW Balingen-Weilstetten jenen Tick besser machen, um in der in wenigen Wochen beginnenden Saison den Klassenerhalt auf sportlichem Wege zu erreichen. Foto: Single

Handball: Spätstarter Olivier Nyokas sorgt für Spektakel auf dem Parkett.

Wenn er in die Höhe steigt, beschleicht Gegenspieler und Zuschauer mitunter das Gefühl, Basketball-Ikone Michael "Air" Jordan in besten Zeiten zu erleben. Doch Olivier Nyokas ist Handballer und will mit seinen Toren dem Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten zum Klassenerhalt verhelfen.Doch so weit ist der Weg zum Basketball gar nicht. Tatsächlich hüpfte der 28-jährige Franzose in seiner Jugend ständig auf den Basketball-Courts umher, zog zu den Körben, um die Bälle dann darin zu versenken. "Mein Zwillingsbruder Kevynn und ich haben jeden Tag Basketball gespielt, in den Ferien von morgens bis abends", sagt Olivier Nyokas, der vom französischen Erstliga-Aufsteiger US Créteil zum HBW Balingen-Weilstetten kam.

Sich im Verein auf die Jagd nach Körben zu machen, kam weder für ihn noch für Kevynn, der beim HBW-Ligarivalen Frisch Auf Göppingen angeheuert hat, in Frage. "Es gibt zu viele Regeln, die uns nicht gefallen haben. Wenn wir gespielt haben, ging es körperlich härter zur Sache." Zum Handball kam der in Montfermeil geborene, sprunggewaltige Rechtshänder, der sich sowohl im linken Rückraum als auch auf der Spielmacherposition zu Hause fühlt, erst im Alter von 16 Jahren. "Ein Freund unseres äteren Bruders Christian hat Handball gespielt, uns Trikots mitgebracht und zum Training mitgenommen. Und wir hatten einige Fähigkeiten, die im Handball gefragt waren", sagt Nyokas.

Zwei Jahre lang spielten er und Kevynn für den kleinen Klub ES Montgeron, dann wechselten beide in die zweite Mannschaft des Zweitligisten UMS Pontault-Combault, ehe der damalige Trainer von Paris Handball, Thierry Anti, auf das Duo aufmerksam wurde. Olivier spielte zunächst in der zweiten Mannschaft, gewann mit der 2007 Meisterschaft in der 3. Liga und mit den Profi-Team den "Coupe de France". Anfang 2008 trennten sich die Wege der Nyokas-Zwillinge, Olivier wechselte in die zweite spanische Liga zu BM Alcobendas, stieg mit dem Team in die Liga Asobal auf. "In Spanien war es erstaunlich. Die Zeit dort hat mein Leben verändert. Ich habe die Sprache schnell gelernt", sagt Nyokas. Dennoch zog es ihn zurück nach Frankreich. In den fünf vergangenen Spielzeiten war er für US Créteil am Ball, führte das Team nach einigen Höhen und Tiefen in der vergangenen Saison als Kapitän zurück in die höchste Spielklasse.

Schon früher hätte der 1,90 Meter große und 88 Kilogramm schwere Rechtshänder die Gelegenheit gehabt, nach Deutschland zu wechseln. "Natürlich wollte ich schon immer auf dem höchsten Level spielen, aber damals habe ich mich noch nicht so weit gefühlt. Jetzt wollte ich etwas Neues machen, und Balingen hat sich sehr um mich bemüht. Das war für mich sehr wichtig", sagt Nyokas, der sich bereits bestens eingelebt hat. "Ich fühle mich sehr wohl in der Mannschaft, ich will mich schnell integrieren. Zwar ist die Sprache auf dem Handballfeld universell, aber ich will schnell Deutsch lernen. Ich habe mir auch schon ein Lehrbuch gekauft." Ein paar Brocken kann er schon, begrüßte er doch die HBW-Fans beim öffentlichen Training mit den Worten: "Ich mag Balingen." Einen Sprachkurs will er gemeinsam mit seiner Frau belegen, die Anfang September mit dem drei Monate alten Sohn nach Balingen kommt. Was er mit dem HBW in der kommenden Saison erreichen will, ist klar: "Die Herausforderung ist riesig. Wir wollen den Klassenerhalt schaffen. In der vergangenen Saison hat nur wenig gefehlt, um ihn sportlich zu schaffen. Ich hoffe, dass ich den Tick dazu beitragen kann, damit es dieses Mal klappt. Auf jeden Fall haben wir ein klasse Team, mit vielen verrückten Jungs. Die Mannschaft ist erstaunlich und Martin Strobel einer der besten Spieler, die ich je gesehen habe."

Nyokas’ Liebe zum Basketball ist ungebrochen. "Die NBA ist das Größte. Früher war ich Fan der Miami Heat, aber mit LeBron James bin ich zu den Cleveland Cavaliers gewechselt", sagt Nyokas und lacht. Natürlich will er sich auch Spiele der Walter Tigers Tübingen ansehen. Beim Basketball-Bundesligisten mitzutrainieren, wird ihm der HBW aber kaum erlauben, sonst steht zu befürchten, dass die Tigers den Franzosen abwerben – besser er zeigt seine flinken Moves und spektakulären Sprungwürfe im Trikot des schwäbischen Handball-Erstligisten. Einen Vorgeschmack auf seine Torgefährlichkeit hat er schon gegeben Beim S-Cup in Altensteig wurde er mit 27 Treffern als "Bomber des Turniers" ausgezeichnet.