Blick in das Innere der Heselwanger Kirche: Der Brand hat viele Spuren – und einen beißenden Geruch hinterlassen. Die Aufräumarbeiten sind in vollem Gange. Foto: Smaoui Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Heselwangen: Feuer hinterlässt viele Spuren / Orgelpfeifen werden einzeln von Hand gereinigt

Wer die evangelischen Kirche in Heselwangen betritt, dem schlägt der beißende Brandgeruch sofort entgegen. Seit einer Woche laufen die Aufräumarbeiten. Die Polizei sucht indes noch nach Erklärungen.

Balingen-Heselwangen. Offene Kabel, schwarze Wände, zertrümmerte Möbelstücke – für Architekt Rainer Heinz steht eine Herausforderung bevor, die er so bisher noch nicht erlebt hat: die Aufräum- und Sanierungsarbeiten in einer Kirche. "Im Grunde ist es für uns ein technisches Gebäude wie alle anderen auch", sagt er. "Doch es gibt einige Dinge, die ganz speziell angegangen werden müssen."

Zum Beispiel die Orgel: Nach dem Ausbau der Pfeifen durch Mitarbeiter der Pforzheimer Orgelbaufirma Krauter und Teichmann haben nun Fachkräfte der Brandschadenssanierungsfirma B&B die Orgelpfeifen gereinigt – jede einzelne, nacheinander, von Hand, in einer Wanne. "Das ist sehr aufwändig", so Heinz. "Allein dafür haben wir etwa 500 Arbeitsstunden gebraucht." Als nächstes stünden die Gespräche mit den Versicherungen sowie Sachverständigten an. "Bis heute wissen wir ja nicht, warum die Kirche gebrannt hat", sagt Heinz. "Aber das Gebäude ist glücklicherweise versichert." Auch Gespräche mit dem Denkmalamt müssten noch geführt werden.

"Wenn das alles geklärt ist, können die Reinigungsarbeiten im Innern beginnen", so der Architekt. Wo bereits eine grobe Reinigung gemacht wurde, gehe es dann an die Feinheiten. "Wir haben schon mal den Ruß von den Bänken gesaugt", sagt er. Zwei bis drei Millimeter dick habe sich dieser auf den Kirchenbänken abgelagert. "Aber da muss man natürlich jetzt gründlich rangehen."

Begonnen werde mit der Reinigung der Decke, dann folgen die Wände. "Wir fangen von oben an und arbeiten uns runter", erläutert Heinz. "Wenn das alles erledigt ist, wird auch ein Großteil des Geruchs verschwunden sein." Im Anschluss gehe es an die Malerarbeiten. "Man sieht an den Wänden und der Decke sehr gut, wie viel Ruß daran hängt", sagt der Architekt und zeigt mit dem Finger auf die vielen Stellen. Auch die Sitzpolster seien in Mitleidenschaft gezogen worden und müssten gereinigt werden.

Ein besonders erschreckendes Bild zeigt sich in der Sakristei, in der das Feuer vermutlich ausgebrochen ist. Der Gestank darin ist kaum auszuhalten, die Möbel, die Elektronik, die Wände – komplett zerstört. "Das ist ein absoluter Totalschaden", betont Heinz. "Die Schränke liegen schon im Container."

Die Aufräumarbeiten seien auch eine emotionale Geschichte. Heinz: "Viele Bürger sind tief betroffen und kommen natürlich auch mal vorbei, um sich den Schaden anzuschauen." Jeder frage sich, wie das nur passieren konnte. Doch die Klärung der Brandursache werde noch eine Weile dauern. "Die Kriminalpolizei hat die elektrischen Geräte ausgebaut und mitgenommen", sagt Heinz. Vermutet werde, dass diese das Feuer in der Sakristei ausgelöst haben. "Das versucht man anhand des geschmolzenen Klumpens rauszufinden." Denn das sei alles, was von den Elektrogeräten noch übrig sei.