In Aktion: Dirigent Joachim Schöppe und der Musikverein Weilstetten. Foto: Göberin Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Dirigent Joachim Schöppe komponiert für den Musikverein Weilstetten / Werk entsteht im Kopf

Wenn Joachim Schöppe beim Musikverein Weilstetten den Taktstock schwingt, gibt es Lieder, die er besonders gut kennt – denn sie stammen aus seiner Feder.

Balingen-Weilstetten.

Wie ein Maler verarbeitet Joachim Schöppe seine Eindrücke und Vorstellungen in seiner Kunst – nur sind Notenblätter seine Leinwand, Notenzeichen seine Farbe. Für den Musikverein Weilstetten hat er unter anderem das Stück "Lochenstein" komponiert, ein entspannter Unterhaltungsmarsch, der die Landschaft rund um Weilsttetten musikalisch beschreibt.

Doch wie klingt eine Landschaft oder ein Ereignis? Schöppe erklärt, dass eine Komposition zunächst im Kopf beginnt. "Man hat eine gewisse Vorstellung, wie es klingen soll. Oft ist es der berühmte Ohrwurm, mit dem alles beginnt", sagt der 43-Jährige.

Schöppes Werkbank ist sein Computer. Mithilfe eines Notensatzprogramms bringt er seine Vorstellung für die einzelnen Instrumente zu Papier. Dabei überlegt er sich, welche Stimmung das Stück transportieren soll, welche Klangfarben oder -verhältnisse er einfließen lassen möchte. Dabei hilft ihm auch seine langjährige Erfahrung als Dirigent.

Unmittelbar nach seinem Schlagzeugstudium in Nürnberg nahm er 1999 den Taktstock in die Hand, seit 2008 dirigiert er den Musikverein Weilstetten. Im Studium lernte er Tonsatzbildung, als Schlagzeuglehrer ist er mit dem Komponieren für Schlagwerk vertraut. "Es reizte mich, das auf Blasregister auszudehnen."

Ist die Komposition fertig, legt Schöppe die Notenblätter den Weilstetter Musikern vor. Dann gelangt die Melodie zum ersten Mal aus seinem Kopf, über die Notenblätter, in das Ohr Dritter. In den Proben merkt er, wo er noch feilen muss. "Doch das sind meist nur Formalitäten, ein falscher Ton oder fehlende Lautstärkebezeichnungen."

Die Rückmeldung seiner Musiker spornt Schöppe immer wieder an, sich neue Stücke auszudenken. "Ich finde es interessant, eine Idee auszureizen, wie weit man eine einfache Melodie weiterspinnen kann."

Seine jüngste Komposition für die Weilstetter kam beim Frühlingskonzert zur Aufführung. "Grooving Drums" rückt vor allem das Schlagzeug, Schöppes Lieblingsinstrument, in den Mittelpunkt, ohne jedoch den Klang des Orchesters zu zerstören. Das Werk schrieb er Nico Köhler, Schlagzeuger des MV Weilstetten, auf den Leib.

Auch geschichtliche Ereignisse verarbeit Schöppe in Notenblätter: Für den Musikverein in seinem Wohnort Starzeln komponierte er anlässlich des Stadtjubiläums ein Lied, die Inzighofener Stadtgeschichte verarbeite er zu einem Musical.

Wie lange es dauert, ein mehrstimmiges Stück für verschiedene Register zu komponieren, hängt vom jeweiligen Schwierigkeitsgrad, aber auch von der Tagesform ab. "Mal fällt einem ganz viel ein – da fragt mich meine Frau immmer, was ich denn vor mich hin pfeife – dann schreib ich das ganz schnell nieder. An anderen Tagen muss ich länger rumprobieren.

Mittlerweile hat Schöppe sechs Werke komponiert, zwei davon wurden bereits verlegt, drei weitere folgen in diesem Jahr. Zwar soll für ihn das Komponieren in jedem Fall ein Hobby bleiben, doch möchte er sich künftig verstärkt des Notensatzprogramms bedienen und einige Werke verlegen.