Sie freuen sich auf das Narrengericht am kommenden Sonntag (von links): Helmut Michels, Birger Fleck, Michael Willkommen, Ute Landenberger, Andreas Ammer und Vorsitzender Bernd Haisch. Foto: Hauser Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Balinger Comedy-Duo steht am Sonntag vor dem Dornstetter Narrengericht – und freut sich darauf

Das wird am Sonntag ein schwerer Gang für die "Kächeles": Gefesselt und mit Halskrause werden sie in Dornstetten vom Bahnhof zum Marktplatz geführt. Dort müssen sie sich vor dem Narrengericht der Drillerhansele verantworten.

Balingen/Dornstetten. Eine ominöse Schwarzwaldfahrt und ein "regionales Produkt" seien dem Balinger Comedy-Duo Käthe und Karl-Eugen Kächele alias Ute Landenberger und Michael Willkommen zum Verhängnis geworden, schmunzelt Redeschreiber Andreas Ammer. "Aber mehr wird nicht verraten", gibt er sich noch bedeckt über den Verlauf der Verhandlung.

Am Montagabend haben sich Mitglieder der Narrenzunft Drillerhansele mit den "Kächeles" zur Feinabstimmung getroffen. Bereits bei einem ersten Termin haben beide Seiten gemerkt, dass sie auf einer Wellenlänge liegen. "Die Gedankenblitze sind nur so gesprüht", zeigt sich Vorsitzender Birger Fleck immer noch angetan von der Spontaneität der Balinger.

Die ersten Kontakte waren im vergangenen Herbst geknüpft worden, als die "Kächeles" in Dornstetten ein Gastspiel gaben. Auch Mitglieder der Narrenzunft waren im Publikum und vom Auftritt begeistert. "Die würden auch zu uns passen", war sich Fleck sicher, so dass er dem Duo das Angebot machte, beim Narrengericht mitzuwirken.

Bei Ute Landenberger und Michael Willkommen rannten die Dornstetter Narren offene Türen ein. "Das ist genau das Richtige für uns. Wir sind nämlich das ganze Jahr über närrisch", hält "Käthe Kächele" fest. Und "Karl-Eugen" ergänzt: "Wir freuen uns darauf."

"Die Kächeles" befinden sich als Angeklagte vor dem Dornstetter Narrengericht in prominenter Gesellschaft. Denn auch schon der ehemalige Ministerpräsident Erwin Teufel, Carl Glauner, Chef der Alpirsbacher Klosterbräu, die Schauspielerin Ursula Cantieni oder die Comedy-Kolleginnen von "Dui do on de sell" haben sich ihre Strafen abgeholt. Im vergangenen Jahr wurde der damalige CDU-Spitzenkandidat und jetzige Justizminister Guido Wolf dazu verurteilt, stets gut von Dornstetten zu reden und die Narren nach Stuttgart einzuladen – Verköstigung inklusive.

Wolf wird es im späteren Verlauf der Veranstaltung auch sein, der eine Laudatio auf die "Kächeles" hält. Denn sie werden zur Belohnung in der Stadthalle zu Rittern geschlagen. Vielleicht wird die Laudatio in gereimter Form erfolgen, erklärt Birger Fleck in Anspielung auf Wolfs poetische Ader und erinnert an den FDP-Landesvorsitzenden und Europaabgeordneten Michael Theurer. Dieser hatte sich für das Lob auf seinen Nachfolger vor dem Narrengericht, Gotthilf Fischer, etwas Besonderes ausgedacht: Er sang die Lobeshymne nach der Melodie von "Auf der schwäbsche Eisebahne".

Das Narrengericht wird vom Vogt zu Dornstetten – Jürgen Mast übernimmt diese Rolle –, König Rudolf von Habsburg – Gerhard Rommel hat diesen Part von Wolfgang Rebmann übernommen –, einem Schreiber (Christian Felchl) und einem Advokaten gebildet. In dieser Rolle wird Helmut Michels den "Kächeles" zur Seite stehen. Doch auf ihn sollten sie sich nicht zu sehr verlassen: Ihm ist es bei den vergangenen 20 Narrengerichten noch nie gelungen, für die Angeklagten einen Freispruch zu erreichen.

Das Dornstetter Narrengericht geht auf das Jahr 1278 zurück, als Heinrich von Fürstenberg von König Rudolf von Habsburg für seine Stadt Dornstetten die Hohe Gerichtsbarkeit erhielt.

Diese Hohe Gerichtsbarkeit hatte bis zum 19. Jahrhundert ihren Sitz in den Mauern der altehrwürdigen Oberamtsstadt Dornstetten und konnte auch über Leben und Tod entscheiden.

Beim Narrengericht wird der Delinquent nach dem Verlesen der Anklage und dem Aufzählen der Missetaten einem Verhör durch das Hohe Gericht unterworfen. Im Anschluss an das Plädoyer des Advokaten entscheidet das Hohe Gericht über Schuld und Unschuld des Delinquenten und setzt die Strafe fest.

Das Programm für das 21. Narrengericht:

10.30 Uhr: närrischer Frühschoppen in der Stadthalle Dornstetten

11 Uhr: Zunftmeisterempfang in der Stadthalle

13 Uhr: Närrischer Umzug durch Dornstetten

15 Uhr: Narrengericht auf dem historischen Marktplatz

16 Uhr: Laudatio und Ritterschlag in der Stadthalle Dornstetten