Wo bis Ende September 2012 noch das alte Gemeindehaus stand, gähnt derzeit eine Baugrube. An seiner Stelle entsteht ein moderner Neubau, in dem der Gemeindesaal ebenerdig liegt. Foto: Schnurr

Neues Gemeindehaus der Kirchengemeinde Heilig Geist soll im Mai 2014 fertig sein. Pfarrer feiert nach.

Balingen - Im Mai wird Pfarrer Jochen Boos 50. Doch die Feier wird er verschieben: Erst will er das neue Gemeindehaus der katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist fertig sehen.Dort, wo bis Ende September das alte Gemeindehaus stand, wird gebaggert und vermessen. Bis Ostern 2014 soll an seiner Stelle ein moderner Neubau entstehen.

Erst danach, im Mai kommenden Jahres, will Pfarrer Boos sich die Zeit nehmen, seinen runden Geburtstag nachträglich zu begehen: "Die richtige Freude zu feiern kommt erst auf, wenn das Gebäude fertig ist", sagt er. Der Neubau, das vierte Bauprojekt der Gemeinde innerhalb weniger Jahre, sei ein richtiger Zeitfresser. Daher fällt sein 50. Geburtstag bildlich gesprochen in die Baugrube.

Knapp 48 Jahre lang hatte das bisherige Gemeindehaus nicht nur dem Kindergarten St. Franziskus Raum geboten, sondern war auch Zentrum des nicht-sakralen Teils des Gemeindelebens gewesen. Es war an der Zeit für einen Neubau: Das ungedämmte Gebäude verursachte horrende Heizkosten.

Zudem befand sich der Gemeindesaal im ersten Stock, war nur über eine Treppe zu erreichen, und eine bloße Sanierung hätte dieses Manko nicht behoben. Nachdem die Kirchengemeinde passende Flächen kaufte und die Stadt einen Teil der Hindenburgstraße zu Baugrund umwidmete, waren die Weichen gestellt. Der Abriss des alten Gebäudes hat wegen der massiven Stahlbetonkonstruktion acht statt veranschlagten vier bis sechs Wochen gedauert, und auch die Absicherung der Hauptkabeltrasse der Telekom, die quer über das Gelände der Kirche führt, hat gedauert und kostete extra.

"Aber wir sind vom Zeitplan her guter Dinge", sagt die Architektin Sabine Klaiber, die dem Bauausschuss der Kirchengemeinde angehört. Fast alle Bauaufträge sind vergeben "Von jetzt an muss durchgearbeitet werden." Nur im Wetter stecke man nicht drin. Das Gemeindefest soll auf jeden Fall wieder auf dem Kirchenareal stattfinden.

Das abgerissene Gebäude an sich vermisst niemand, sehr wohl aber die Räume, die momentan nicht zur Verfügung stehen: Der Gemeinde fehlt es während des Baus an einem Gruppenraum und einem Saal. Alle größeren Veranstaltungen müssen derzeit im evangelischen Gemeindehaus stattfinden, das den katholischen Mitchristen das solidarisch geöffnet wird. Zahlreiche Chöre, Gruppen und Kreise, die kroatische Gemeinde und auch die Pfadfinder haben ihre Treffen vorübergehend in den Kindergarten Edith Stein verlegt, die Besprechungsräume des Pfarrhauses, ins Zollernschloss oder sogar den Keller der Kirche.

Deswegen herrscht Vorfreude auf die Fertigstellung: "Es wird der Gemeinde gut tun, wenn der ebenerdige Saal bereitsteht", sagt Klaiber. Der soll auch auf junge Leute einladend wirken und für Veranstaltungen dienen. Ebenso wichtig: Auch Gemeindemitglieder, die nicht mehr gut zu Fuß sind, können an Festen wieder teilnehmen.

Das Gemeindehaus, sind sich Bauleiterin und Pfarrer einig, sei als Begegnungsort Voraussetzung für ein gut funktionierendes Gemeindeleben. Es erweitere das Angebot über die Gottesdienste hinaus: "Kirche funktioniert nur über die Gemeinschaft", sagt Boos. Deswegen habe der Neubau als Versammlungsort ebenso eine Funktion wie das Gotteshaus als sakraler Raum.

Rund 2,775 Millionen Euro soll das neue Gebäude nach jüngstem Planungsstand kosten. Die Hauptlast dieser Summe trägt die Diözese Rottenburg-Stuttgart, aber auch die Stadt Balingen beteiligt sich. Weiteres Geld soll aus Krediten bei der Diözese sowie dem Verkauf von zwei Grundstücken der Gemeinde in Engstlatt kommen.

Rund 350 000 Euro muss die Heilig-Geist-Gemeinde zudem aus Eigenmitteln aufbringen. "Doch die Spardose ist eigentlich leer", sagt Sabine Klaiber. Das Geld der Kirchengemeinde stecke in Kindergarten, Pfarr- und Dekanatshaus.

Deshalb soll diese Summe hauptsächlich über Spenden bestritten werden; etwas mehr als 150 000 Euro sind bislang eingegangen, freut sich der Pfarrer. Doch er macht kein Hehl daraus, dass es ihm unangenehm ist, seit seinem Amtsantritt in Balingen vor zweieinhalb Jahren fast in jedem Gottesdienst "wie ein Marktschreier" um weitere Spenden zu werben. Deswegen spielt Boos mittlerweile Lotto – "nur für die Gemeinde", wie er betont.

Weitere Informationen: www.hl-geist-gemeinde-balingen.de