Vorfreude auf den Auftritt: Die Sänger des Opernchors sind das Rückgrat der Balinger Eigenproduktionen. Foto: Engelhardt

Für Mitwirkende geht's auf Stadthallen-Bühne hoch her. Tradition und Neuerungen nach zweijähriger Pause.

Balingen - Die Eigenproduktionen der Stadthalle Balingen sind seit jeher etwas Besonderes. Nach zweijähriger Pause erfährt die Tradition nun ihre 17. Auflage. Mit "La Bohème" von Puccini führt das Ensemble nicht irgendeine Oper auf, sondern eine der beliebtesten weltweit. In zwei Wochen ist Premiere.

Freitagabend in der Balinger Stadthalle. Geschäftiges Treiben auf, neben und hinter der Bühne. Es wird gesungen, rezitiert und getanzt – die erste Bühnenprobe des gesamten Ensembles findet statt. Alle Protagonisten, die der 17. Auflage der Balinger Eigenproduktion Leben einhauchen, sind da. Nur die Musiker von Dietrich Schöller-Manno werden erst diese Woche dazustoßen. Während sich die Mitglieder der arcademia sinfonica noch in heimischen Gefilden hoch konzentriert auf ihren musikalischen Part vorbereiten, geht es auf der Bühne bereits hoch her.

Jünger und dynamischer als bisher solle die diesjährige Produktion werden, sagt Stadthallenchef Matthias Klein am Rande der ersten großen Probe. So habe man nach dem Abschied des langjährigen Regisseurs Gordon McKechnie einen kompletten Generationenwechsel vollzogen. Mit Gillian Hughes habe man eine Regisseurin gefunden, die neue Ideen in das bewährte System bringe, das den Balinger Opernchor in den Mittelpunkt jeglicher Produktion stelle.

Die rührige Theaterpädagogin Hughes ist am evangelischen Firstwaldgymnasium in Mössingen beschäftigt und hat unter anderem schon mit dem Theater Lindenhof zusammengearbeitet. Neben ihrem eigenen Fachwissen bringt die gebürtige Engländerin gleich noch Mitglieder ihres Schülerchores aus Mössingen ein sowie ausgewiesene Fachleute für Bühnenbild und Videoprojektion. "Uns war es wichtig, Kinder und Jugendliche noch mehr in unsere Eigenproduktion zu integrieren", betont Klein. Er freue sich daher besonders, dass neben den Schülern aus Mössingen auch Vertreter der Balinger Sichelschule und der Musikschule Hübner im Schülerchor mitwirken.

"Der Opernchor ist das Rückgrat unserer Produktionen", sagt Klein. Das hört natürlich nicht nur Monika Jetter-Seeger gerne. Die Sprecherin des Balinger Opernchors freut sich, dass ihre Sänger einmal mehr eine tragende Rolle übernehmen. "Auch wir haben uns etwas verjüngt, so ergibt sich auch ein anderes Klangbild." Das offene Arbeiten mit der neuen Regisseurin sei sehr spannend für den Opernchor. "Und seit April haben wir sogar Theaterunterricht."

Erstmals sei die Stadthalle auch eine Kooperation mit der Opernschule der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart eingegangen, sagt Klein. Die Absolventen übernehmen Hauptrollen in "La Bohème". Außerdem bedeute die Kooperation auch, dass sie die authentischen Kostüme aus dem Fundus des Staatstheaters nutzen dürften. Das große Solistenensemble mit teilweise doppelt besetzten Rollen stellte Hughes persönlich vor. Neben den lokalen Vorzeigesolisten Carla Thullner und Axel Wagner, die bereits in mehreren Stadthallen-Produktionen mitgewirkt haben und nun als Musetta sowie als Benoit und Alcindoro auftreten, ist eine internationale Truppe am Start. Die Darsteller stammen aus Brasilien, Frankreich, Ecuador und der Ukraine.

"Wir arbeiten als Team, jeder ist gleich wichtig", betont die Regisseurin, ob als Akteur auf der Bühne oder als Helfer im Hintergrund. "Wir freuen uns sehr, dass wir hier in der Stadthalle unsere "Bohème" auf die Bühne bringen dürfen", meint Hughes. "Uns war sehr wichtig, dass jeder seine Rolle hat, auch im Chor." Daher wurden auch mit den Laiendarstellern sehr viele Übungen gemacht und Techniken trainiert. "Und ich freue mich riesig, dass unsere Darsteller dank ihrer Jugend auch wissen, was es bedeutet, jung zu sein." Daher ergebe es eine sehr authentische Aufführung. Alle Protagonisten seien sehr spielfreudig. "Es wird alles sehr unterhaltsam sein und es wird viele komödiantische Einlagen geben", verspricht Hughes.

Beim Bühnenbild geht die Regisseurin mit Oliver Walter ebenso einen neuen Weg. "Es wird kein Kulissentheater sein. Mit der aufwändigen Projektion gehen wir in eine abstrahierte Richtung", sagt Walter. "Da steckt sehr viel Technik drin, der künstlerische Touch wird dadurch noch verstärkt."

Die musikalische Leitung liegt in den bewährten Händen von Dietrich Schöller-Manno. "Wir haben hier Traumstimmen, auf die sich alle freuen. Und der Chor ist so präsent, wie man sich das gewünscht hat", sagt er. Nun müsse alles zusammengefügt werden. Besonders wichtig für Schöller-Manno: Dass es ein Projekt für die Stadt wird, und zwar nicht nur diesmal, sondern auch in Zukunft.

Info

Tickets

Die Premiere der Eigenproduktion "La Bohème" ist am Freitag, 10. November. Weitere Aufführungen sind am Samstag und Sonntag, 11. und 12. November. Beginn ist jeweils um 19 Uhr. Das Stück dauert zirka zwei Stunden und hat eine Pause. Karten im Vorverkauf gibt es unter anderem bei der Stadthalle Balingen unter der Tickethotline 07433/9 00 84 20.