Glückwunsch: Walter Ladenberger (links) gratuliert seinem Nachfolger Gerd Ulrich. Der neu zusammengesetzte Endinger Ortschaftsrat hat gestern einen neuen Ortsvorsteher gewählt. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Gerd Ulrich setzt sich gegen Amtsinhaber Walter Ladenberger durch / Große Spannungen innerhalb des Gremiums

Von Steffen Maier

Balingen-Endingen. Neuer Ortschaftsrat, neuer Ortsvorsteher: Das elfköpfige Endinger Gremium hat gestern Abend Gerd Ulrich (62) zum Nachfolger von Walter Ladenberger (66) gewählt. Ulrich setzte sich knapp mit 6:5 Stimmen gegen den Amtsinhaber durch. Zahlreiche Endinger verfolgten die Sitzung.

Gewählt wurde geheim, gleichwohl darf man davon ausgehen, dass Ulrich die Stimmen der fünf Vertreter der Bürgerliste, Ladenberger dagegen die fünf Stimmen der Vereinigten Wählerliste erhalten hat. Pikant: Ulrich war als Kandidat der Vereinigten Wählerliste ins Rennen gegangen – ebenso Amtsinhaber Ladenberger.

Trotz der durch die Kandidatur Ulrichs entstandenen Differenzen zwischen ihm und Ladenberger gratulierte der Noch-Ortsvorsteher seinem Nachfolger nach dem Urnengang postwendend und sagte, er wünsche ihm viel Glück für die anstehende Arbeit. "Ich hoffe, Sie erreichen viel für Endingen." Ob er dem Gremium weiter angehören wird, ließ Ladenberger gestern offen. "Darüber will ich nicht jetzt entscheiden." Ladenberger deutete zudem an, dass er noch gewisse Zweifel hat, ob Ulrich das Amt auch tatsächlich antreten können wird – schließlich müsse der Gemeinderat die Wahl erst noch bestätigen.

Ulrich sagte, dass er Respekt habe vor den Verdiensten Ladenbergers um Endingen. Diese seien unbestritten. Er habe auf Bitten der Bürgerliste und Endinger Bürger um das Amt des Ortsvorstehers kandidiert. Mit der Wahl zum Ortsvorsteher muss Ulrich das Amts des Vorsitzenden der Bürgerinitiative abgeben, die für die B 27-Ortsumfahrung kämpft; so ist es in deren Satzung festgeschrieben. Die BI ist damit vorerst führungslos, weil der stellvertretende Vorsitzende, Klaus-Dieter Schwabenthan, dieses Amt wegen der Kandidatur Ulrichs um den Ortsvorsteherposten abgegeben hat.

Durch die Wahl Ulrichs zum neuen Ortsvorsteher, die vom Gemeinderat in der nächsten Woche noch bestätigt werden muss, wurden die großen Spannungen innerhalb des neugewählten Endinger Gremiums deutlich. Wie es aussieht, stehen sich die beiden Listen derzeit unversöhnlich gegenüber. Ebenfalls zu erkennen war das bei der Wahl der stellvertretenden Ortsvorsteher: Klaus-Dieter Schwabenthan (Vereinigte Wählerliste), bisher der erste Stellvertreter, erklärte, für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Gewählt wurde stattdessen mit sechs Stimmen Jochen Urban (bisher zweiter Stellvertreter) – den Ladenberger als treibende Kraft der "Intrige" ansieht, die mit der Aufstellung der Bürgerliste allein das Ziel gehabt habe, ihn aus dem Amt zu befördern.

Für den Posten des zweiten Stellvertreters fand sich zunächst kein Kandidat, dann erklärte sich Horst Ritter (Bürgerliste) bereit, erhielt aber nicht die notwendige Stimmenzahl. Darauf sprang Klaus-Dieter Schwabenthan in die Bresche – und erreichte mit neun Stimmen das beste Ergebnis des Abends.

Den Wahlen vorangegangen war eine teils erregte Debatt zwischen Vertretern der beiden Listen. Walter Ladenberger, Ortsvorsteher seit November 2006 und Stimmenkönig bei der Wahl im Mai, verwies auf die Erfolge, die er und das Gremium in den vergangenen Jahren für Endingen erreicht hätten. Dagegen sagte Jochen Urban, Stimmenführer der Bürgerliste, dass er und seine Listen-Mistreiter für neue Wege, für eine neue Diskussionskultur im Gremium angetreten seien. Doch Ladenberger habe sie von Beginn an nur als Gegner angesehen und auch so behandelt, ein klärendes Gespräch sei bis heute nicht zustande gekommen.

Genau das benannte Gerd Ulrich als Motivation für den Entschluss, sich um den Ortsvorsteher-Posten zu bewerben. Angesichts des guten Abschneidens der Bürgerliste – auf Anhieb fünf der elf Sitze – sei ein "weiter so" nicht angebracht gewesen.

Ulrich sagte weiter, er hätte auf eine Kandidatur verzichtet, wenn es ein klärendes Gespräch zwischen Ladenberger und Vertretern der Bürgerliste gegeben hätte. Dazu sei es aber nicht gekommen, und deshalb kandidiere er.

"Für mich erhebe ich den Anspruch, dass ich mit jedem ohne Vorbehalte reden kann, Differenzen offen austrage und nicht immer recht haben muss", so Ulrich. Offensichtlich sahen er und die Vertreter der Bürgerliste die jeweils gegenteilige Position bei Ladenberger als gegeben an.

Die gereizte Stimmung übertrug sich auch auf die Zuhörer: Diese kommentierten die Diskussion teils mit Kopfschütteln, mit Lachen, Zwischenrufen und Kommentaren à la "Kindergarten".

Klaus-Dieter Schwabenthan sagte, es sei schade, dass es in Endingen zu einer derart konfrontativen Stimmung gekommen sei: "Das war nicht hilfreich für die Gemeinde." Gerd Ulrich sagte nach der Wahl, er hoffe auf ein "vernünftiges Miteinander" im Gremium.