Es bleibt weiter spannend: Die Verhandlungen zwischen Bahnhofs-Eigentümer Peter Seifert und der Stadt wegen des Vorplatzes scheinen derzeit auf keinem guten Gleis zu sein. Die Stadt will offenbar den Preis drücken – am liebsten aber gar nichts bezahlen. Foto: Maier

Seifert will Vorplatz nicht umwidmen und damit kostenlos überlassen. "Bauamt rechnet alles billig".

Balingen - Doch keine schnelle Lösung? In den Verhandlungen um die Zukunft des Balinger Bahnhofs-Ensembles sind die Fronten verhärtet. Eigentümer Peter Seifert hält der Stadt vor, auf einem "Geiz-ist-geil-Trip" zu sein und den Wert des Vorplatzes systematisch billig zu rechnen.

Wie berichtet, hatten Seifert und Vertreter des Bau- und des Stadtplanungsamts am vergangenen Freitag unter anderem über den Kauf des Bahnhofs-Vorplatzes durch die Stadt verhandelt. Dabei hatten die Stadt-Vertreter die Variante ins Spiel gebracht, dass Seifert den rund 750 Quadratmeter großen Vorplatz nicht verkaufen, sondern zu einem öffentlichen Platz umwidmen könne. Seifert bliebe Eigentümer, erhielte für die Umwidmung kein Geld; die Stadt wiederum hätte planerisch freie Hand, müsste allerdings auch die Verkehrssicherungspflicht übernehmen.

Seifert hatte angekündigt, diese Variante prüfen zu wollen. Ergebnis nach dem Wochenende: Er hält nichts davon. Insbesondere finde er es "fast schon frech", wie das Baudezernat den Wert des Vorplatzes billig rechne, sagte Seifert gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Zur Veranschaulichung: Im Kaufvertrag mit der Bahn sind für den Grund und Boden des Vorplatzes und des Bahnhofsgebäudes einheitlich 150 Euro je Quadratmeter veranschlagt. In den Verhandlungen mit Seifert vertrat das Bauamt indes die Meinung, dass für den Grund, auf dem das Gebäude steht, 280 Euro je Quadratmeter angesetzt werden müssten – und deshalb liege der Preis für den Vorplatz bei 51 000 Euro.

"Das fällt mir doch im Traum nicht ein"

Das entspricht nicht einmal der Hälfte des Wertes, der im Kaufvertrag festgelegt ist (109 500 Euro) – würde Seifert zu diesem Betrag an die Stadt verkaufen, dann müsste er die Differenz aufgrund einer Mindererlösklausel an die Bahn erstatten. "Das fällt mir doch im Traum nicht ein", so Seifert gestern, und: "Die Stadt möchte den Vorplatz – dann soll sie den dafür im Kaufvertrag festgesetzten Preis bezahlen." Und auch zum "Nulltarif" – durch eine Umwidmung – wolle er der Stadt den Vorplatz auf keinen Fall überlassen, so Seifert weiter: "Ich habe dafür bezahlt, wer den Platz will, muss auch dafür bezahlen." Den Erlös will er in die energetische Modernisierung des Gebäudes stecken.

Die Billig-Rechnerei ärgere ihn auch deshalb, weil die Stadt wenige Meter entfernt vom Bahnhof, in der Bahnhofstraße, für das Gebäude Nr. 19 (ehemals "Anker") einen Preis bezahlt habe, der deutlich über dem liege, was sie jetzt für den Bahnhofsvorplatz auszugeben bereit sei. Seiferts Informationen zufolge flossen für das Gebäude und das rund 400 Quadratmeter große Grundstück 325 000 Euro – wobei beim Kauf schon klar gewesen sei, dass das Gebäude so marode war, dass es abgerissen werden müsste. Unterm Strich habe die Stadt also allein für das Grundstück Geld in die Hand genommen (ganz abgesehen davon, dass sie die Abrissarbeiten auch noch würde bezahlen müssen) und einen Preis je Quadratmeter bezahlt, der um das Zehnfache über dem liege, was sie jetzt als Wert für den Vorplatz errechnet habe.

Fazit Seifert: Wenn die Stadt den Vorplatz wolle, dann müsse sie den Preis dafür bezahlen; das gelte auch dann, wenn sie das Vorkaufsrecht wahrnehme: In diesem Fall könne die Stadt den Preis für Vorplatz und Gebäude auch nicht frei bestimmen, sondern müsse sich aufgrund der Klauseln an die im Kaufvertrag festgehaltenen Summen halten.

Baudezernent Ernst Steidle wollte sich gestern mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen zu deren Inhalt nicht äußern: "In Grundstücksangelegenheiten sind wir zur Verschwiegenheit verpflichtet." Die Stadt strebe indes an, mit Peter Seifert rasch zu einer Lösung zu kommen.