Bernd Strobel und Jochen Gewecke setzen sich tatkräftig für die Regionalstadtbahn ein. Foto: Hertle Foto: Schwarzwälder-Bote

RegioStadtbahn: Vereinsvorstandsmitglieder suchen verstärkt Unterstützung im Zollernalbkreis

Von Lorenz Hertle

Auf Werbetour sind derzeit Bernd Strobel und Jochen Gewecke: Sie wollen das Projekt Regionalstadtbahn auch im Zollernalbkreis voranbringen.

Zollernalbkreis. Was mit der Idee einiger "wirrer Spinner" begonnen hatte, wie es Jochen Gewecke beschreibt, einer der Vorstandsmitglieder im Verein ProRegioStadtbahn, nämlich ein Verkehrssystem, das Eisenbahn und Straßenbahn verbindet, das hat im wahrsten Sinn des Wortes Fahrt aufgenommen: In den drei Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb haben sich Politiker aller Couleur und Gremien mittlerweile für die Regionalstadtbahn ausgesprochen.

Der Verein wurde 1999 gegründet und hat derzeit rund 100 Mitglieder. "Damals war die Regionalstadtbahn noch nicht salonfähig", beschreibt es der Mössinger Grafik-Designer Gewecke. Er betont, der Verein sei von Anfang an überparteilich gewesen. Im Beirat seien Vertreter von Parteien und Institutionen wie Regionalverband, Universitätsklinikum Tübingen, Städten und Gemeinden, der Industrie- und Handelskammer Reutlingen sowie Abgeordnete in Bundestag und Landtag tätig. "Es braucht eine breite Basis für ein Jahrhundertprojekt", meint Gewecke.

Bernd Strobel war bis zum Eintritt in den Ruhestand Vorstand für Technik der Hohenzollerischen Landesbahn und ist wie Gewecke im Vereinsvorstand. Er ist ebenfalls davon überzeugt, dass Straßenbau allein nicht die Verkehrsprobleme einer landlich strukturierten Region lösen kann. Es brauche einen leistungsfähigen, getakteten Nahverkehr, der Passagiere möglichst ohne Umsteigen vom Land in die Zentren bringt, um auch etwas für den Klimaschutz zu tun.

Interessant für den Zollernalbkreis ist laut Strobel besonders die Zollernbahn: Diese soll einen 30-Minuten-Takt erhalten, elektrifiziert und teilweise mit zwei Gleisen ausgestattet werden. Während dies laut Strobel technisch relativ problemlos machbar wäre, ist es nach seiner Meinung aber noch ein weiter Weg, bis auf der Talgangbahn wieder Züge von Ebingen nach Onstmettingen rollen. Dritte Strecke im Kreis ist die Killertalbahn, die ertüchtigt werden soll.

Wie das gehen kann, haben sich Strobel, Gewecke und ihre Mitstreiter vom "Karlsruher Modell" abgeschaut. Diese Bahn fährt schon einige Jahre von der Karlsruher Innenstadt beispielsweise über Baiersbronn nach Freudenstadt. Möglich ist dies dank Zügen mit zwei Stromsystemen. In Tübingen würde die Regionalstadtbahn vom Hauptbahnhof durch die Mühlstraße vorbei an der Universität und den Kliniken bis in den Stadtteil Waldhäuser-Ost fahren. Wer etwa von Albstadt oder Balingen zu den Kliniken fahren müsste, bräuchte nicht mehr umzusteigen.

Gewecke und Strobel sind überzeugt, dass die Regionalstadtbahn nicht nur den Nahverkehr erleichtert, sondern auch den Trend zur Abwanderung aus der Fläche in die Ballungszentren stoppen oder gar umkehren könnte, wie Studien ergeben hätten. Wichtig sei sie im Hinblick auf Stuttgart 21, meinen die Beiden.