Eine 9-Millimeter-Hülse fand sich am Samstagmorgen noch auf dem Asphalt. Sie wurde in der Dunkelheit übersehen. Foto: Visel

Polizei nimmt flüchtigen Bankräuber fest. Anwohner kommen sich vor wie in einem "Tatort"-Krimi.

Balingen/Empfingen - "High Noon" in der Alten Steige mitten in Engstlatt. Wie in einem Western beziehungsweise Krimi sind sich die Anlieger am Freitagabend vorgekommen, nachdem dort ein Großaufgebot der Polizei nach einem Banküberfall in Empfingen einen flüchtigen Mann gestellt hat. Es fielen zahlreiche Schüsse.

Noch am Morgen danach können es die Augenzeugen nicht fassen. "Ich glaube immer noch nicht, was da mitten in unserer kleinen Gemeinde passiert ist", sagt ein 72-jähriger Mann. "Plötzlich waren da mehrere Polizeiautos. Überall war Blaulicht." Dann sei er aus dem Haus rausgegangen, als plötzlich Schüsse fielen. Sein Sohn habe ihm noch zugerufen. "Pass auf. Vorsicht. Da wird scharf geschossen."

Ein Augenzeuge berichtet: "Da wird scharf geschossen"

So etwas, sagt der Engstlatter, habe er noch nie erlebt. Und auch seine Nachbarn, die sich ebenfalls  auf die Straße getraut haben und das Ganze mitverfolgen, könnten sich an eine solche Begebenheit nicht erinnern. Auf der Straße im Bereich der Gebäude Nr. 10 und 11 habe es nur so von Polizisten gewimmelt. Eine jüngere Polizistin habe ihn sogar gebeten, bei ihm die Toilette benutzen zu dürfen.

Ein anderer Nachbar hat ebenfalls die Schüsse gehört und sofort seiner Frau und den Kindern geraten, in den Keller zu gehen. "Man weiß ja nicht sofort, was da überhaupt los ist." Die Szenerie sagt er, habe ihn an einen "Tatort"-Krimi erinnert. Die Polizei habe den flüchtigen Bankräuber mit mehreren Fahrzeugen verfolgt. Ein Polizeiauto hat das Fahrzeug des 57-jährigen Tatverdächtigen dann offentsichtlich gerammt und es so zum Stehen gebracht. Dann sind auf den Mercedes des Mannes mehrere Schüsse abgegeben worden, um dieses vollends fahruntüchtig zu machen. Gezielt wurde auf die Reifen und den Motorblock.

Polizeiauto rammt Fluchtwagen - dann fallen Schüsse

Auf der Straße sind neben weiteren zahlreichen Markierungen zur Spurensicherung auch elf kleine gelbe Kreise aufgemalt. Dort lagen die Patronenhülsen der Polizeigeschosse, die die Ermittler nachts noch gefunden haben. Eine 9-Millimeter-Hülse fand sich am Samstagmorgen noch auf dem Asphalt. Sie wurde in der Dunkelheit übersehen.

Der genaue Geschehensablauf muss laut Polizeisprecher Michael Aschenbrenner nun aber erst noch im Rahmen der kriminalpolizeilichen Ermittlungen geklärt werden. Dazu müssen die beteiligten Beamten verhört werden.

Verletzt wurde bei der spektakulären Festnahme nach der halsbrecherischen Fahrt des Mannes offensichtlich niemand. Angesichts der hohen Geschwindigkeit des Fluchtfahrzeugs geht die Polizei davon aus, mit dem erfolgreichen Zugriff vielleicht Schlimmeres verhindert zu haben.